Entsprechend lodert es unter der prunkvollen Oberfläche: Kronprinz Don Carlos liebt seine jugendliche Stiefmutter Elisabeth von Valois, doch diese kann beziehungsweise darf diese Liebe nicht erwidern. König Philipp II. wiederum, den die Gefangenschaft in seinem eigenen Machtsystem längst vereinsamt und verbittert hat, findet keinen Zugang zu seinem Sohn, ja betrachtet diesen als träumerischen Nichtsnutz, als Versager.
Als Don Carlos’ Jugendfreund, der Marquis von Posa, aus dem umkämpften Flandern widerkehrt, um sich am Hof für den flämischen Freiheitskampf stark zu machen, weitet sich die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn bald einmal zu einem politischen Konflikt aus. Um seinem aufklärerischen Ideal einer freien Gesellschaft zum Sieg zu verhelfen, inszeniert Posa eine aufwändige Intrige, wobei er auch vor moralisch fragwürdigen Mitteln nicht zurückschreckt. Er spielt ein gefährliches Spiel, unterschätzt dabei aber die erdrückende Macht der Kirche.
Friedrich Schiller (1759–1805) hat mit seinem 1787 in Hamburg uraufgeführten Don Carlos ein politisches Ideendrama geschaffen, das bis heute von brennender Aktualität ist. Es ist eine gnadenlose Abrechnung mit den Hütern der Macht, verweist jedoch gleichzeitig auf die Schwierigkeit einer politischen Befreiung. Was ist der Preis für die Freiheit? Heiligt der Zweck alle Mittel, auch wenn diese unmoralisch sind? Und bleibt der einzelne Mensch nicht immer ein Gefangener seiner Wünsche und Begierden?
Inszenierung Katharina Rupp
Bühne und Kostüme Karin Fritz
Choreographie: Teresa Rotemberg
Dramaturgie: Adrian Flückiger
Mit
Philipp der Zweite Günter Baumann
Elisabeth von Valois Margit Maria Bauer
Don Carlos Matthias Schoch
Herzogin von Olivarez Barbara Grimm
Infantin Clara Eugenia Kinderstatisterie
Marquisin von Mondecar Tabitha Frehner
Prinzessin von Eboli Anne Weinknecht
Marquis von Posa Jan-Philip Walter Heinzel
Herzog von Alba Michael Hasenfuss
Graf von Lerma Raoul Serda
Domingo Thomas Schmidt
Grossinquisitor Barbara Grimm
Ein Page Kaspar Rechsteiner
Offizielle Leibwache Sam Kuenti
Das Regieteam
Katharina Rupp (Inszenierung) studierte Musik in Basel und Schauspiel an der Folkwang-Hochschule in Essen. Es folgten 12 Jahre als Schauspielerin am Schauspiel Frankfurt/Main, am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Theater in der Josefstadt Wien und am Theater Basel. 1997 wechselte sie ins Regiefach. Seither inszenierte sie u.a. an den Staatstheatern Karlsruhe und Saarbrücken, am Deutschen Nationaltheater Weimar sowie in Salzburg, Augsburg, Münster, St. Gallen und Bern und drehte drei preisgekrönte Dokumentarfilme. Seit der Spielzeit 2007/08 leitet sie das Schauspiel am Theater Biel Solothurn. In der vergangenen Saison konnte man von ihr die Inszenierungen Die Dreigroschenoper, Pinocchio sowie Der Mann in der Badewanne oder Wie man ein Held wird sehen.
Karin Fritz (Bühne und Kostüme) studierte Bühnenbild und Kostümentwurf an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mozarteum in Salzburg. Ab 1987 entwarf sie erste Arbeiten am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Von 1995 bis 1999 war sie am Theater Dortmund tätig. Seit 1999 arbeitet sie als freiberufliche Bühnen- und Kostümbildnerin, u.a. an der Deutschen Oper Berlin, am Theater an der Wien, am Theater in der Josefstadt, am Staatstheater Mainz, an den Städtischen Bühnen Münster, am Theater St. Gallen und am Gärtnerplatztheater München. Sie arbeitet mit Regisseuren wie Georges Delnon, John Dew, Christine Mielitz, Roland Schwab und Janusz Kica. Mit Katharina Rupp verbinden sie mehrere Produktionen.
Teresa Rotemberg (Choreographie) produziert seit Ende der 90er Jahre Tanztheaterstücke mit ihrer Company MAFALDA in Zürich, arbeitet aber auch für das Musiktheater und als Regisseurin für Schauspiel. Als Gastchoreografin arbeitete sie u. a. für das „Cathy Sharp Ensemble“ in Basel und am Bern:Ballett. An der Deutschen Oper am Rhein kreierte sie 2009/10 die Uraufführung Irreversibel. Am Staatstheater Saarbrücken zeigte sie die Uraufführung Sprunghaft und launisch. Im Musiktheater choreographierte sie z. B. am Theater Freiburg, am Opernhaus Zürich, der Staatsoper Wien und bei den Budapester Wagner-Tagen im Palast der Künste. Im Schauspiel inszenierte sie 2004-2010 regelmässig an den Städtischen Bühnen Münster. Weitere Inszenierungen folgten 2010/11 am Theater Freiburg und am Theater Aachen mit Gegen den Fortschritt von Esteve Soler.