Erst nach der Gefangennahme setzt die Erinnerung wieder ein, als er, von zwei Schüssen getroffen, in
einem engen Käfig erwacht, „zu niedrig zum Aufrechtstehen und zu schmal zum Niedersitzen“, die
Gitterstäbe ins Fleisch schneidend. Einzig möglicher Ausweg: Er hört auf, Affe zu sein. Die ihn umgebenden Menschen werden seine Lehrer, und eifrig ahmt Rotpeter sie nach, lernt den Handschlag geben und das Ausspucken, dann das Schnapstrinken und Sprechen, schafft es schließlich aus dem Käfig, wird zum gefeierten Varieté-Künstler – und fügt sich ein, in die wohlig eingeschlossene Menschenwelt.
Gewünscht wird ein Bericht über das Affentum, geliefert wird eine Verteidigung und Bestätigung des
eigenen Menschseins – von einem Halbwesen. Wie Kafka schon im Titel kein Thema festlegt, unterwandert er jedes Motiv seiner Erzählung: Rotpeter ist weder Mensch noch Affe, er ist Objekt der Wissenschaft und Wissenschaftler zugleich – und die Menschenlehrer erscheinen in seinem Bericht oft
äffischer als ihr Affenschüler.
Franz Kafkas Erzählung lässt sich als kritischer Kommentar zur Moderne lesen: Die Wissenschaft kann das Sein nicht mehr fassen, jedem Akt der Selbstschöpfung folgt der Selbstverlust, Verwandlung ist bloß noch Täuschung – und Auswege entpuppen sich als Ausflüchte.
Eine Kooperation mit dem Theater hintenlinks
Inszenierung: Sascha Mey
Dramaturgie: Leona Benneker
Mit: Felix Banholzer
Weitere Termine: 28., 29.5. 2013
Soweit nicht anders angegeben beginnen alle Vorstellungen um 19.30 Uhr.