Der lauscht er nun jeden Abend, wenn er Rosen verkaufen geht, hört, was die Deutschen an den Stammtischen, auf den Parkbänken, auf den Straßen reden, laut oder hinter vorgehaltener Hand. Und macht die Meinung des geliebten Deutschlands zu seiner eigenen und spricht aus, was wir ihm zugeflüstert haben: Dass wir durch seine Anwesenheit beleidigt worden sind. Dass das Boot voll ist. Dass er sich zum Teufel scheren soll, mit seinem strengen Geruch, seinem fremden Aussehen, seiner Kultur, die wir nicht kennen und nicht kennen lernen wollen.
Robert Schneider schrieb diesen still aggressiven Monolog 1993, als die Ausländerwohnheime im Osten Deutschlands brannten. Knapp 20 Jahre später hat ein ehemaliger Berliner Senator diesen Text für sich entdeckt und mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ kommentiert. Während nicht nur eine deutsche Mittelschicht, überfordert vom 21. Jahrhundert, die Angst vor dem Fremden wieder mehrheitstauglich gemacht hat, steht das seit 1993 verschärfte Asylgrundrecht vor der Demontage durch die EU. Angesichts der täglich größer werdenden Zahl von Nordafrikanern, die an den Küsten Südeuropas Einlass in unsere schöne neue Welt begehren, ist klar: Nicht nur Deutschland muss sein Verhältnis zum Fremden überprüfen.
Die junge Regisseurin Manuela Kücükdag hat sich mit einigen Jugendlichen unseres Jugendclubs Schneiders „Dreck“ ausgesucht, um ihren Teil dazu beizutragen.
Regie Manuela Kücükdag
Bühne Ioanna Pantazopoulou
Kostüme Ioanna Pantazopoulou
mit den Jugendlichen Dorothea Mildenberger, Klara Pfeiffer, Lisa Reuter, Tamara Theisen, Magnus Bauer, Michel Kopmann, Loris Kubeng, Til Schindler