Für die musikalische Leitung konnte Generalmusikdirektor und Intendant Stefan Soltesz den renommierten Barock-Spezialisten Alessandro De Marchi gewinnen, der zuletzt an der Hamburgischen Staatsoper und der Dresdner Semperoper dirigierte. Mit „Orlando“ steht der Italiener nun zum ersten Mal am Essener Pult.
Grandiose Situationsdramatik und seelische Ausnahmezustände verbinden sich in dieser Oper mit einer Geschichte voll überbordender Phantasie. Händels Oper geht zurück auf ein berühmtes Versepos der Renaissance: Ariosts „Orlando furioso“ – der legendäre „Rasende Roland“. Den Grund seines psychischen Ausnahmezustands erläutert* Regisseur Tilman Knabe*, der dem Aalto-Publikum bereits durch seine „Salome“-Inszenierung bekannt ist:
„Orlando ist obsessiv verliebt in Angelica, die jedoch vor ihm flieht und sich mit Medoro einlässt. Die Eifersucht treibt Orlando in den Wahnsinn. Er bricht alle sozialen Kontakte ab, schmeißt seinen Job hin,
wird zum Aussteiger, der nur noch sein Liebesleid auslebt und sich in dieser Pose gefällt. Alles, worüber er sich bislang definiert hatte, wird hinfällig. Immerhin war Orlando der stärkste Ritter im Heer Karls
des Großen, ein wahrer „Superman“ des Mittelalters.“ Händels Oper spielt mit unterschiedlichen Wirklichkeitsebenen. Ein rationaler Spielführer, Zoroastro, schickt die Figuren in einer kühlen Versuchsanordnung durch einen emotionalen Prozess, macht mit ihnen „ein Experiment am offenen Herzen“ (Knabe) – und weist damit auch auf Mozarts „Così fan tutte“ voraus.