Es geht in Otello nämlich weniger um Außenseitertum und den Umgang mit dem Fremden, als vielmehr um das Aufeinanderprallen zweier Menschenbilder: Erkennen wir in Otello die klassische Heldenfigur, die einem romantischen Ehrbegriff folgt und in klaren Kategorien denkt, betritt mit Jago der aufgeklärte, zweifelnde Mensch die Opernbühne. Negation und Zynismus bestimmen sein Handeln, gekonnt spielt er auf der Klaviatur der Gefühle und manipuliert Otello.
Giuseppe Verdi faszinierten immer wieder literarische Texte als Grundlage seiner Opern. Neben den Dramen Friedrich Schillers waren es vor allem die Werke William Shakespeares, die ihn inspirierten. Nach dem rohen Macbeth versuchte er sich lange Zeit an einer Vertonung des Lear, die aber scheiterte. Erst durch die Zusammenarbeit mit dem Librettisten Arrigo Boito, der selbst Komponist war, gelang es ihm wieder sich Shakespeare zu nähern.
In seiner vorletzten Oper, die erst zwölf Jahre nach Aida entstand, reift Verdis musikalische Sprache zu neuen Höhen: Vom stürmischen Beginn über das Liebesduett des ersten Aktes, die Einflüsterungen Jagos, die kammermusikalische Konfrontation Otello-Desdemona und deren melancholisch-schönes Abschiedslied – Verdi findet eine bezwingende Musiksprache und nähert sich gleichzeitig an die Richard Wagners an.
Niklaus Helbling, dessen Inszenierung von Mozarts Zauberflöte in der letzten Spielzeit das Große Haus wieder eröffnete, wird Regie führen. Die musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Roger Epple.
Dramma lirico in vier Akten (1887)
Libretto von Arrigo Boito nach William Shakespeare (1603)
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Roger Epple;
Inszenierung: Niklaus Helbling
Bühne: Jürgen Höth;
Kostüme: Uta Jäger;
Chöre: Thomas Bönisch
Dramaturgie: Rebecca Graitl
Mit: Angela Bic, Annekatrin Kupke/ Sharon Starkmann; Lius Chapa/ Alexej Kosarev, Krister St. Hill, Stefan Heibach, Henry Kiichli, Benjamin LeClair, Andreas Lütje, Ziad Nehme/ Michael Pegher
Opern- und Extrachor des Oldenburgischen Staatstheaters; Oldenburgisches Staatorchester
Weitere Vorstellungen: So 20., Sa 26. Januar