Marthe Rull hat Ruprecht, den Bräutigam ihrer Tochter, imVerdacht, heimlich die Nacht bei Eve verbracht zu haben. Nun sollDorfrichter Adam den Fall klären. Doch der zeigt wenig Ehrgeiz bei derAufklärung des nächtlichen Vorfalls. Nicht nur, dass er selbst völligderangiert in der Gerichtsstube erscheint. Mit gewieftenVerschleierungstaktiken und unlauteren Verhörmethoden setzt er allen Eiferdaran, mehr Dunkel als Licht in den Fall zu bringen. Einzig GerichtsratWalter, der auf Inspektionsreise nach Huisum gekommen ist, treibt mit derUnterstützung von Adams Schreiber Licht die Verhandlung voran. Erdurchschaut bald das doppelte Spiel des Richters. Adam verstrickt sich immertiefer in ein Gespinst aus Ausflüchten und Lügen. Und als schließlich eineunverhoffte Zeugin auftaucht, bleibt ihm nur die Flucht aus dem eigenenGerichtssaal.
Zu dieser Komödie hat Kleist sich von Sophokles’ Tragödie über König Ödipusinspirieren lassen. Die Tragik des König Ödipus, der einen Mörder sucht unddabei entdecken muss, dass er selbst der Täter ist, verwandelt sich beiKleist in das komische Moment, dass der verhandelnde Richter zu verbergensucht, dass er der eigentlich Schuldige ist. Dabei ist es die Sprache, dieihn verrät: Denn die Sprache, die das Unbewusste verschleiern soll, enthülltes immer auch gleichzeitig.
Rafael Sanchez war bis Sommer 2006 Hausregisseur am Theater Basel, wo er unter anderem Kleists »Das Käthchen von Heilbronn« inszenierte. Er arbeitet auch am Jungen Theater Basel, am Theater Essen, am Maxim Gorki Theater und an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Mit »Der zerbrochne Krug« stellt er seine erste Arbeit am schauspielhannover vor.
Mit Mila Dargies, Moritz Dürr, Christian Friedel, Peter Knaack,Jana Lissovskaia, Clemens Schick, Martina StruppekMusiker Anna-Sophie Mahler, Gilbert TrefzgerRegie Rafael Sanchez · Bühne Simeon Meier · Kostüme Ursula LeuenbergerDramaturgie Beate Heine