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Fonds Wanderlust: Kulturstiftung des Bundes fördert internationale Theaterkooperationen mit insgesamt vier Millionen Euro

Im Jahr 2008 hat die Kulturstiftung des Bundes einen Fonds für internationale Theaterpartnerschaften ins Leben gerufen. Der Fonds Wanderlust ermöglicht deutschen Stadt-, Staats- und Landestheatern die Zusammenarbeit mit Bühnen im europäischen und außereuropäischen Ausland. Gefördert werden feste Partnerschaften für die Dauer von zwei bis drei Spielzeiten. Die Zusammenarbeit reicht vom Austausch künstlerischen Personals über Gastspiele bis hin zu gemeinsamen Produktionen.

 

In zwei Antragsrunden konnten sich die Theater für eine Förderung bewerben. Nachdem im vergangenen Jahr bereits 14 Projekte eine Zusage erhielten, empfahl die Jury des Fonds Wanderlust in ihrer zweiten Sitzung am 15. Januar 2010 15 weitere Projekte zur Förderung. Die Kulturstiftung des Bundes fördert jede Theaterpartnerschaft mit bis zu 150.000 Euro. Die Gesamtfördersumme aller Projekte im Fonds Wanderlust beträgt insgesamt rund vier Millionen Euro.

 

Gefördert werden nun Partnerschaften zwischen Theatern in folgenden Städten: Konstanz und Blantyre (Malawi), Wilhelmshaven und Bydgoszcz (Polen), Erlangen und St. Petersburg (Russland), Stuttgart und Bologna (Italien), Bochum und Leiden (Niederlande), Braunschweig und Zagreb (Kroatien), Paderborn und Qingdao (China), Berlin und Turin (Italien), Görlitz und Jelenia Góra (Polen), Dresden und Kopenhagen (Dänemark), Halle und Paris (Frankreich), Dresden und Saratow (Russland), Berlin und Tel Aviv (Israel), München und Helsinki (Finnland) sowie Würzburg und Ouagadougou (Burkina Faso). Die Bandbreite der Produktionen erstreckt sich vom Puppentheater über Tanzprojekte bis hin zu Jugendprojekten und Theater für die Allerkleinsten. Geplant sind unter anderem zweisprachige Koproduktionen, Stückaufträge und Rechercheprojekte sowie theatralische Interventionen im Stadtraum. Der Austausch von Mitarbeitern wie Regisseuren, Autoren, Maskenbildnern, Technikern und Schauspielern sowie die gegenseitige Einladung zu Gastspielen ergänzen die umfangreichen Planungen der Theater.

 

Im Folgenden finden Sie ausführlichere Informationen zu den 15 neuen Theaterpartnerschaften im

Fonds Wanderlust.

 

Achtung: Pioniere!

Eine Kooperation des Staatstheaters Braunschweig und des z/k/m – Zagrebacko kazalište mladih, Zagreb (Kroatien)

Eine historische Begebenheit dient der Theaterkooperation als Ausgangspunkt, um sich mit den Verknüpfungen zwischen Wissenschaft, Politik sowie militärischen und finanziellen Interessen zu beschäftigen: Braunschweig ist als einer der größten Standorte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt eng mit der Person des Flugpioniers und Luftschiffkonstrukteurs Graf Zeppelin verbunden. Bis heute wenig bekannt ist der in Zagreb beheimatete jüdische Erfinder David Schwarz, der bereits vor Zeppelin erfolgreich ein Luftschiff aufsteigen ließ und dessen Pläne von Zeppelin aufgekauft und weiterverwertet wurden.

 

Am Braunschweiger Staatstheater und am z/k/m Zagreb entwickelt – ausgehend von diesem historischen Geschehen – jeweils ein „Team der Pioniere“ aus Schauspielern, Autoren und Regisseuren ein Theaterstück: Während sich das Braunschweiger Team mit der tragischen Lebensgeschichte des David Schwarz beschäftigt, untersucht das Zagreber Team das aktuelle

Selbstverständnis von (Luftfahrt-)Wissenschaftlern. Neben der wechselseitigen Aufführung beider Stücke ist das Jugendtheaterprojekt „Werkstatt der Erfindungen“ und der Austausch von Personal Teil der Theaterpartnerschaft.

