Die Antwort auf diese Frage ist ernüchternd, denn der Traum ist in den Niederungen wirtschaftlicher Probleme und ökonomischer Zielvorstellungen vergangen. Im Westen wurde diese Entwicklung durch den Utopieverlust der 68er und im Osten durch den harten Schnitt eines unmoderierten Systemwechsels geradezu erzwungen. Die Bereitschaft von Künstlern, sich politischen Fragen zu stellen, schwindet - die ökonomische Verwertbarkeit beginnt das Zentrum der künstlerischen Arbeit zu erobern. Dabei werden inhaltliche Debatten marginalisiert. Nicht mehr die Utopie ist der Topos der politischen Artikulation und die Frage "wie wollen wir leben?" wird nur noch selten gestellt. Nicht das Kollektiv, das Individuum bestimmt den Diskurs.
Diese Sichtweise befriedigt jedoch immer weniger. Auch wenn heute keine gesellschaftliche Utopie bereitgehalten wird, sollte der Wunsch danach doch klar formuliert werden.
Die gesamte Spielzeit 2006 / 2007 des Theaterhaus Jena wird sich mit Utopien beschäftigen und die Überschrift "Alles aus Liebe" tragen. Dabei werden wir uns nicht nur den verlorenen Utopien der Vergangenheit widmen, sondern mit den bei uns arbeitenden Künstlern kreativ einen visionären Blick in die Zukunft versuchen, da wir überzeugt sind, das eine reine Beschreibung von Vergangenheit oder Gegenwart nicht mehr ausreichend ist.
Wichtigster Baustein der beginnenden Spielzeit 2006 / 2007 wird das Festival Völker hört die Signale sein, das zum zweiten Mal in Jena stattfinden wird.
Das Theaterhaus Jena steht mit seiner besonderen Struktur und mit der Geschichte des Hauses für eine offene, durch Mitbestimmung und Diskussion geprägte Form des Theaters. Das Theater ist gleichzeitig Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen und ein wichtiger Kommunikationsort innerhalb der Stadt. Daher hat das Theaterhaus Jena 2004 ein Festival ins Leben gerufen, um denjenigen Äußerungen der (freien) Theaterszene eine Plattform zu schaffen, die sich ebenfalls gegen einen ästhetisierenden Mainstream stellen. Das Festival will die Arbeit einzelner Künstler und Gruppen begleiten, fördern und einem breiten Publikum vorstellen. Damit ist das Festival Völker hört die Signale nicht nur auf sein unmittelbares geografisches Umfeld, sondern auf die gesamte freie Theaterszene im deutschsprachigen Raum bezogen.
Programm:
15.11.
19 Uhr – Unterbühne
Vernissage „Seele in Aspik“ von »Café Berlin« (Wuppertal)
20 Uhr – Hauptbühne
Gang Bang Far a Day Cage (Zürich)
ab 22 Uhr – Theatercafé
Eröffnungsparty mit DJs Dos Colinas
16.11.
10.30 Uhr - Hauptbühne
Wie Ida einen Schatz versteckt und Jakob keinen findet (Premiere)
von Andri Beyeler, Regie Jörg Wesemüller
12 Uhr – Kontainer
Theaterutopie – das Publikum der Zukunft
Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Schneider (Uni Hildesheim)
18 Uhr – Kontainer
Radioutopien - die Zukunft des Hörfunks
Zusammenarbeit mit dem Campusradio und OKJ 103,4.
20 Uhr – Hauptbühne
Q4 - Imitation of Life Goltz+Silber (Köln/ Varna)
22 Uhr – Kontainer
RICOLOOP (Berlin)
Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat des Stura der FSU.
17.11.
18 Uhr – Kontainer
Zwischen heute und morgen. Junge Literatur 1
Zusammenarbeit mit Lese-Zeichen e.V.
20 Uhr – Haeckel-Platz 1
Generation Praktikum (Hildesheim)
22 Uhr – Kontainer
Musik in der Box mit DJ Reverend
18.11.
20 Uhr – Hauptbühne
alarm Hamburg Shanghai Show Case Beat Le Mot (Hamburg)
23 Uhr – Kontainer
Musik in der Box mit DJ Oliver Goldt
19.11.
16 Uhr – Hauptbühne
Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen Theater KaroAcht (Hildesheim)
20.11.
18 Uhr – Kontainer
Zukunftswerkstatt
20 Uhr – Hauptbühne
Wonderland Jazzmeile Thüringen
22 Uhr – Kontainer
Stadt. Utopien. plattendiskurs
21.11.
10.00 Uhr - Hauptbühne
Wie Ida einen Schatz versteckt und Jakob keinen findet
von Andri Beyeler, Regie Jörg Wesemüller
18 Uhr – Kontainer
Zwischen heute und morgen. Junge Literatur 2
Zusammenarbeit mit Lese-Zeichen e.V.
20 Uhr – Hauptbühne
Z Nino Haratischwili (Hamburg)
22 Uhr – Kontainer
Lautschrift. Eine Welt ohne Wettbewerb.
Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat des Stura der FSU.
22.11.
18 Uhr – Kontainer
Sozialutopien Gespräch über Ernst Abbe. Mit Rainer Hanemann (Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt), Prof. Dr. Ralph Neuhäuser (Astrophysikalisches Institut der FSU Jena)
20 Uhr – Hauptbühne
Für Alle. She She Pop (Hamburg/ Berlin)
22 Uhr – Kontainer
Musik in der Box mit DJ Suga
23.11.
20 Uhr – Hauptbühne
Haustiere unitedOFFproduktion (Braunschweig)
22 Uhr – Kontainer
Campusradio 2101
Zusammenarbeit mit dem Campusradio.
24.11.
20 Uhr- Hauptbühne
RAF unplugged Barbara Weber (Zürich)
22 Uhr – Kontainer
New Earth Objects (headphonica) und »Der Tag ist ein Lügner«
25.11.
20 Uhr – Hauptbühne
Lenz-Lesung mit Los Banditos
Mitternacht – Kontainer
Abschlussparty mit DJ Tabooze