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Hessisches Staatstheater Wiesbaden: "Der Theatermacher" von Thomas Bernhard

Premiere: 4. Dezember 2010, 19.30 Uhr, Studio

 

Ausgerechnet im 280-Seelen-Dorf Utzbach irgendwo in Österreich soll sich das „Rad der Geschichte“ drehen. Es handelt sich dabei um die Uraufführung der Weltkomödie mit dem gleichen Titel des ehemaligen Staatsschauspielers Bruscon, der noch sehr dem Glanz der vergangenen Zeiten nachhängt.

Doch die sind endgültig vergangen, und statt eines begeisterten und großen Publikums herrschen in Utzbach Blutwursttag und Verständnislosigkeit. Und für die fahrende Truppe gibt es noch nicht einmal eine richtige Bühne, der Theatermacher muss mit dem heruntergekommenen Wirtshaussaal des Gasthauses „Schwarzer Hirsch“ vorlieb nehmen.

 

Doch damit nicht genug. Das Notlicht muss ausgestellt werden, damit fünf Minuten lang „absolute Finsternis“ herrscht, wie es die Regieanweisung fordert, und die Feuerwehr lässt mit der Genehmigung auf sich warten. Die Mitspieler – seine hustende Ehefrau, der nichtsnutzige Sohn und die unbegabte Tochter – können ihren Text nicht, oder besser gesagt: nicht zur Zufriedenheit des kompromisslosen Perfektionisten Bruscon. Und schließlich tun die drückende Gewitterschwüle und hohe Luftfeuchtigkeit ihr Übriges, die Aufführung zu einem lebensgefährlichen Unterfangen für den empfindsamen Geist (und Körper!) des Schauspielers zu machen. Zudem droht die Ausführung am unvermeidlichen Blutwursttag des Dorfes, einem drohenden Unwetter und dem unzulänglichen Publikum zu scheitern.

 

Thomas Bernhard schrieb diese bissige und doch liebenswerte Komödie als Antwort auf einen Theaterskandal: Bei der Uraufführung seines Stückes „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ 1972 bei den Salzburger Festspielen wurde die Abschaltung der Notbeleuchtung verweigert, die von Bernhard für die Inszenierung gefordert wurde. Daraufhin wurde das Stück von Bernhard und dem Regisseur Claus Peymann abgesetzt. Im „Theatermacher“ spielt die Löschung des Notlichts ebenfalls eine wichtige Rolle.

 

Anne Yasmin Hindi Attar war von 2008 bis 2010 Regieassistentin am Staatstheater Wiesbaden und assistierte u.a. bei David Mouchtar-Samorai, Manfred Beilharz, Herbert Fritsch und Konstanze Lauterbach. Zuvor assistierte sie am Heilbronner Theater, wo sie u.a. „Port“ von Simon Stephens inszenierte.

 

Michael Günther studierte Schauspiel an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Er war eines der Gründungsmitglieder der Freien Kammerspiele Magdeburg, bevor er 2001 ans Stadttheater Bern wechselte. Seit 2007 ist er fest am Hessischen Staatstheater Wiesbaden engagiert. Er spielt den Theatermacher Bruscon.

 

Inszenierung, Bühne und Kostüme: Anne Yasmin Hindi Attar

 

Mit: Michael Günther (Bruscon) und Tom Gerngroß

 

Weitere Vorstellungen

Do 9., Fr 17., Mi 29. Dezember 2010, jeweils 19.30 Uhr, Studio

 

 

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