Tatsächlich ist es ihrem Mitarbeiter Milton gelungen, Patrizia zu klonen. Die Kopie der Konzernchefin heißt Justine, lernt sprechen und kann sogar Schmerz
empfinden. Nicht vorgesehen war allerdings, dass Bruno und Justine sich ineinander verlieben. Um sie so oft wie möglich reproduzieren zu können, stiehlt Bruno Miltons Aufzeichnungen. Kurz darauf kommt er bei einem
Flugzeugabsturz ums Leben und Patrizia offenbart Justine, wer sie ist: „eine Maschine, ohne eigenes Gesicht“. Mit der erschreckenden Erkenntnis konfrontiert, keine eigene Identität zu besitzen, will Justine sich umbringen. Der Wunsch bleibt ihr verwehrt: Sie ist kein Mensch und kann daher auch nicht sterben.
Wenn Jörg Widmann, mit Mitte Dreißig einer der erfolgreichsten Komponisten unserer Tage, bereit ist, die komplexe Kunstform Oper neu zu fassen, lässt das aufhorchen. Erst recht, wenn er sich gemeinsam mit dem Dramatiker
Roland Schimmelpfennig dazu herausgefordert fühlt, „ein Musiktheater über den spezifischen Wahnsinn unserer Zeit“ zu schreiben. Seine Oper „Das Gesicht im Spiegel“, wurde von der Fachjury der „Opernwelt“ zur wichtigsten Uraufführung der Spielzeit 2003/04 gekürt und erlebt am Samstag, dem 27. März ihre dritte Premiere: Die Deutsche Oper am Rhein präsentiert die Erstaufführung der vom Komponisten revidierten Fassung im Düsseldorfer
Opernhaus unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober.
Jörg Widmann (*1973) ist ein Star in der zeitgenössischen Musikszene. Als Klarinettist eroberte er bereits alle wichtigen Konzertpodien der Welt. Zum Komponisten bei Henze, Hiller, Goebbels und Rihm ausgebildet kann er
inzwischen nicht nur einen stattlichen Katalog von Werken vorweisen, sondern auch zahlreiche wichtige Auszeichnungen. Zusammen mit Roland Schimmelpfennig lotet er in seinem 2004 an der Bayerischen Staatsoper
München uraufgeführten Musiktheater „Das Gesicht im Spiegel“ den uralten Traum der Menschheit von der Erschaffung eines künstlichen Wesens mit sogartigen Klängen und intensiven Orchesterfarben poetisch und
musikdramatisch neu aus. Die Nähe, in die dessen Verwirklichung durch die Fortschritte der Biotechnologie gerückt ist, verleiht dem klassischen Stoff eine bedrückende Aktualität und führt uns in die Welt eines hochpolitischen,
zutiefst ethische Fragen des Menschseins berührenden Endspiels.
Die Regie übernimmt der in Düsseldorf geborene Gregor Horres, der in den letzten Jahren vor allem durch seine erfolgreichen Inszenierungen zeitgenössischer Werke auf sich aufmerksam machte, in Zusammenarbeit mit Mischa Kuball. Der Düsseldorfer Konzeptkünstler wird mit Videoprojektionen und Lichtinstallationen nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Neuinszenierung des Musiktheaters von Jörg Widmann leisten, sondern das gesamte Opernhaus rund um die Vorstellungen in Szene setzen.
Musiktheater in 16 Szenen
Libretto von Roland Schimmelpfennig
Uraufführung der vom Komponisten revidierten Fassung (2010)
Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Gregor Horres in Zusammenarbeit mit dem Konzeptkünstler Mischa Kuball
Bühne: Jan Bammes Kostüme: Yvonne Forster
Licht: Volker Weinhart Dramaturgie: Anne do Paço
Einstudierung Kinderchor: Justine Wanat
Patrizia: Sarah Maria Sun Justine: Anett Fritsch
Bruno: James Bobby Milton: Stefan Heidemann
Kinderchor: Chor der Clara-Schumann-Musikschule Orchester: Düsseldorfer Symphoniker