 

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Cercles 2

Eine Kooperation des Puppentheaters Halle (Saale) und der Compagnie Louis Brouillard, Paris (Frankreich)

Die Produktion „Cet enfant“ des französischen Autors und Regisseurs Joël Pommerat war 2008 im Rahmen des Festivals „Theater der Welt“ am Neuen Theater in Halle zu Gast. Die klare reduzierte Spielweise und Dialoge von klinischer Präzision erregten das Interesse von Publikum und Theatermachern. In einer zweijährigen Zusammenarbeit werden Intendant Christoph Werner, ab der Spielzeit 2010/11 wieder am Puppentheater in Halle, und Joël Pommerat eine Schauspiel- und eine Puppentheater-Produktion entwickeln. Nach gemeinsamen Workshops beginnt Pommerat mit den Proben zu seiner Produktion „Cercles 2“, eine soziologische schwarze Komödie, angesiedelt in einem Supermarkt. An den Proben werden Puppenspieler aus Halle teilnehmen und an der Einbindung von Puppen in Pommerats Inszenierung arbeiten. Nach der Premiere am Théâtre National de l’Odéon, wo Pommerat in der Spielzeit 2010/11 Artist in Residence ist, setzen die Hallenser das Stück als Puppentheaterinszenierung am Neuen Theater um.

 

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Crossing Borders – Von See zu See

Eine Kooperation des Theaters Konstanz und Nanzikambe Arts, Blantyre (Malawi) Konstanz und die Stadt Blantyre im südostafrikanischen Malawi haben trotz aller kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede eine Gemeinsamkeit: Beide Orte sind von großen Seen geprägt, dem Bodensee und dem Malawisee, der zentraler wirtschaftlicher Faktor eines der ärmsten Länder der Welt ist.

 

Die Theaterpartnerschaft nimmt die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und Migrationsbewegungen aus der Perspektive beider Länder und Orte zum Ausgangspunkt. Über zwei Jahre entwickeln deutsche und malawische Schauspieler, Regisseure und Autoren zusammen ein Stück zu den Themen Migration und Globalisierung, das am Ende der Theaterpartnerschaft zur

Aufführung kommt. Nach Proben in Malawi und Konstanz wird das Stück in Konstanz gezeigt und tourt anschließend durch Malawi – entsprechend der Arbeitsweise von Nanzikambe Arts. Es ist das einzige professionell arbeitende Theater Malawis, jedoch an keinen festen Ort gebunden und reist mit seinen Stücken, die zumeist aktuelle gesellschaftspolitische Themen behandeln, durch das Land.

 

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Datscha Europa.

Das Ende der Welt wie wir sie kannten

Eine Kooperation der Münchner Kammerspiele und des Smeds Ensemble Helsinki (Finnland) Der finnische Autor und Regisseur Kristian Smeds bildet mit zwei Mitstreitern das nomadische Smeds Ensemble. Das Verhältnis von lokalen und internationalen Themen und Perspektiven steht in seinen

In-Situ-Produktionen im Vordergrund. Ein von Smeds geleitetes Theaterlaboratorium entwickelt in München und Helsinki Inhalt und Form der gemeinsamen Theaterproduktion „Datscha Europa“, deren erste Ergebnisse in so genannten „Try outs“ dem Publikum vorgestellt werden. Nach einem Gastspiel der „Kirschgarten“-Inszenierung von Kristian Smeds in München beginnen die Proben für das gemeinsame Projekt, in der die Suche nach neuen theatralen Sprachen im Mittelpunkt steht. Durch die Zusammenarbeit mit dem Smeds Ensemble erhoffen sich die Kammerspiele unter anderem

Anregungen für die Einrichtung einer neuen Bühne. Sie soll – stärker als bisher an Stadttheatern üblich – an Produktions- und Präsentationsformen internationaler und freier Künstler ausgerichtet sein.

 

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Der Bromberger Blutsonntag. Eine polnisch-deutsche Annäherung

Eine Kooperation der Landesbühne Niedersachsen Nord Wilhelmshaven und des Teatr Polski Bydgoszcz (Polen)

Die Städte Wilhelmshaven und Bydgoszcz (Bromberg) verbindet ein schwieriges historisches Erbe: Ein großer Teil der deutschen Minderheit, die bis zum Ende des 2. Weltkrieges in Bydgoszcz lebte, siedelte sich später in Wilhelmshaven an. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen war jedoch bereits vor der deutschen Besatzung und Umsiedlung konfliktreich und gipfelte am 3. und 4. September 1939 im Bromberger Blutsonntag, bei dem auf polnischer und deutscher Seite zahlreiche Menschen ums Leben kamen.

