Der Autor siedelte sein Stück in der Gründerzeit an, in der die Hauptstadtmetropole einen enormen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebte, gleichzeitig aber durch gravierende soziale Umbrüche erschüttert wurde.
In einer kleinen Wohnung streiten zwei Frauen um ein Kind: Die leibliche Mutter, die junge Pauline Piperkarcka, hat ihr Kind Henriette John überlassen und fordert es nun zurück. Als der Streit zu eskalieren droht, schickt Frau John ihren Bruder Bruno, der Pauline einschüchtern soll. Aber der Versuch geht schief: Bruno tötet Pauline. Auf dem Dachboden desselben Hauses befindet sich ein Theaterfundus. Der ehemalige Theaterdirektor Harro Hassenreuter erteilt dort Schauspielunterricht. Er gerät ständig mit seinen Schülern in Streit über das Theater, über Kunst und Wirklichkeit.
Wessen Schicksal ist es wert, auf der Bühne verhandelt zu werden? Vor dem Hintergrund der Groteske um Hassenreuter erscheint die Tragödie der Frau John umso wahrhaftiger. In seiner Großstadtdichtung von 1911 verwebt Hauptmann kunstvoll die beiden Handlungsstränge zu einer Tragikomödie über das richtige Theater und das falsche Leben.
Die Ratten ist nach der Uraufführung von Lothar Trolles K.o. nach zwölf Runden (Stunde der Boxer) in der vergangenen Spielzeit die zweite Arbeit des Berliner Regisseurs Sascha Bunge am Mainfranken Theater Würzburg. Auch bei dieser Produktion ist die Bühnen- und Kostümbildnerin Constanze Fischbeck an seiner Seite.
Sascha Bunge wurde 1969 in Brandenburg/Havel geboren. Der Sohn des Theaterregisseurs Wolf Bunge (Gründer der Freien Kammerspiele Magdeburg) ist in Ost-Berlin aufgewachsen. Nach dem Abitur 1988 war Bunge unter anderem Regieassistent am Volkstheater Rostock. Er studierte Theaterwissenschaften/Kulturelle Kommunikation und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Während dieser Zeit übernahm er die Leitung des Hoftheaters Prenzlauer Berg in Berlin und arbeitete von 1994 bis 1996 als Künstlerischer Leiter des projekttheaters sowie als Produktionsleiter und Dramaturg für die Tanzbühne und das Festspielhaus Hellerau in Dresden. Nach Beendigung seines Studiums 1996 war er als freier Regisseur, Produzent, Produktionsleiter und Autor tätig, vornehmlich für den Abendspielplan. Von 2005 bis 2014 war er Oberspielleiter und stellvertretender Intendant am Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin. Seitdem arbeitet er als freier Regisseur.
Inszenierung Sascha Bunge
Bühne und Kostüme Constanze Fischbeck
Licht Walter Wiedmaier
Dramaturgie Roland Marzinowski
MIT
Harro Hassenreuter, ehemaliger Theaterdirektor Georg Zeies
Therese Hassenreuter, seine Frau Christina Theresa Motsch
Walburga, seine Tochter Theresa Palfi
Erich Spitta, Kandidat der Theologie,Hauslehrer Timo Ben Schöfer
Alice Rütterbusch, Schauspielerin / Frau Sidonie Knobbe Maria Brendel
Selma, ihre Tochter / Frau Kielbacke vom Landeskindererziehungsheim Claudia Kraus
Nathanael Jettel, Hofschauspieler / Käferstein, Schauspielschüler /
Schierke, Polizist Tobias Roth
John, Maurerpolier Alexander Hetterle
Frau John Petra Hartung
Bruno Mechelke, ihr Bruder Uwe Fischer
Pauline Piperkarcka, Dienstmädchen Marianne Kittel