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Drei Premieren im Theater Oberhausen

Zum Eröffnungswochenende der neuen Intendanz von Peter Carp

1.Tom Waits WOYZECK Opera nach Georg Büchner, 19.09.08, 19.30 Uhr, Großes Haus, Deutschsprachige Erstaufführung

 

2. Molière TARTUFFE ODER DER BETRÜGER, 20.09.08, 19.30 Uhr, Großes Haus

 

3. Patrick Wengenroth POTT-POURRI, Die Spielplan-Revue, 20.09.08, 23 Uhr, Malersaal, Uraufführung

 

1. Tom Waits & Kathleen Brennan

WOYZECK

Opera nach Georg Büchner

Deutschsprachige Erstaufführung

Regie: Joan Anton Rechi

Bühne: Martin Flores

Kostüme: Moritz Junge

Musikalische Leitung: Otto Beatus

Dramaturgie: Tilman Raabke

Mit: Susanne Burkhard, Nora Buzalka, Anja Schweitzer / Henry Meyer, Jürgen Sarkiss, Peter Waros, Michael Witte, Klaus Zwick

Musiker: Dietrich Geese, Matthias Haus, Volker Kamp,

Jan Klare / Katrin Scherer, Jan Sebastian Weichsel

 

Während der Vorbereitungszeit für die erste Spielzeit, waren wir immer wieder auf der Suche nach einem musikalischen Stück. Immer wieder fiel der Name Woyzeck von Tom Waits, eine Produktion, die 2000 in Kopenhagen unter Robert Wilsons Leitung herauskam und seither gesperrt war. Daher der Mythos. Dann haben wir uns mit dem Optimismus des Anfängers gesagt, vielleicht muss die Opera ja nicht immer gesperrt bleiben und unser Dramaturg Rüdiger Bering hat sich mit einer Mischung aus Penetranz und Charm über London, N.Y. und L.A. bis zu Tom Waits durchgefragt und schließlich erhielten wir die Antwort vom Meister selbst, dass das kleine Theater im Ruhrgebiet seinen Woyzeck spielen darf. Er müsse nur noch die Notation einiger Songs komplettieren. Das ging schneller als erwartet. So sind wir momentan weltweit – außer Kopenhagen - das einzige Theater, das Woyzeck von Tom Waits spielen darf und eröffnen damit die neue Intendanz von Peter Carp in Oberhausen. Als Regisseur konnten wir den Spanier Joan Anton Rechi verpflichten, einen engen Mitarbeiter von Calixto Bieto.

 

Es gab ihn wirklich. Johann Christian Woyzeck wurde 1780 in Leipzig geboren. Nach Jahren des Umherirrens fand er als verabschiedeter preußischer Soldat in seiner Geburtsstadt ein Zimmer bei der Witwe Woost, die sich mit ihm einließ, aber gleichzeitig freizügigen Umgang mit allerlei Soldaten hatte. Am 2. Juni 1821 erstach Woyzeck seine Geliebte. Der Fall wurde durch zahlreiche medizinische Gutachten berühmt, die Georg Büchner als junger Medizinstudent in der Bibliothek seines Vaters las. Als er 1837 mit nur 23 Jahren starb, hatte er mit seinem Drama „Dantons Tod“ die Literatur längst revolutioniert. Aber der „Woyzeck“ blieb nur ein Fragment kurzer Szenen, die wie einzelne Blitzlichtaufnahmen einer verrückten Gesellschaft wirken. Aus diesem Material hat Tom Waits die „Opera“ Woyzeck geschrieben, die den Text durch geniale Showmusik und herzzerreißende Balladen ergänzt.

