In der bewährten Kooperation trainieren die Teilnehmer persönliche Ausdrucksstärke, Konflikt- und Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, aber auch Durchhaltevermögen. In Firmenpraktika probierten sie sich in verschiedenen Berufsrichtungen aus und schaffen sich so eine gute Grundlage für den weiteren beruflichen Weg. Künstlerisch wird das Theatermodell von den beiden Schauspielern Gabriele Rothmann und Torsten Schlosser geleitet. Die Premiere des Theaterstückes ist das Resultat aus Ideen, Fleiß und Engagement der Maßnahmeteilnehmer. Zwei weitere Vorstellungen am 13. Mai, 16 und 19.30 Uhr erwarten die Zuschauer. Der Eintritt ist jeweils frei.
Ein „Flaschengeist, Unterdämon 2. Klasse, dritter Ordnung“ – man kennt ihn auch unter seinem Spitznamen „Hitsch“ – muss ein Problem lösen, den Wunsch erfüllen, welchen die junge Anna hatte, als sie ein Fläschchen öffnete und den Hitsch freiließ, sonst wird er weitere 20.000 Jahre in seine Flasche gesperrt. Doch „das kleine Problem ist eine Kulturkrise“: Anna, die Tochter der Steiners, einer gut christlichen Unternehmerfamilie, ist in den Sohn der Putzfrau verliebt. Und der heißt Rafic und kommt aus einer muslimischen Migrantenfamilie. Nun sollen die beiden heiraten. Und der Flaschengeist darf bei seiner Aufgabe nur wenige seiner dämonischen Kräfte einsetzen: Er kann sich in Andere verwandeln, die Zeit anhalten und ist als Hitsch für andere unsichtbar – Eigenschaften, die „völlig zufällig“ auch am Theater gut zu gebrauchen sind. Dem „Hitsch“ gelingt es Alfons Steiner bei seiner Selbstgefälligkeit zu packen und ihn für seine Zwecke einzuspannen.
Doch die Vorurteile Vater Steiners gegenüber Muslimen lassen sich nicht so leicht unter einer bürgerlich-liberalen Fassade verstecken und Alfons hat noch andere Krisenherde: Der Sohn, Georg, studiert schon ewig und hegt ausländerfeindliches Gedankengut. Seine Frau, Gertrud, spricht ihre Sätze nicht zu Ende, weil sich eh nichts mehr ändert. Die Putzfrau Fatima versucht zu verstehen, warum sie einmal raus soll aus ihrer Unterkunft und dann wieder nicht. Ihre Tochter Amira, eine junge Frau, welche an ihrer Kultur verzweifelt versucht festzuhalten, wie an ihrem Kopftuch, soll ausgerechnet mit Georg zusammen am Abend eine Laudatio auf Alfons Steiner halten. Wie soll da der Empfang gelingen, auf welchem Alfons vom Landrat persönlich, ein Orden verliehen werden soll? Und muss der Hitsch wieder zurück in die
Flasche oder rettet er sich vor dem „Einstöpseln“?
Humor sei, schrieb der israelische Schriftsteller Amos Oz, „eine wirksame Medizin gegen Fanatismus“. Mit Humor wollte auch das Wald4tler Hoftheater religiöse Fanatiker kurieren. Die gut besuchte Premiere von „Der Flaschengeist“ war am 14. August 2014. Der vielschichtige Text der Autorin Verena Kanaan (selbst mit einem Moslem verheiratet) spielt mit plakativen Ansagen und mit versteckten Pointen. Intendant Harald Gugenberger tüfftelte drei Jahre daran, seine Idee witzig und provokant umzusetzen..