Eine szenische Bachinterpretation ist Herbert Wernickes ,Actus tragicus’, Premiere ist am 12. November. Die Stuttgarter Neuproduktion ist eine Hommage an den 2002 verstorbenen Regisseur. Erstaufgeführt wurde ,Actus tragicus’ im Dezember 2000 in Basel und im Jahr darauf mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet. Die musikalische Leitung hat wie in Basel Michael Hofstetter, inzwischen Chefdirigent der Ludwigsburger Schlossfestspiele und des Stuttgarter Kammerorchesters.
Sechs Kirchenkantaten verbindet Herbert Wernicke zu einem Theaterabend: „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ (BWV 178), „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ (BWV 27), „Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe“ (BWV 25), „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig“ (BWV 26), „Sieh zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei“ (BWV 179), „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ und der sogenannte „Actus tragicus“ (BWV 106), der dieser Produktion ihren Titel gibt.
In ,Actus tragicus’ ist Bachs Reich von dieser Welt: die Bühne zeigt den Schnitt durch ein vierstöckiges Haus. In ihm wird das Bild der ewigen Wiederkehr des Immergleichen beschworen. Ohne Ausweg scheinen die Menschen in ihrem Alltag eingesperrt zu sein - Chor und Solisten bilden eine Gemeinschaft der Einsamen, die ihren Traditionen, Tätigkeiten, Ticks nachgehen. Der Tod ist aus ihrem Leben verdrängt - dass sie von ihm umfangen sind, nehmen sie nicht wahr. Ein Totentanz. Die Erlösung aus dem Zwang zur Wiederholung eines profanen Lebens verheißt die Musik Bachs mit ihrer unfassbaren Beredtheit über die Bedingtheit des Menschen.
Eine Matinee zu ,Actus tragicus’ findet am 5. November um 11.00 Uhr im Foyer der Staatsoper statt. Neben Michael Hofstetter und Albrecht Puhlmann geben Sänger der Aufführung Einblicke in die Neuproduktion. Im Anschluss wird im I. Rang Foyer des Opernhauses eine Ausstellung eröffnet, die das Werk des Regisseurs, Bühnen- und Kostümbildners Herbert Wernicke (1946-2002) zeigt. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit der Berliner Akademie der Künste, die den Nachlass Wernickes verwaltet.
Musikalische Leitung Michael Hofstetter
Regie, Bühne und Kostüme Herbert Wernicke
Szenische Neueinstudierung Björn Jensen
Kostümmitarbeit Mareike Uhlig
Dramaturgie Albrecht Puhlmann
Chor Michael Alber
Licht Hermann Münzer
Sopran I Marita Solberg
Sopran II Heike Beckmann
Sopran III Jonathan Schilling/ Philip Schäfer
Alt I Kai Wessel
Alt II Cristina Otey
Tenor I Martin Petzold
Tenor II Michael Nowak
Bass I Shigeo Ishino
Bass II Daniel Henriks
Staatsorchester Stuttgart
Staatsopernchor Stuttgart
Weitere Aufführungen: 16. und 25. November, 7., 19. und 21. Dezember 2006,
6., 12. und 28. Januar, 2. und 10. Februar 2007