 

Die Theater beider Städte versuchen nun über die künstlerische Zusammenarbeit eine Annäherung und Aufarbeitung des Geschehenen. Die deutsche Autorin Katharina Gericke und der polnische Autor Artur Palyga entwickeln jeweils ein Stück für das Partnertheater, das sich auf die Geschichte der Städte bezieht und in beiden Städten zur Aufführung kommt. Geplant sind außerdem Gastspiele, Probenbesuche und ein theaterpädagogisches Austauschprojekt.

 

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Der fremde Blick / blikket udefra.

Ein deutsch-dänischer Blick über den Tellerrand

Eine Kooperation des Staatsschauspiel Dresden und Det Kongelige Teater Kopenhagen (Dänemark)

Radikale politische Ansichten, die sich scheinbar allmählich vom Rand ins Zentrum einer Gesellschaft verlagern, sind ein virulentes Thema – in Dresden wie in Kopenhagen. Das Staatsschauspiel Dresden und Det Kongelige Teater, in einem modernen Theaterneubau im Herzen von Kopenhagen beherbergt,

stellen solche Tendenzen und mögliche Reaktionen der Bürger in den Mittelpunkt ihrer zweijährigen Zusammenarbeit. Beide Theater beauftragen jeweils einen deutschen und einen dänischen Autor mit einem Stückauftrag. In einem dreimonatigen Schreibstipendium werfen die Autoren einen fremden

Blick auf Gesellschaft und Theaterarbeit des Gastlandes. Außerdem betreuen sie jeweils drei Nachwuchsautoren, die theatrale Miniaturen zum gemeinsamen Thema beisteuern. Die entstandenen Stücke werden als Uraufführungen bzw. szenische Lesungen an beiden Häusern gezeigt.

 

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Die beste aller möglichen Welten Eine Kooperation des Schauspielhauses Bochum und Veenfabriek Leiden (Niederlande)

Im Mai 2010 wird sich ein ganzes Stadttheater auf die Reise begeben: Das Team um Bochums designierten Intendanten Anselm Weber wird vier Wochen beim niederländischen Musiktheater- Ensemble Veenfabriek unter der Leitung des niederländischen Regisseurs und Musikers Paul Koek zu Gast sein. Voltaires philosophisch-satirische Erzählung „Candide“ über die Irrfahrt eines Zöglings aus Westphalen, der als unverbesserlicher Optimist durch die Welt reist, dient den Theatern als Vorlage, um die Lebenssituation und das Zusammenleben der Menschen im heutigen Ruhrgebiet angesichts von Wirtschaftskrise und Strukturwandel zu untersuchen. Auch im folgenden zweiten gemeinsamen Projekt sollen – diesmal anhand des „Don Quijote“-Stoffes – die aktuellen Veränderungen im Ruhrgebiet als Modellregion für die Zukunft erforscht werden.

 

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Fatzer geht über die Alpen. Eine theatrale Erprobung

Eine Kooperation der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin und dem Teatro Stabile Torino (Italien)

„fatzer unaufführbar“ notierte Bertolt Brecht 1929. Rund fünf Jahrzente später ordnete Heiner Müller Brechts 400 Seiten umfassende Sammlung aus Materialien, Szenen und Dokumenten zum „Untergang des Egoisten Fatzer“ neu. Gemeinsam mit dem Teatro Stabile in Turin will die Volksbühne Berlin nun den Fatzer-Stoff von Brecht neu beleuchten und erstmals einem italienischen Publikum zugänglich machen. Mit dem Werk möchten die beiden Häuser neue Textsorten für das Theater und neue Formen der Rezeption zwischen Theorie und Praxis, Aktion und Reflexion erkunden. Am Teatro Stabile soll sich in Workshops mit namhaften Wissenschaftlern und Künstlern dem Stoff genähert werden. Das entstandene Material, Beiträge beteiligter Künstler, darunter Showcase Beat Le Mot, Szenen und Installationen werden am Ende zu einem deutsch-italienischen „Spektakel“ zusammengeführt und in

Turin und Berlin gezeigt.

