Ihre Uraufführung in Berlin, geplant unter Wilhelm Furtwängler, der gegen den Aufführungsboykott von Hindemiths Werken protestierte, vereitelten die Nationalsozialisten. 1938 fand die Uraufführung von »Mathis der Maler« nach Hindemiths Emigration in Zürich statt.
Die Figur des Mathis hat den Maler Matthias Grünwald zum Vorbild, den Schöpfer des Isenheimer Altars in Colmar. Durch Bauern, die bei Mathis Zuflucht suchen, wird er in die Aufstände der Bauern hineingezogen, engagiert sich für deren Interessen, um sich schließlich wieder in seine künstlerische Arbeit zurückzuziehen und sein Hauptwerk zu vollenden. Regisseur Jochen Biganzoli zeigt in seiner Neuinszenierung Mathis als im Wohlstand lebenden, saturierten Künstler, der sich im Laufe des Werks zum empathischen, engagierten Menschen entwickelt. Dabei arbeitet Biganzoli Aspekte der Kulturpolitik, der Kunstfinanzierung, der Instrumentalisierung und Verunglimpfung von Künstlern heraus, nicht ohne die Sinnlichkeit der Figuren hervorzuheben. Integraler Bestandteil seiner Interpretation sind neben dem Isenheimer Altar weitere Kunstwerke verschiedener Epochen, die er in Beziehung zum Stück setzt. Mathis’ Künstleratelier baut ihm der Bühnenbildner Andreas Wilkens, die Kostüme gestaltet Heike Neugebauer.
Noch mehr politische Implikationen sollte »Mathis der Maler« nach der Geschichte seiner Uraufführung erfahren: 1956 war die DDR-Erstaufführung von »Mathis der Maler« in Dresden geplant, wurde aber trotz mehrfacher Verschiebung 1958 ganz abgesagt. Die Staatstheater Dresden hatten sich in einer zwei Jahre andauernden Korrespondenz bemüht, die Aufführung des Werks mit einem Dirigat Hindemiths in Dresden zu verknüpfen. Durch restriktive Eingriffe der DDR-Führung in die Freiheit der Kunst fürchtete der Komponist jedoch, ideologisch missbraucht zu werden. Die Auseinandersetzungen erreichten ihren Höhepunkt mit der Veröffentlichung von Teilen eines Offenen Briefes des damaligen Chefdramaturgen Eberhard Sprink an den Komponisten, in dem Hindemith wiederum eine westliche Irreführung durch Zweckpropaganda vorgeworfen wird.
Musikalische Leitung Simone Young
Inszenierung Jochen Biganzoli
Bühnenbild Andreas Wilkens
Kostüme Heike Neugebauer
Choreografie Silvia Zygouris
Chor Jörn Hinnerk Andresen
Dramaturgie Anna Melcher
Video Thomas Lippick
Albrecht von Brandenburg John Daszak
Mathis Markus Marquardt
Lorenz Matthias Henneberg
Wolfgang Tom Martinsen
Riedinger Michael Eder
Hans Schwalb Herbert Lippert
Truchseß Hans-Joachim Ketelsen
Sylvester Gerald Hupach
Der Pfeifer des Grafen Timothy Oliver
Ursula Annemarie Kremer
Regina Emily Dorn
Gräfin Helfenstein Christa Mayer
Erster Bauer Frank Blümel
Zweiter Bauer Torsten Schäpan
Dritter Bauer Markus Brühl
Vierter Bauer Alexander Födisch
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
Weitere Vorstellungen finden am 4., 10., 15. und 20. Mai 2016 statt.