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Glen Tetley verstorbenGlen Tetley verstorbenGlen Tetley verstorben

Glen Tetley verstorben

Am 26. Januar 2007 verstarb Glen Tetley, Choreograph und Direktor des Stuttgarter Balletts von 1974 – 1976. Glen Tetley starb nur wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag in West Palm Beach, Florida.

In der vergangenen Spielzeit hatte das Stuttgarter Ballett Glen Tetley noch mit dem Ballettabend „Tetley zum 80.“ zum Geburtstag gratuliert. Zu den Endproben war der Choreograph eigens angereist, hatte mit den Tänzern gearbeitet und wurde am Premierenabend begeistert von Zuschauern und ehemaligen Weggefährten auf der Bühne des Opernhauses gefeiert. Auch in dieser Spielzeit steht eine Choreographie Glen Tetleys auf dem Spielplan: Im Rahmen des Ballettabends KLANG:KÖRPER tanzt das Stuttgarter Ballett ab dem 24. April Tetleys Choreographie Voluntaries. Nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod John Crankos übernahm Glen Tetley 1974 für zwei Spielzeiten die Direktion des Stuttgarter Balletts. Sein bis heute spürbarer Einfluss auf die Compagnie als Leiter, Choreograph und Pädagoge lässt sich gerade vor dem Hintergrund der kurzen Zeit seines Wirkens in Stuttgart kaum ermessen: Aus dem Modern Dance kommend öffnete er Körper und Geist der bis dahin rein klassisch ausgerichteten Stuttgarter Tänzer für eine gänzlich neue Bewegungssprache.

Werke wie Voluntaries, Le sacre du printemps oder Daphnis und Chloe verdeutlichen, wie er den Weg der Stuttgarter hin zum Experiment und zu neuem Erfindungsgeist ebnete. Tetley selbst ließ sich wiederum gerne von der Stuttgarter Compagnie inspirieren: So bezog er erstmals bei Voluntaries den Spitzentanz wieder in sein Bewegungsvokabular ein und erreichte damit eine synthetische Verbindung aus Ballett und Modern Dance, aus der eine neue, zeitgenössische Tanzsprache hervorging. Glen Tetley erschloss damit dem Ballett die Errungenschaften des modernen Tanzes und gehörte zu den Choreographen, die mit ihrem Werk zeigten, wie man den akademischen Tanz in die Gegenwart führen konnte, ohne mit seinen fundamentalen Regeln zu brechen.

Glen Tetley Der amerikanische Choreograph Glenford Tetley wurde am 3. Februar 1926 in Cleveland Ohio geboren. Ursprünglich Student der Zahnmedizin in New York, stieß er erst spät zum Tanz: Bei Hanya Holm und Martha Graham studierte er die Techniken des Modern Dance und ließ sich bei Antony Tudor und Margaret Craske im klassisch-akademischen Tanz ausbilden. Ein weiterer bedeutender Lehrmeister Glen Tetleys war der amerikanische Choreograph Jerome Robbins, in dessen Compagnie Ballet: USA er auch tanzte. Darüber hinaus tanzte Glen Tetley in mehreren Broadway-Produktionen, in der Compagnie von Martha Graham, dem Joffrey Ballet und dem American Ballet Theater. 1962 gründete Glen Tetley in New York eine eigene Compagnie, für die er mit Pierrot Lunaire noch im selben Jahr sein erstes bedeutendes Ballett schuf. Im Herbst 1962 ging Glen Tetley als Tänzer und Choreograph zum Nederlands Dans Theater, das er zusammen mit seinem niederländischen Kollegen Hans van Manen zu einer der wichtigsten europäischen Plattformen für zeitgenössische Choreographie ausbaute und deren Tänzer er in die Techniken des amerikanischen Modern Dance einwies. Von 1969 bis 1971 war Glen Tetley schließlich, neben Hans van Manen, Co-Direktor der Compagnie.

Nach dem Erfolg seines Balletts Voluntaries, 1973 beim Stuttgarter Ballett uraufgeführt, übernahm Glen Tetley mit Beginn der Spielzeit 1974/75 für zwei Jahre die Direktion des Stuttgarter Balletts. 1975 choreographierte er hier eine Neufassung von Daphnis und Chloe sowie die Ballette Alegrias und Greening. Darüber hinaus sind folgende Werke Tetleys im Repertoire des Stuttgarter Balletts: Arena, Mythical Hunters, Greening, Laborintus, Pierrot Lunaire und Le sacre du printemps. Abgesehen von einem Engagement als künstlerischer Berater beim National Ballet of Canada (1987 – 1989) arbeitete Glen Tetley in der Folge als freischaffender Choreograph. Zu den Compagnien, für die er Uraufführungen geschaffen und mit denen er seine Werke einstudiert hat, zählen das Londoner Royal Ballet, das Königlich Dänische Ballett in Kopenhagen, das Australian Ballet (Melbourne), das National Ballet of Canada, das Norwegische Nationalballett, das Ballett der Pariser Oper, das Königlich Dänische Ballett, das Königliche Ballett von Schweden, das English National Ballet, das American Ballet Theater und natürlich das Nederlands Dans Theater. Zu seinen letzten Schöpfungen gehörten Amores für das Royal Ballet in 1997 und Lux in Tenebris, 1999 für das Houston Ballet. Glen Tetley starb am 26. Januar 2007 in West Palm Beach, Florida.

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