Die Auflösung aller Werte spiegelt sich in der Familie des Polizeichefs Iwan Kolomizew: Seit ein Attentat auf ihn verübt wurde, ist er vom Dienst suspendiert. Zugleich kommen die brutalen Machenschaften ans Licht, derer er sich schuldig gemacht hat. Auch in der Familie herrscht Iwan wie ein Tyrann. Seinen Bruder Jakow nimmt er rücksichtslos aus. Iwans Frau Sofja hatte früher eine Liebesbeziehung zu Jakow. Doch inzwischen hat sie sich vollkommen dem Regime Iwans unterworfen. Durch die Mutter des jugendlichen Terroristen, der angeblich auf Iwan geschossen hat, bekommt ihre Welt einen Riss: Diese Frau, die für ihren Sohn kämpft, zeigt der Ehefrau Sofja, wie sehr sie bereits in der Sumpfwelt Iwans gefangen ist.
‚Die Letzten‘ – das sind die Kinder Sofjas und Iwans. Gorkij entwirft in diesen Figuren ein differenziertes Bild davon, wohin der Zynismus und die Abwesenheit von gesellschaftlichen Grundwerten führen: Die älteren Kinder passen sich diesem System perfekt an und werden ihren Vater eher noch übertreffen. Die jüngeren leiden unter der Utopielosigkeit und sehnen sich verzweifelt nach Leitbildern.
Gorkij schrieb ‚Die Letzten‘ 1907 im Exil auf Capri. Die Dramaturgie Tschechows aufgreifend, verschärft er das Bild einer untergehenden Gesellschaft. In diesem Sinne versteht der Regisseur Markus Dietz die Inszenierung der ‚Letzten‘ auch als Fortführung seiner Arbeit an Tschechows ‚Drei Schwestern‘, die in der vorigen Spielzeit am Staatstheater Wiesbaden eine sehr erfolgreiche Premiere hatte. Markus Dietz inszeniert sowohl Schauspiel als auch Oper (u.a. in Leipzig, Düsseldorf, Bochum, Potsdam und Kassel).
Aus dem Russischen von Ulrike Zemme
Inszenierung Markus Dietz
Bühne Mayke Hegger
Kostüme Henrike Bromber
Musik N.N.
Dramaturgie Dagmar Borrmann
Mit:
Iwan Kolomizew Michael Birnbaum
Jakow, sein Bruder Rainer Kühn
Sofja, Iwans Frau Susanne Bard
Alexander Nils Kreutinger
Nadeshda Sybille Weiser
Ljubow Franziska Werner
Pjotr Fabian Stromberger
Wera Magdalena Höfner
Frau Sokolowa Evelyn M. Faber
Leschtsch Uwe Kraus
Jakorew Benjamin Kiesewetter
Mittwoch, den 02.10.2013, 19.30 Uhr
Donnerstag, den 03.10.2013, 19.30 Uhr