Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Globe Berlin: ES LEBE EUROPA- Acht Kurzdramen aus der Revolutionären Theaterbibliothek von Paul Scheerbart Globe Berlin: ES LEBE EUROPA- Acht Kurzdramen aus der Revolutionären...Globe Berlin: ES LEBE...

Globe Berlin: ES LEBE EUROPA- Acht Kurzdramen aus der Revolutionären Theaterbibliothek von Paul Scheerbart

Premiere 12. August 2021 auf der Globe Berlin Open O-Bühne (open air) in Berlin-Charlottenburg

Die deutsche Kaiserzeit, eine Dekade vor ihrem Ende: Gesellschaftlicher Stillstand und mangelnde Entfaltungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, Verelendung der proletarischen Massen in den Städten, gepaart mit einer rasanten technischen und wirtschaftlichen Entwicklung und einer experimentierfreudigen Kunst, schließlich die Ahnung eines bevorstehenden mörderischen und erbarmungslosen Krieges, stellen kompromisslos die Frage nach Zukunft.

Copyright: Torsten Wulff

In krisenhaften Zeiten sind die soziale Frage von Arm und Reich, die Debatten um  zukunftsweisende Gesellschaftsmodelle und die Isolation und Einsamkeit des Individuums die  Ingredienzien für Paul Scheerbarts zahlreiche Dramolette, jedes kaum länger als 10 Minuten.  In ihnen radikalisiert er seine Figuren zu einem Reigen des Scheiterns. Ihre Protagonisten  agieren in manischer Hyperaktivität, führen sich und die Gesellschaft in absoluter wie  absurder Zuspitzung vor. Paul Scheerbarts Stücke sind verzerrende Hohlspiegel einer  Gesellschaft, die es trotz prosperierender Ökonomie nicht schafft, eine positive Vision zu  entwickeln und an Mangel von Empathie und Phantasie zugrunde geht.

Mit diesen Momentaufnahmen, die ein Brennglas auf den Mikrokosmos individueller,  spielerischer, aber immer existentieller Machtausübung richten, ist Scheerbart ein nur selten  gespielter revolutionärer Theatererneuerer, der auch einen Gegenentwurf zum Dogma  neoliberaler Ausbeutung, Überwachung und inszenierter Individualität formuliert.

Es lebe Europa (Pause)
Die Puppe und die Dauerwurst
Die Urgrossmutter Der Direktor
Das Donnerwetter Das Mirakel
Der Schornsteinfeger Der Herr vom Jenseits

Paul Scheerbart, geboren 1863 in Danzig, übersiedelte nach dem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte 1887 nach
Berlin. Bis zu seinem Tod 1915 lebte er in ärmlichen Verhältnissen in Berlin Lichterfelde. Er gründete 1892 den Verlag
deutscher Phantasten und reüssierte 1902 mit dem Roman „Die große Revolution“ der ihm keinen finanziellen Erfolg, jedoch
erste Anerkennung in literarischen Kreisen einbrachte. Ernst Rowohlt verlegte 1909 als erstes Buch seines neuen Rowohlt
Verlages Scheerbarts Gedichtsammlung „Katerpoesie“. Scheerbart inspirierte mit seinem Aufsätzen über die  „Glasarchitektur“ Bruno Taut, aber auch Walter Benjamin, der einen bewundernden Essay über Scheerbarts Lesebuch
„Lesabendio“ schrieb. Er verfasste außerdem Theorien über die radikale Modernisierung des Theaters, insbesondere des
Bühnenbildes. Paul Scheerbart schuf auch fantastische Federzeichnungen und arbeite jahrelang unermüdlich an der
Entwicklung des Perpetuum Mobile.

Mit ……………………………………………………. Johanna Paliege
Saskia von Winterfeld
Peter Beck
Uwe Neumann

Regie …………….……………………………..…… Jens Schmidl
Ausstattung ….………………………………….. Thomas Lorenz-Herting
Musik ……………………………………………….. Bernd Medek

Tickets (19/16/13 Euro) gibt es auf www.globe.berlin, bei Ticketmaster sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen.


Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DIE UNTERWELT IM KUNSTMUSEUM -- Gastspiel-Premiere "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck mit dem Staatstheater Augsburg im Theater Heilbronn

"Ich bin der Ritter Gluck!" heißt es in E.T.A. Hoffmanns unheimlicher Erzählung "Ritter Gluck". Der tritt plötzlich auf, obwohl er schon lange tot ist. Um eben dieses mysteriöse Thema kreist auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN TRAGISCHES REISEERLEBNIS -- "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann im Studiotheater STUTTGART

Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann hatte in Stuttgart "Mario und der Zauberer" nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann Premiere. Auf konzentriertem Raum lässt die Regisseurin Daniela Urban…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER MUSIKKRITIKER LÄSST GRÜSSEN -- "Der Tod, das muss ein Wiener sein" im Renitenztheater Stuttgart

Das Wiener Kaffeehaus als Institution wurde hier gebührend gefeiert. Nikolaus Büchel bereitete das Ganze als Regisseur und gebürtiger Wiener auch kabarettistisch auf: "Wie kommt der Wolf ins…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPIEL ZWISCHEN LICHT UNDS SCHATTEN -- "Otello" von Giuseppe Verdi in der Staatsoper STUTTGART

Die Inszenierung von Silvia Costa integriert Videoeinlagen von John Akomfrah, wo die Otello-Tragödie in eindringlichen Bildern nachgezeichnet wird. Der erste Akt ist geprägt von einer Statue und einem…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZWISCHEN KLASSIK UND UNTERHALTUNG -- "Heavy Metal aus Schwaben" im Schloss Bietigheim-Bissingen

Das Tuba-Euphonium Quartett des Landesblasorchesters Baden-Württemberg mit Steffen Burkhardt, Peter Teufel, Erich Hermann und Markus Scholl präsentierte einen interessanten Streifzug durch die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche