Aufgrund seiner ungewöhnlichen dramaturgischen Konzeption und den enormen Anforderungen an eine szenische Umsetzung wurde das Werk vor 1890 ausschließlich instrumental aufgeführt. „Innerhalb der musikalischen Strukturen und den nur fragmentarisch vorhandenen Handlungssträngen muss man eine eigenständige, zusammenhängende und für unsere heutige Zeit relevante Geschichte aufspüren“, so Regisseurin Andrea Moses. „Darin liegt die große Herausforderung einer Inszenierung von Fausts Verdammnis.“
Andrea Moses zeigt Berlioz‘ Protagonisten als Künstler, der das gesellschaftliche Geschehen durch
seine Videokamera hindurch beobachtet, das Gesehene aber nicht reflektieren und verarbeiten kann.
„Faust fühlt sich zudem immer weniger imstande, in den Lauf der Dinge aktiv einzugreifen oder im
Sinne seiner Überzeugungen Einfluss zu nehmen“, so die Regisseurin. „Er ist melancholisch und verzweifelt. In seinen jungen Jahren hat er fast zu viel gesehen von der Welt und glaubt nicht mehr an
deren Veränderbarkeit.“ Faust gibt sich seinem „Weltschmerz“ hin. Dadurch wird er zum willkommenen
Spielzeug für den Zyniker Mephisto, der sich auf merkwürdige Weise Fausts annimmt, dessen Schicksal neu gestaltet und ihn schließlich genüsslich und sadistisch auf einen Höllenritt durch seine
qualvollen Seelenzustände schickt.
Mit Hector Berlioz’ „Dramatischer Legende“ Fausts Verdammnis steht die erste Premiere in der Saison 2011/12 auf dem Spielplan der Oper Stuttgart. Die Eröffnungspremiere ist zugleich die erste Neuproduktion in der Intendanz Jossi Wielers. Die Leitende Regisseurin des Hauses, Andrea Moses, zeigt mit dieser Inszenierung ihre erste Opern-Regiearbeit in Stuttgart. Ihr langjähriger Bühnen- und Kostümbildner Christian Wiehle ist für die Ausstattung verantwortlich.
Es singen Maria Riccarda Wesseling (Marguerite), Pavel Černoch (Faust), Robert Hayward (Méphistophélès), Ensemblemitglied Mark Munkittrick (Brander) und der zum „Opernchor des Jahres
2011“ gekürte Staatsopernchor Stuttgart samt Opernkinderchor unter dem Dirigat von Kwamé Ryan.
Kwamé Ryan war 1997-1999 Assistent von Lothar Zagrosek an der Oper Stuttgart und wurde hier u.a.
durch sein Dirigat von Morton Feldmans Neither bekannt.
Fausts Verdammnis
La Damnation de Faust
Dramatische Legende in vier Teilen
Text vom Komponisten und Almire Gandonnière nach Gérard de Nervals Übersetzung von Johann
Wolfgang von Goethes Faust
Musikalische Leitung Kwamé Ryan
Regie Andrea Moses
Bühne und Kostüme Christian Wiehle
Video Timo Schierhorn
Chor Michael Alber
Dramaturgie Thomas Wieck
Marguerite Maria Riccarda Wesseling
Faust Pavel Černoch / Jean-Noël Briend
Méphistophélès Robert Hayward
Brander Mark Munkittrick
Sopransolo Vier Kinderchorsoli
Staatsopernchor Stuttgart
Kinderchor der Oper Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
Statisterie der Oper Stuttgart
Weitere Vorstellungen: 05.11.2011, 10.11.2011, 18.11.2011, 27.11.2011, 15.12.2011, 22.12.2011,
28.12.2011, 03.01.2012, 06.01.2012, 14.01.2012, 24.01.2012