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Deutschsprachige Erstaufführung: »Harper Regan« von Simon Stephens im Schauspiehaus Hamburg

Premiere 26.09.08, 20:00 Uhr

 

An einem Montagabend übt Sarah, die 17-jährige Tochter der Familie Regan, mit ihrem Vater Seth für die Geographieprüfung: »Gletscher sind riesige Flächen sich bewegenden Eises. Wenn eine große Menge zusammengedrückten Eises eine kritische Masse erreicht, wird das Eis so schwer, dass es anfängt, sich zu bewegen.«

Ohne es zu ahnen, bringt Sarah mit diesem Bild den emotionalen Zustand ihrer Mutter Harper auf den Punkt. Harpers Vater liegt im Sterben, und sie möchte ihn noch ein letztes Mal sehen. Ihr Chef aber verweigert den nötigen Urlaub und droht bei Nichterscheinen in der Firma mit sofortiger Kündigung. Plötzlich steht sie am Scheideweg ihres Lebens, verlässt in einer Nachtund Nebelaktion Mann und Kind, um zu ihrem Vater nach Stockport zu reisen. Doch sie kommt zu spät: Wenige Stunden zuvor ist er gestorben. Nun steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Den Job hat sie verloren, die Familie verlassen. In Harper keimt die Sehnsucht auf, das Leben noch einmal in all seinen Facetten und Abgründen zu spüren.

 

Frei wie ein Vogel strudelt sie, gefangen im eigenen Käfig von Selbstzweifeln, Ängsten und Begierden, durch die darauffolgenden Tage, um dann – am Ende ihrer Reise – zuhause zu stranden. »Eine Zeit lang schien ich davon besessen, Stücke über Menschen zu schreiben, die ihr Zuhause verlassen. Mittlerweile schreibe ich Stücke über Menschen, die nach Hause kommen. ›Harper Regan‹ ist das erste Stück, bei dem ich dieser Sehnsucht am nächsten komme«, sagt Simon Stephens über die Odyssee seiner Titelheldin. Auf behutsame, fast unmerkliche Weise verdichtet der Autor alltägliche Begegnungen zu Wendepunkten in Harpers Leben. Dabei ist Stephens ein Meister der psychologischen Figurengestaltung. Mit enormer Phantasie und scharfer Beobachtungsgabe entwirft er ein Stationendrama, dessen Atmosphäre lange nachwirkt.

 

»Ich wollte darüber schreiben, was eine Ehe ausmacht. Eine Ehe ist eine Institution in ihrer besten Form, die die Schwächen und das Scheitern, die Fehler und Irrtümer eines jeden Partners anerkennt. Auch wenn sie diese Fehler nie vergisst und nicht immer verzeiht, so ermöglicht eine Ehe zumindest, das Versagen als Teil des Menschseins zu akzeptieren.«

SIMON STEPHENS

 

Simon Stephens ist der erfolgreichste britische Theaterautor seiner Generation und wurde von der deutschsprachigen Theaterkritik zum besten ausländischen Dramatiker der Saison 2006/2007 gewählt. Nach der Uraufführung von »Pornographie« (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2008) setzen wir unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit Stephens fort. Inszenieren wird diesmal der englische Regisseur Ramin Gray, ein ausgewiesener Experte für Stephens’ Werke, der schon viele Uraufführungen des Autors in London inszenierte. Die Titelrolle wird Martina Gedeck spielen.

 

Ramin Gray wurde 1963 in London geboren. Er inszenierte u.a. am Pariser Odéon, am Liverpool Playhouse und für die Royal Shakespeare Company. Seit 2000 arbeitet er am Londoner Royal Court Theatre, wo er mittlerweile Associate Director ist. 2006 brachte er dort die Uraufführung von Simon Stephens’ »Motortown« heraus, die zu den Wiener Festwochen eingeladen wurde. Am Wiener Volkstheater inszenierte er »Am Strand der weiten Welt«, ebenfalls von Stephens, und erhielt dafür den Karl-Skraup-Preis.

 

Deutsch von Barbara Christ

 

PREMIERE 22. August 2008 bei den Salzburger Festspielen

 

DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG 26. September 2008

Schauspielhaus

 

Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen

 

Regie Ramin Gray

Bühne und Kostüme Jeremy Herbert

Licht Annette ter Meulen

Dramaturgie Nicola Bramkamp

Künstlerische Mitarbeit Katharina Wienecke

 

Mit Marlen Diekhoff, Martina Gedeck, Marie Leuenberger, Samuel Weiss, Manfred Zapatka, Aljoscha Zinflou

 

Weitere Termine:

27.09.2008, 20:00 Uhr

04.10.2008, 20:00 Uhr

10.10.2008, 20:00 Uhr

16.10.2008, 20:00 Uhr

31.10.2008, 20:00 Uhr

08.11.2008, 20:00 Uhr

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Lesezeit für diesen Artikel: 18 Minuten



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