Gegenüber einer die Menschheit gnadenlos unterwerfenden Götterwelt beharrt Iphigenie auf ihrem Recht auf persönliche Freiheit und Selbstbestimmung.
Iphigenie, selbst zum Götteropfer bestimmt, von der Göttin Diana gerettet und nach Tauris gebracht, dient dort in deren Tempel als Priesterin. Tauris ist ein barbarisches Land: Jeder Fremde, den es hierher verschlug, wurde den Göttern geopfert. Doch Iphigenie kann König Thoas, den Herrscher des Landes, bewegen, auf den alten Brauch zu verzichten, jeden Fremden zu opfern. Selbst die Offenbarung ihrer Herkunft hält Thoas nicht davon ab, um ihre Liebe zu werben.
Als Iphigenie seine wiederholten Liebeswerbungen ausschlägt, führt er die Opferung jedes Fremden wieder ein. Ausgerechnet Iphigenies jüngerer Bruder Orest und sein Freund Pylades, die nach Tauris gekommen sind, um das Standbild der Diana aus dem Tempel zu rauben, soll das Los als erste treffen. Die Geschwister erkennen sich und planen die Flucht. Iphigenie, im Konflikt zwischen Vertrauensbruch und Rettung des Bruders, offenbart sich König Thoas und verrät ihm die Wahrheit. Dieser lässt die Fremden großzügig in ihre Heimat ziehen.
Das auch heute aktuelle Thema lautet: Ist der Mensch unentrinnbar eingebunden in den Teufelskreis von Greueltaten, oder gibt es eine Hoffnung, das tödliche Misstrauen, die Kurzsichtigkeit und Maßlosigkeit zu überwinden? Iphigenies Anspruch auf Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Milde und Gastfreundschaft ist bis ins 21. Jahrhundert zum größten Teil uneingelöst geblieben.
Regie: Wolfram Mehring
Bühne: Jochen Diederichs
Kostüme: Maja Scholl-Lemcke
Dramaturgie: Wolfgang Türk
Mitwirkende:
Carola von Seckendorff (Iphigenie); Johann Schibli (Thoas), Matthias Caspari (Orest), Ilja Harjes (Pylades), Johannes-Paul Kindler (Arkas)
Weitere Vorstellungen im Dezember:
Donnerstag, 16. Dezember, 19.30 h
Mittwoch, 29. Dezember, 19.30 h