 

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Les funerailles du desert

Eine Kooperation des Mainfranken Theaters Würzburg und des C.I.T.O. Carrefour International Théâtre Ouagadougou (Burkina Faso)

Seit der Spielzeit 2008/09 ist der Burkinische Schauspieler Issaka Zoungrana festes Ensemblemitglied am Mainfranken Theater Würzburg. Aus diesem Kontakt entstand die Idee einer Partnerschaft zwischen dem Dreispartenhaus für Würzburg und die Region Mainfranken sowie dem C.I.T.O. Theater in Ouagadougou, einem Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs burkinischer Künstler mit internationaler Ausrichtung. Aus der Recherche eines deutschen und eines burkinischen Autors in der jeweils fremden Stadt sollen erste Szenen zu den Themen Klimawandel und Desertifikation sowie Trauerriten und Familie entstehen. In zwei Workshops in Ouagadougou unter

der Leitung von Bernhard Stengele, Schauspieldirektor am Mainfranken Theater, werden diese Szenen dann weiterentwickelt. Nach einer Probenphase mit burkinischen und deutschen Schauspielern in der Regie von Stengele kommt das zweisprachige Stück (in Deutsch und der burkinischen Landessprache Mooré) zunächst in Würzburg zur Aufführung. Eine Spielserie in Burkina Faso schließt sich an.

 

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Sagenhafte Spurensuche. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Sagenwelt Schlesiens

Eine Kooperation des Musiktheaters Oberlausitz-Niederschlesien Görlitz und des Zdrojowy Teatr Animacji, Jelenia Góra (Polen)

Das Görlitzer Zweispartenhaus (Musiktheater und Tanz) steht seit mehr als zehn Jahren in engem künstlerischen Austausch mit dem polnischen Großpuppentheater in Jelenia Góra. Bereits 1994 übernahm Görlitz das Konzept des jährlich stattfindenden internationalen Straßentheaterfestivals aus

Jelenia Góra. Die langjährige Verbindung beider Häuser soll in der Theaterpartnerschaft weiter ausgebaut werden und in einer gemeinsamen Stückentwicklung zwischen Tanz-, Puppen- und Musiktheater gipfeln.

Ausgehend von der geographischen Lage beider Häuser steht das Konflitktthema „Schlesien“ im Zentrum. Durch die künstlerische Form der Sage, insbesondere die wohl bekannteste vom Berggeist Rübezahl, die fest im kulturellen Gedächtnis dieser Großregion verankert ist, soll sich

unterschiedlichen Erinnerungskulturen, Vorurteilen und Gemeinsamkeiten genähert werden. Nach dem Austausch von Gastspielen und Personal sowie theaterpädagogischen Workshops für Kinder und Erwachsene steht am Ende der Theaterpartnerschaft die gemeinsame Produktion „Sagenhafte

Spurensuche“, die an beiden Standorten zur Aufführung kommt.

 

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SumSum². Eine grenzenlose Liebes- und Sprachverwirrung

Eine Kooperation des Theaters Erlangen und Teatr Pokoleniy, St. Petersburg (Russland)

Im Mittelpunkt der Theaterpartnerschaft steht die Untersuchung kultureller Fremdheit am Beispiel von Deutschland und Russland. Erster Schritt ist die gemeinsame Inszenierung von „SumSum²“ der Schweizer Dramatikerin Laura de Weck. Das Stück, das Kultur- und Sprachbarrieren thematisiert, wird in einer deutsch-russischen Version mit zwei Inszenierungssträngen geprobt, die jeweils in St. Petersburg und Erlangen erarbeitet werden. Nächste Schritte der Kooperation sind der Austausch von künstlerischem und technischem Personal und die Aufführung einer deutschen und einer russischen Gastinszenierung am Partnertheater, die gezielt auf Grundlage der bisherigen Zusammenarbeit

ausgewählt werden. Die deutsche und die russische Theaterpraxis unterscheiden sich grundlegend. So zeichnet sich das Teatr Pokoleniy (Theater der Generationen) durch eine starke visuelle Tradition und eine sehr

körperbetonte Spielweise aus. Ziel ist, die Theatertradition und –ästhetik des jeweils anderen Landes als Anregung für die eigene Arbeit zu nutzen und diese dem Publikum zu vermitteln.

 

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The Future Strikes Back

Eine Kooperation der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin und des Habima National Theatre Tel Aviv (Israel)

Die Schaubühne Berlin und das Habima National Theatre in Tel Aviv lernten sich bereits 2007 beim Festival FIND 7 in der Schaubühne kennen, auf dem zwei Arbeiten der israelischen Regisseurin und Autorin Yael Ronen präsentiert wurden. Gemeinsam realisierten sie im Anschluss die erfolgreiche Koproduktion „Dritte Generation“. Das Habima, 1919 in Moskau gegründet (seit 1928 in Israel), ist mit einem Abonnentenstamm von über 300.000 Menschen das publikumsstärkste Theater in Israel und spielt jährlich 1300 Vorstellungen im ganzen Land. Nach einem Austausch von Inszenierungen, die sich mit der Geschichte des Holocausts beschäftigen, und zwei Workshops unter dem Titel „Unsere Art zu leben“, wird ein deutsch-israelisch palästinensisches Team aus Schauspielern beider Häuser unter der Leitung von Yael Ronen ein Stück zum Thema Science Fiction und Religion entwickeln, das in Deutschland und Israel gezeigt werden soll.