 

 

2.Molière, TARTUFFE ODER DER BETRÜGER

Komödie

Regie, Bühne und Video: Herbert Fritsch

Kostüme: Victoria Behr

Musik: Ingo Günther

Mitarbeit Bühne: Evi Wiedemann

Dramaturgie: Rüdiger Bering

Mit: Angela Falkenhan, Karin Kettling, Manja Kuhl, Annika Meier /

Torsten Bauer, Mohammad-Ali Behboudi, Björn Gabriel, Martin Hohner,

Caspar Kaeser, Hartmut Stanke

 

Die Familie des Pariser Bürgers Orgon ist verzweifelt: Der Hausherr und seine bigotte Mutter huldigen dem vermeintlich frommen Tartuffe, der sich in ihrem Haus eingenistet hat. Das geht so weit, dass Orgon seinen Sohn zugunsten des Eindringlings enterbt, seine Tochter gegen ihren Willen mit Tartuffe verheiraten will, diesem sein Vermögen überschreibt und gar nicht bemerkt, dass Tartuffe seiner Frau Elmire Avancen macht und auf dem bestem Wege ist, ihn um Hab und Gut zu bringen ...

Statt „der Betrüger“ könnte Molières Komödie im Nebentitel auch „der Spieler“ oder „der Verführer“ heißen. Während die hysterisch ihre Neurosen auslebenden Familienmitglieder ihm nach und nach verfallen, setzt er sie Zug um Zug schachmatt.

Herbert Fritsch ist einer der extremsten deutschen Schauspieler und wurde durch seine Tätigkeit an verschiedenen Bühnen im In- und Ausland bekannt. Zu seinen Regiearbeiten zählen u.a. DIE HERAUSFALLENDEN ALTEN WEIBER von Daniil Scharms (Volksbühne Berlin), Molières DER GEIZIGE (Luzerner Theater) und SPIELBANK von und mit Herbert Fritsch und Sabrina Zwach (Staatstheater Wiesbaden). Durch seinen multimedialen Ansatz auch bei dieser TARTUFFE-Inszenierung in Oberhausen, ist ein komischer und ungewöhnlicher Abend zu erwarten. Herbert Fritsch und das Ensemble loten sicherlich mit Spiellust, Irrwitz und hohem körperlichen Einsatz alle Facetten der Bühnenkomik aus.

 

 

3.Patrick Wengenroth POTT-POURRI

Die Spielplan-Revue

Uraufführung

Realisation: Patrick Wengenroth

Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt

Musikalische Leitung: Otto Beatus

Dramaturgie: Hannah Schwegler

Mit: Susanne Burkhard, Elisabeth Kopp, Anna Polke, Anja Schweitzer /

Marek Jera, Henry Meyer, Martin Müller-Reisinger

 

Ein Potpourri ist ein aus populären Melodien zusammengestelltes Musikstück oder aber schlicht und ergreifend das, was der Volksmund gern als Eintopf bezeichnet. Unsere Spielplan-Revue mit dem Titel Pott-pourri ist der theatrale Appetithappen, mit dem wir Ihnen einen szenisch-musikalischen Vorgeschmack auf die Speisekarte unserer Spielzeit 2008/09 geben wollen.

Der Regisseur Patrick Wengenroth, Erfinder des erfolgreichen Berliner Theater-Show-Formats PLANET PORNO, einer Serie für ausgesuchte Unterhaltsamkeiten zwischen Sprechtheater, Stand-Up und Talkshow, verknüpft (fast) alle Stücke der ersten Spielzeit zu einem unterhaltsamen Kaleidoskop der Möglichkeiten: In dieser Revue verliert der jugendliche Held Tom Sawyer seine Unschuld, Tartuffe wird zum tragikomischen Entertainer, der Elmire nur wahrscheinlich, aber das Publikum ganz sicher verführt, und Henry Millers Sexus kommt Johannes Heesters Libido gefährlich nah … Pott-pourri ist also kein blasses Süppchen, sondern eine wilde Mischung unterschiedlichster Zutaten und Gewürze, ein bunter Eintopf aus komischem Theateralltag, Spielwut, Liedern, Lesung und dem, was auf den (Unterhaltungs-)Markt geworfen wurde. Das geht schnell, schmeckt und sieht auch noch gut aus.

Also raus aus der Bleiwüste der Schauspielführer, Stückzettel und Abopläne und nichts wie rein in den Malersaal. Vorhang auf zum Pott-pourri – unserer Spielplan-Revue.

 

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