Zu wohlgeordnet, zu krisen- und sorgenfrei ist das Leben, das sie führen. Der Hausfreund wartet nur auf ein entsprechendes Signal von ihr. Also bedient sie sich des ältesten Tricks der Welt: Sie lädt ihren Gatten mit einem fingierten Liebesbrief zum Rendezvous in das Hotel „Zum galanten Kätzchen“ – bekannt als diskretes Bordell für gelangweilte Ehepartner beiderlei Geschlechts. Dort soll er enttarnt werden. So wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der rasch außer Kontrolle gerät. Denn alle landen inkognito im Etablisse¬ment: Ehepartner und Hausfreund, frivole Haushälterin nebst ahnungslosem Butler, sprechbehinderter Neffe, überpotenter und mordlustiger Spanier. Sie treffen auf einen durchgeknallten Briten namens Rugby, einen sittenstrengen Bordellbesitzer und nicht zuletzt einen betrunkenen Hausknecht, der Monsieur Chandebise wie aus dem Gesicht geschnitten ist – die wahrscheinlich spektakulärste Parade-Doppelrolle der Schauspielgeschichte, die in Linz Vasilij Sotke übernehmen wird.
Georges Feydeau (1862–1921), beliebtester und aufgrund der zahlreich fließenden Tantiemen reichster Dramatiker der Jahrhundertwende, gilt bis heute als Meister der Tür-auf-Tür-zu-Verwechslungskomödie. Er schrieb 24 abendfüllende Stücke und 21 Einakter. Die Handlungen seiner Stücke laufen mit der Präzision eines Uhrwerks ab – rasant, absurd und irrwitzig logisch, mit einem Wort: katastrophisch. Nachzuerzählen sind sie im Grunde nicht, da sich die aberwitzigsten Zufälle häufen und die Lügen undurchdringlich verknäulen. Feydeau hielt der bürgerlichen Gesellschaft seiner Zeit einen Zerrspiegel vor, in dem sie sich lachend wiedererkannte. Über den minutiösen Konstruktionen seiner durchdrehenden Theatermechanismen und der Fokussierung auf eine schizophren anmutende Doppelmoral ist er angeblich selbst verrückt geworden.
Feydeaus rasante Tür-auf-Tür-zu-Verwechslungskomödie mit der wahrscheinlich spektakulärsten Parade-Doppelrolle der Schauspielgeschichte läuft mit der Präzision eines Uhrwerks ab – absurd und irrwitzig komisch.
Deutsch von Elfriede Jelinek
Leitungsteam
Tamsin Oglesby Inszenierung
Alexandra Pitz Bühne und Kostüme
Kathrin Bieligk Dramaturgie
Mit Vasilij Sotke, Markus Pendzialek, Lukas Spisser, Sebastian Hufschmidt, Christian Manuel Oliveira, Stefan Matousch, Aurel von Arx, Björn Büchner/Bastian Dulisch, Barbara Novotny, Bettina Buchholz, Katharina Hofmann, Angela Waidmann und Eva-Maria Aichner
Weitere Termine: 5., 9., 10., 20., 21., 27., 30. Mai; 1., 3., 9., 11., 12., 16., 19., 20., 23. Juni 2015
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