Damit leiten das Luzerner Theater und das Luzerner Sinfonieorchester das Projekt Alte Musik ein. Ziel ist es, das Repertoire der Alten Musik auf seriöse Weise zu erschliessen und jedes Jahr eine Aufführung eines solchen Werkes in den Spielplan des Luzerner Theaters aufzunehmen. Das dafür gegründete Barockensemble hat sich intensiv mit der alten Aufführungspraxis auseinandergesetzt und spielt auf historischen Instrumenten. Alle MusikerInnen sind Mitglieder des Luzerner Sinfonieorchesters, welches bei den Musiktheaterproduktionen des Luzerner Theaters auch als Theaterorchester zum Einsatz kommt. Die beteiligten SängerInnen gehören zum Ensemble des Luzerner Theaters und haben sich für die Zusammenarbeit mit «La Gioconda» intensiv mit Barockgesang auseinandergesetzt. Das Luzerner Theater ist stolz, neben dem Opernhaus Zürich somit als einziges Schweizer Theater über ein eigenes Barockensemble zu verfügen und damit Kompositionen aus Renaissance, Barock oder Frühklassik in historischer Aufführungspraxis auf die Bühne bringen zu können.
«ORESTE» – OPERNPASTICIO IN DREI AKTEN VON GEORG FRIEDRICH HÄNDEL, NACH EINEM LIBRETTO VON GIOVANNI GUALBERTO BARLOCCI (IN ITALIENISCHER UND DEUTSCHER SPRACHE)
PREMIERE AM 18. MAI 2006, 19.30 UHR IM CASINEUM, Haldenstrasse 6, 6006 Luzern
WEITERE VORSTELLUNGEN: 20.05., 24.05., 26.05., 01.06., 02.06.2006, jeweils 19.30 Uhr
PRODUKTIONSTEAM: Rick Stengårds (Musikalische Leitung), Dominique Mentha (Inszenierung), Werner Hutterli (Bühne), Diana Ammann (Kostüme), Christian Kipper (Dramaturgie)
MIT: Tanja Ariane Baumgartner, Teodora Gheorghiu, Caroline Vitale, Madelaine Wibom, Gregor Dalal, Martin Nyvall, Tanzstatisten, Chor des Luzerner Theaters, «La Gioconda» – Barockensemble des Luzerner Sinfonieorchesters
Die Schwierigkeiten, in die der einstige Götterliebling Tantalus seine Nachkommen brachte, reizte zahlreiche Dichter und Tonsetzer, darunter Richard Strauss, Christoph Willibald Gluck und Georg Friedrich Händel. Letzterer ließ sich allerdings ein Libretto schreiben, das – frei nach Euripides – die Insel Tauris neben den politischen Konflikten auch zum Schauplatz zahlreicher privater Leidenschaften macht: Orest muss nicht nur die Furien abschütteln und dem Todesurteil gegen alle Fremden entkommen, ebenso gilt es, dem Freund Pylades beizustehen, die eigene Gattin aus den Klauen des Tyrannen Thoas zu befreien und Iphigenie, die Schwester, vor den Nachstellungen des Feldherrn Philoktet zu schützen. So entwickelt sich Orest im Laufe dieser Abenteuer vom willenlosen Wahnsinnigen zu einem tätigen Helden, der sich das Recht auf Freiheit selbst erkämpft.
Georg Friedrich Händel lancierte sein Opernpasticcio «Oreste» 1734 am neu erbauten Covent Garden Theatre, um sich gegen das adlige Konkurrenzunternehmen am Haymarket Theatre zu behaupten. Für den neuen Text nach einem bereits vorhandenen Libretto von Giovanni Gualberto Barlocci stellte er Musiknum¬mern aus anderen eigenen Opern zusammen, die Rezitative komponierte er neu. Das Ergebnis besticht durch einen überaus stringenten Handlungsablauf und durch viele ausdrucksstarke, den Extremsituationen angemessene Musiknummern – Gründe genug folglich, dieses Werk für die Bühne wiederzuentdecken.
Die Produktion findet im Casineum, einem Ballsaal im Grand Casino Luzern, statt und bezieht das Am¬biente jener Belle-Epoque-Architektur in die Inszenierung mit ein: So liest sich das Stück als ein Politthriller aus den späten 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts, das Geschehen vollzieht sich in einem öffentlichen Raum (einem Tanz- und Vergnügungslokal), der von Machtstrukturen durchwoben ist und in dem sich die Schicksale der einzelnen Figuren kreuzen und erfüllen. Das Publikum ist somit Zuschauer und Mitspieler zugleich. Das Orchester wiederum fungiert einerseits als Tanzkapelle, andererseits stützt es die in Musik gesetzten Leidenschaften der Handlungsträger.
Für die Inszenierung ist Dominique Mentha, Direktor des Luzerner Theater, verantwortlich und die Musikalische Leitung hat Rick Stengårds. Werner Hutterli gestaltet die Bühne. Für die Kostüme zeichnet Diana Ammann verantwortlich, die 2004 den «Prix Juste-au-Corps» bei dem vom Luzerner Theater und der «Gwand» getragenen Wettbewerb «Mode – was für ein Theater!» gewann und als Preis ein Engagement für «Oreste» bekam.