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Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", ETA Hoffmann Theater Bamberg Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", ETA Hoffmann Theater Bamberg Heinrich von Kleist,...

Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", ETA Hoffmann Theater Bamberg

Premiere am Freitag, 18. März 2022, 19:30 Uhr, auf der Großen Bühne

Um den zerbrochnen Krug als solchen geht es fast niemandem vor Gericht, wer ihn zerbrach allerdings und was aus der Täterschaft folgt, ist für alle von äußerster Wichtigkeit. Ramponiert und zugerichtet sitzt Dorfrichter Adam am Morgen in seiner Stube, als ihm sein Schreiber die Ankunft des Gerichtsrats ankündigt. Gestrauchelt sei Adam nur, zum Straucheln braucht's ja nichts als Füße.

Copyright: ETA Hoffmann Theater

In männerbündelnder Weise kann der Schreiber nur an ein sexuelles Abenteuer denken. Ein Abenteuer war es nicht. Zu allem Überfluss findet Adam seine Amtsperücke nicht und muss sich also barhäuptig, unter den Augen des Gerichtrates, in den Verhandlungen des Tages beweisen.

Frau Marthe Rull klagt Ruprecht an, den Schwiegersohn in spe, ihren kostbaren Krug zerbrochen zu haben, als er heimlich nachts im Zimmer ihrer Tochter war. Doch Ruprecht gibt an, dass es dort noch einen Dritten gab, den er bei dessen Flucht zwar nicht erkennen, aber noch kräftig zurichten konnte. Alle haben ein Interesse daran, einen Schuldigen zu benennen. Marthe will, dass es Ruprecht war und kein anderer, damit ihre Tochter nicht als ehrlos dasteht. Ruprecht will sich in seiner Eifersucht bestätigt wissen. Dorfrichter Adam will beweisen, dass es irgendein Mann war, der nicht Adam heißt, damit ihm nicht Amtsmissbrauch und sexuelle Nötigung vorgeworfen werden könnte.

Selbst die Vermutung einer Zeugin, es könne der Teufel selbst gewesen sein, nimmt er dankbar auf: "daß ein Gott sei" wären ja einige bereit zu bezweifeln, "jedoch den Teufel hat, soviel ich weiß, kein Atheist noch bündig wegbewiesen". Nur Eve schweigt zu alledem.

Heinrich von Kleists kanonisches Lustspiel zieht seine Komik aus der Tatsache, dass jemand über sich selbst zu Gericht sitzen und sich gleichzeitig erfinderisch aus Schlingen befreien muss. Die Frage, warum Eve und ihre Beweggründe so wenig bereitwillig Gehör finden, ist nicht erst heutzutage von Belang.

Regie     Fabian Gerhardt
Bühne     Kathrin Frosch
Kostüm     Julia Plickat
Musik     Misha Cvijović
Dramaturgie     Victoria Weich

Besetzung
Walter, Gerichtsrat     Daniel Seniuk
Adam, Dorfrichter     Stephan Ullrich
Licht, Schreiber     Oliver Niemeier
Frau Marthe Rull     Alina Rank
Eve, ihre Tochter     Lara Heller
Ruprecht     Ansgar Sauren
Frau Brigitte, Magd     Marie-Paulina Schendel

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