 

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Theater von Anfang an

Eine Kooperation des Theaters Junge Generation Dresden und des Akademischen Kisseljow-Jugendtheaters Saratow (Russland)

Sowohl das Theater Junge Generation (tjg) als auch das russische Kisseljow Jugendtheater, das älteste Kinder- und Jugendtheater Europas, beschäftigen sich seit längerer Zeit intensiv mit der Theaterarbeit für die Allerkleinsten (Kinder bis drei Jahre). Theatersprache, Spielweise und Ästhetik unterscheideen sich jedoch grundlegend: Während das deutsche Kindertheater auf eine offene Spielweise, die Abkehr von epischen Strukturen und die Betonung performativer und interaktiver Elemente setzt, sind die

russischen Inszenierungen häufig geschlossene ästhetische Arbeiten mit einer starken Bildsprache.

 

Das Projekt zielt auf die Auseinandersetzung mit beiden Ansätzen und die Entwicklung einer gemeinsamen Theatersprache für junge Zuschauer. Dazu sind Workshops und der Austausch von Gastspielen geplant. Am Ende steht eine gemeinsame Inszenierung in einer deutschen und einer

russischen Variante, die im jeweiligen Land gezeigt und in das Repertoire der Theater aufgenommen werden soll.

 

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Wie der Zahn des Drachen nach China zurückkam.

Eine Kooperation der Westfälischen Kammerspiele Paderborn und des Huajuyuan-Theaters, Qingdao (China)

Tsingtau (Qingdao), 1898 als deutscher Kolonial-Handelsstützpunkt gegründet, ist bis heute bekannt für deutsche Architektur und die Produktion von Bier nach deutscher Rezeptur in China. An der Universität Paderborn gibt es im Gegenzug eine Fakultät, an der ausschließlich Studenten aus Qingdao

studieren und die einen regen wechselseiten Austausch begründete. Die Theaterkooperation schließt an diese historischen und gegenwärtigen Verknüpfungen an. Als Motiv für die gemeinsame Produktion wurde eine eine reale Begebenheit gewählt, die als Theaterstück in Märchenform mit einem deutsch-chinesischen Ensembles inszeniert und an beiden Orten aufgeführt wird. Der deutsche Dramatiker Andreas Sauter konnte als Autor für das Stück

gewonnen werden, dessen Ausgangspunkt die Geschichte eines europäischen Jungen ist, der seine ersten Lebensjahre in China verbrachte und dorthin als siebzigjähriger Mann zurückkehrt, um ein Andenken, einen gestohlenen „Drachenzahn“, zurückzubringen. Die Theaterpartnerschaft hat zum

Ziel, die unterschiedlichen Schauspielstile beider Länder zu erkunden und über Workshops, Personalaustausch und ein Rahmenprogramm die jeweilige Auffasung von Heimat und Fremde kennenzulernen.

 

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Wo die Metaphern blühen

Eine Kooperation des Jungen Ensembles Stuttgart und La Baracca Bologna (Italien)

Ein neues Jugendstück, ein Stück für die Allerkleinsten und ein gemeinsames Jugendprojekt mit italienischen und deutschen Jugendlichen sollen im Rahmen der zweijährigen Kooperation zwischen dem Jungen Ensemble in Stuttgart und dem Theater La Baracca in Bologna entstehen. Im Zentrum

dieser drei Produktionen und der künstlerischen Kooperation beider Kinder- und Jugendtheater steht die Frage nach dem Trennenden und Verbindenden diesseits und jenseits des gesprochenen Wortes und die Suche nach einer neuen internationalen Theatersprache: Welchen Stellenwert hat Sprache in

der künstlerischen und gesellschaftlichen Kommunikation? Wird sie im medialen Zeitalter internationaler? Wie verändert sich die Sprache der Jugendlichen und wie reagieren Kleinkinder auf Sprache im Theater?

 

www.kulturstiftung-des-bundes.de

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