1. VERRÜCKT
Bice ist seit über einem Jahr verheiratet. Ihr Mann betrügt sie und sie weiß sich zu rächen: seit drei Monaten trifft sie Alberto de Stefano, dem sie jedoch nichts über sich und ihre Herkunft erzählt. Nicht einmal ihren Wohnort hat sie ihm verraten. Doch nun ist sie schwanger und Alberto möchte sie heiraten. Er beschafft sich ihre Adresse, um bei der Mutter vorzusprechen. Da auch Bices Gatte anwesend ist, entsteht eine brisante Situation und Alberto entscheidet sich, verrückt zu spielen.
Tags zuvor war die Premiere der Schauspielertruppe, die Alberto eingeladen hat, um ihr einige Auftrittsmöglichkeiten zu geben. Die Vorstellung war ein solcher Reinfall, dass man ein anderes Stück probieren muß: „La Mala Nova“. Der Regisseur der Truppe verletzt sich, trifft Bices Mann, der einmal Medizin studiert hat. Er sucht ihn in dem Moment auf, als Alberto schon „verrückt’“ scheint. Die Entdeckung ist kaum noch aufzuhalten.
Eduardo De Filippo, selbst das uneheliche Kind des neapolitanischen Schauspielers Eduardo Scarpetta, setzt Betrug als selbstverständlich voraus. Es geht lediglich darum, wie er sich verbergen lässt. Durch Verschweigen etwa oder Möglichkeiten, das Problem finanziell zu lösen oder: vorzutäuschen, verrückt zu sein. Aber verändert dieses Spiel nicht auch die Wirklichkeit oder wird es selbst wahr? De Filippo greift in diesem sehr frühen Stück schon ein Thema auf, das er weiter verfolgen wird: dass die Komik von Situationen ihre Wurzeln in Missverständnissen findet, die einem blinden Eigeninteresse entspringen.
Roberto Ciulli
Dramaturgie:
Helmut Schäfer
Kostüme:
Heinke Stork
Regiemitarbeit:
Thomas Peter Goergen
2. DIESE GESPENSTER
Pasquale Lajacomo bezieht eine achtzehnzimmerige Wohnung in einem alten neapolitanischen Palast. Da er und seine Frau Maria völlig mittellos sind, müssen günstige Umstände herrschen: Auf fünf Jahre kann er dort mietfrei wohnen. Eine Pension will er hier eröffnen, doch dies wird schwierig werden, denn einer jahrhundertealten Legende nach wohnen hier Gespenster. Selber nicht frei von Aberglauben, meint er sie zu entdecken. Aber, als ob ein Wunder geschähe, sind sie ihm wohlgesonnen und finanzieren sogar die Einrichtung der Pension. Doch seine Frau Maria hat ein Verhältnis. Der reiche Alfredo hat bereits seine Familie verlassen und ist ins Haus neben den Palast gezogen , um sie regelmäßig zu besuchen. Er trifft dort auch auf Pasquale, der in ihm ein Gespenst erkennt, das in der Folge seiner Besuche besonders großzügig ist. Bald kommt das Ehepaar ins Gerede, doch Pasquale übergeht dies in seiner Not.De Filippo, auf den nicht zuletzt auch die Ästhetik des neorealistischen Films zurückgeht, beschreibt die sozialen und ökonomischen Verhältnisse im Nachkriegsitalien, die zur Selbsterniedrigung führen und aus denen nur die Kraft der Einbildung den Ausweg weist.
Inszenierung:
Roberto Ciulli
Dramaturgie:
Helmut Schäfer
Kostüme:
Heinke Stork
Regiemitarbeit:
Thomas Peter Goergen
3. DIE KUNST DER KOMÖDIE
Ein neuer Präfekt kommt in den Ort, der vorherige wurde versetzt. Der erste, dem er begegnet, ist der Theaterdirektor Campese, dessen Theater kurz zuvor abgebrannt ist. Seine Bitte, der Präfekt de Caro möge eine Vorstellung besuchen, um durch seine Anwesenheit dem Ensemble zu helfen, lehnt dieser ab. Doch über die Wirklichkeit und Gegenwart des Theaters kommen sie ins Gespräch. Das Publikum käme nicht ins Theater, „um zu ersaufen in einem Meer von Symbolen.“ Die Wirklichkeit komme auf den Bühnen nicht mehr vor. Campese hingegen mahnt ihn, die reale Kraft des Spielens nicht zu unterschätzen, die Personen, die heute beim Präfekt mit ihren tatsächlichen Problemen und Nöten vorsprechen würden, zum Beispiel der Arzt, der Apotheker, die Lehrerin, alle sie könnten auch Schauspieler sein, er würde den Unterschied nicht bemerken. De Caro bestreitet dies und die Kunst der Komödie kann beginnen.
Inszenierung:
Roberto Ciulli
Dramaturgie:
Helmut Schäfer
Regiemitarbeit:
Thomas Peter Goergen
Kostüme:
Heinke Stork