
In männerbündelnder Weise kann der Schreiber nur an ein sexuelles Abenteuer denken. Ein Abenteuer war es nicht. Zu allem Überfluss findet Adam seine Amtsperücke nicht und muss sich also barhäuptig, unter den Augen des Gerichtrates, in den Verhandlungen des Tages beweisen.
Frau Marthe Rull klagt Ruprecht an, den Schwiegersohn in spe, ihren kostbaren Krug zerbrochen zu haben, als er heimlich nachts im Zimmer ihrer Tochter war. Doch Ruprecht gibt an, dass es dort noch einen Dritten gab, den er bei dessen Flucht zwar nicht erkennen, aber noch kräftig zurichten konnte. Alle haben ein Interesse daran, einen Schuldigen zu benennen. Marthe will, dass es Ruprecht war und kein anderer, damit ihre Tochter nicht als ehrlos dasteht. Ruprecht will sich in seiner Eifersucht bestätigt wissen. Dorfrichter Adam will beweisen, dass es irgendein Mann war, der nicht Adam heißt, damit ihm nicht Amtsmissbrauch und sexuelle Nötigung vorgeworfen werden könnte.
Selbst die Vermutung einer Zeugin, es könne der Teufel selbst gewesen sein, nimmt er dankbar auf: "daß ein Gott sei" wären ja einige bereit zu bezweifeln, "jedoch den Teufel hat, soviel ich weiß, kein Atheist noch bündig wegbewiesen". Nur Eve schweigt zu alledem.
Heinrich von Kleists kanonisches Lustspiel zieht seine Komik aus der Tatsache, dass jemand über sich selbst zu Gericht sitzen und sich gleichzeitig erfinderisch aus Schlingen befreien muss. Die Frage, warum Eve und ihre Beweggründe so wenig bereitwillig Gehör finden, ist nicht erst heutzutage von Belang.
Regie Fabian Gerhardt
Bühne Kathrin Frosch
Kostüm Julia Plickat
Musik Misha Cvijović
Dramaturgie Victoria Weich
Besetzung
Walter, Gerichtsrat Daniel Seniuk
Adam, Dorfrichter Stephan Ullrich
Licht, Schreiber Oliver Niemeier
Frau Marthe Rull Alina Rank
Eve, ihre Tochter Lara Heller
Ruprecht Ansgar Sauren
Frau Brigitte, Magd Marie-Paulina Schendel