Die zwei Brüder aus Dejan Dukovskis „Leere Stadt“, Gjore und Gjero, gesellen sich nun dazu. Sie sind Angehörige zweier feindlicher Armeen, die sich gegenüberstehen, kurz vor dem Show-down, dazwischen eine leere Stadt als letzter Puffer. In dieser leeren Stadt treffen die beiden Brüder, die sich Jahre nicht gesehen haben, aufeinander, doch allen Differenzen, allen fiesen Kindheitserinnerungen zum Trotz verbünden sie sich gegen den Tod.
Sie haben eine Nacht, bevor etwas beginnt, von dem sie ahnen, dass es das Ende ist. Wie verbringt man die letzte Nacht eines zu kurzen Lebens? In Peter Fox’ großartigem Song „Der letzte Tag“ heißt es: „Lass uns nicht von morgen sprechen, Worte können uns nicht retten/ Bald ist alles egal, wir können die Sorgen vergessen/ Lass uns tonnenweise Torte fressen, Champagnersorten testen/ und versuchen, die Sterne mit Sektkorken zu treffen.“ Und so machen sie es: Sie ziehen sich schick an und gehen essen, sie spielen, beten, masturbieren und berauschen sich. Sie erwecken Orte zum Leben, die die Pfeiler unserer Gesellschaft bilden, und geben ihnen einen Sinn zurück: eine Bank, eine Kirche, ein Casino, ein Bordell. Und sie reden über die wichtigen Dinge des Lebens: über die Mutter, das Haus, in dem sie aufgewachsen sind, über Maria und die Frage, wer sie mehr geliebt habe. Doch zunehmend sind Realität und Traum, Wahrheit und Lüge nicht zu unterscheiden. Längst hat sich der Krieg wie Asche über die Welt gelegt und ist zum einzigen Koordinatensystem geworden.
„Leere Stadt“ erzählt davon, wie Krieg die Menschen zurichtet und sie sich durch ihn. Und wie im Moment des Verlustes von Besitz, Zugehörigkeit, ja Identität eine ungeheure Freiheit erobert wird: im Spiel sich ein Leben zu erfinden und eine Welt zu erschaffen. Die Brüder Gjore und Gjero krallen sich in den Himmel, bevor sie fliegen oder stürzen – in die Hölle, ins Paradies, ins Nichts.
Dejan Dukovski wurde 1969 in Skopje, Mazedonien, geboren. Er studierte Dramaturgie an der Akademie für Film und Fernsehen in Skopje, wo er heute auch als Dozent für Film- und TV-Drehbuch und Dramaturgie lehrt. Diverse Dramaturgien an europäischen Theatern und bei Theaterfestivals. Dejan Dukovski lebt in Skopje und in Hamburg.
MIt Marcus Calvin, Felix Klare
Regie Alexander Nerlich
Bühne Matthias Schaller
Kostüme Christian Sedelmayer
Musik Malte Preuss
Nächste Vorstellungen am
Samstag 19. Dezember 2009, 20:00 Uhr
Dienstag 22. Dezember 2009, 20:00 Uhr
Dienstag 29. Dezember 2009, 20:00 Uhr
Montag 11. Januar 2010, 20:00 Uhr
Dienstag 12. Januar 2010, 20:00 Uhr