Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Deutsche Erstaufführung: „Bajazet“ beim WINTER IN SCHWETZINGENDeutsche Erstaufführung: „Bajazet“ beim WINTER IN SCHWETZINGENDeutsche Erstaufführung:...

Deutsche Erstaufführung: „Bajazet“ beim WINTER IN SCHWETZINGEN

Premiere: 12.12.2010, 18.00, Rokokotheater Schwetzingen

 

Die nunmehr vierte Produktion einer Vivaldi-Oper beim Barockfest WINTER IN SCHWETZINGEN bringt mit „Bajazet“ eine ganz besondere Entdeckung in einer Deutschsprachigen Erstaufführung auf die Bühne.

Agostino Piovenes Libretto wurde viel vertont, bisweilen auch unter dem Titel

„Tamerlano“ wie bei Georg Friedrich Händel. Es erzählt die Geschichte des türkischen Sultans Bajazet, der von dem grausamen Tatarenherrscher Tamerlan besiegt und gefangengesetzt wurde.

 

Tamerlan verliebt sich in Bajazets Tochter Asteria und lässt dafür seine Verlobte stehen, die das Reich von Trapezunt in die Ehe einbringen sollte. Doch Asteria hat bereits einen Liebhaber, der jedoch, zwischen Liebe und Machtgelüsten hin- und hergerissen, immer wieder schwach wird. Sie selbst versucht einige Mordanschläge gegen den ungeliebten Tyrannen. Mit seiner

Rücksichtslosigkeit treibt Tamerlan den gedemütigten Bajazet schließlich in den Selbstmord. Und weil es in der Barockoper immer ein Happy end geben muss, siegt am Ende bei Tamerlan die Einsicht. Er verzichtet auf Asteria und nimmt die machtpolitisch passende Braut.

 

Bernd Feuchtner, der Künstlerische Leiter des Festivals, und der Musikalische Leiter Michael Form, sind stolz, wieder eine musikalische Entdeckung ersten Ranges präsentieren zu können.

„Bajazet“ ist nicht einfach nur eine Oper, sondern ein Pasticcio, eine Zusammenstellung bereits

vorhandener Arien und Ensembles. Dabei ist ein Feuerwerk großartiger Musik entstanden, die das Drama in allen Farben ausmalt. Für den Karneval 1735 im Teatro Filarmonico von Verona wählte Vivaldi sechs Arien von Johann Adolf Hasse (aus „Siroe“), drei von Jacopo Giacomelli (aus „Alessandro Severo“, „Adriano in Siria“ und „Merope“), sowie eine aus der „Idaspe“ des Farinelli-

Bruders Broschi aus; bei einer Arie kennen wir den Komponisten nicht. Damit stach Vivaldi die neapolitanische Konkurrenz mit ihren eigenen Mitteln aus. Die Arien von Bajazet, Asteria und Idaspe steuerte er meist aus der eigenen Schublade bei: Seine zehn Nummern stammen aus „L’Olimpiade“, „Giustino“, „Semiramide“, „Motezuma“ und „Farnace“.

 

Die Texte wurden dem neuen Zusammenhang angepasst. Und selbstverständlich komponierte Vivaldi alle Rezitative mit der gewohnten Sorgfalt. Das Manuskript ist nicht ganz vollständig, es fehlen einige Nummern. Das ergab wieder eine Chance für Thomas Leininger, diese Arien neu zu komponieren. Der junge Komponist aus Mainz hatte vor fünf Jahren für die Schwetzinger Aufführung das fehlende Drittel von Vivaldis „Motezuma“ ergänzt und mit seiner genauen Einfühlung in den barocken Stil für

Verblüffung gesorgt.

 

Für die Inszenierung sorgt der junge Mannheimer Regisseur Daniel Pfluger gemeinsam mit dem Bühnenbildner Flurin Madsen und der Kostümbildnerin Janine Werthmann. Das Team hat in der Spielzeit 09/10 im Theaterkino Heidelberg die bemerkenswerte Inszenierung „Godard Driving“ erarbeitet.

 

Libretto von Agostino Piovene

 

Dirigent & Blockflöte Michael Form

Regie Daniel Pfluger, Bühne Flurin Borg Madsen

Kostüme Janine Werthmann

 

Tamerlano Yosemeh Adjej

Bajazet Amadeu Tasca

Asteria Sophie Carvalho

Andronico Aaron Judisch

Irene Rosa Dominguez

Idaspe Camilla de Falleiro

Theorbe Julian Behr

Cembalo & Rezitative Johannes Keller

 

Philharmonisches Orchester Heidelberg

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

SCHATTEN EINES DORFES - Deutsche Erstaufführung "Die Bagage" von Monika Helfer im Studiotheater Stuttgart

Die Inszenierung von Lisa Wildmann nach dem Roman "Die Bagage" der 1947 in Au/Bregenzerwald geborenen Autorin Monika Helfer lebt von suggestiven psychologischen Beobachtungen und starken…

Von: ALEXANDER WALTHER

EFFEKTVOLLE WENDUNGEN - "Der letzte Vorhang" von Maria Goos im Theater Atelier/STUTTGART

Dieses Stück von Maria Goos (die in den Niederlanden als Multitalent viele Fernsehpreise gewann) verpackt eine komplizierte Dreiecksbeziehung geschickt zu einem durchaus spannenden Stück mit…

Von: ALEXANDER WALTHER

Traum oder Wirklichkeit? "Die Tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold in der Deutschen Oper am Rhein

Nach dem Tod seiner über alles geliebten Frau Marie hat sich Paul nach Brügge zurückgezogen, einer Stadt, die für ihn mit ihren alten kleinen Häusern, kleinen Gassen und zahlreichen Kanälen einen…

Von: Dagmar Kurtz

VERWIRRSPIEL IM HOTEL - Mozarts "Don Giovanni" in der Staatsoper Stuttgart

Andrea Moses inszeniert Mozarts Meisterwerk in einem Hotel als Labyrinth gegenseitiger Täuschungen und Enttäuschungen. Auch hier eilt Don Giovanni als unwiderstehlicher Verführer von einer Eroberung…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE RHYTHMEN - Tanzabend mit Israel Galvan bei den Schlossfestspieleni n der Karlskaserne/LUDWIGSBURG

Der Spanier Israel Galvan gilt als "Nijinsky des Flamencos" und fühlt sich vom traditionellen Flamenco erstickt. Jetzt hat er sich Igor Strawinskys "Le Sacre du printemps" vorgenommen, jenes Ballett,…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