Das 1990 uraufgeführte Werk, grell, absurd, böse und verspielt, ist das erste und meistgespielte von Schwabs Stücken. Die kräftig gezeichneten Figuren rutschen im Lauf der Handlung mehr und mehr ins Absurde und Monströse ab und entwickeln einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
'Die Präsidentinnen', das sind Erna, Grete und Mariedl. Drei Damen, die, so Schwab, 'Leute sind, die glauben, alles zu wissen, über alle zu bestimmen. Eine Form von Größenwahn.' Die kleinbürgerliche Welt von Erna ist geprägt von Bigotterie und Sparsamkeit, schmutzige Wörter wie 'Verkehr' oder 'Geschlechtliches' kommen hier nicht vor. Grete ist da ganz anders: Immerhin war sie zweimal verheiratet und hat dem 'Geschlechtlichen' noch nicht ganz abgeschworen. Die Dritte in diesem unheiligen Bunde ist Mariedl, ihre Persönlichkeit eine abenteuerliche Mischung aus religiöser Hysterie und fäkaler Besessenheit. Was anfangs wie harmlos-absurder Tratsch anmutet, steigert sich in Schwabs Drama bald zu wahnhaften Visionen einer glücklicheren Zukunft, in der – je nach Interessenlage – Männer, Aborte und Marienerscheinungen die Hauptrolle spielen.
'Das Stück handelt davon, dass die Erde eine Scheibe ist, dass die Sonne auf- und untergeht, weil sie sich um die Erde dreht; es handelt davon, dass nichts Funktion sein will, nur Zerstreuung', so Werner Schwab in seinem Vorwort zu den Präsidentinnen. 'Schwer aushaltbar sind Schwabs Texte allemal“, schrieb 'Theater heute' 1991: 'Die hohe Künstlichkeit der Sprache schlägt um in merkwürdigen Radikalismus, sobald sie nicht nur auf dem Papier steht, sondern laut gesprochen wird. Dann entsteht ein schräger, beängstigender Aufschrei gegen die Welt der sauberen Syntax, der klaren Regeln und der wahren Worte und Werte. Schwabs Sprache ist voll schmutziger, aberwitziger Tragikomik.'
Thalia Theater Hamburg
Die Präsidentinnen
Termine: 17., 18., 19. August - 20.00 Uhr
Inszenierung: Isabel Osthues
Bühne und Kostüm: Sigi Colpe
Dramaturgie: Anika Steinhoff
Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg