Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Johann Strauss’ »Der ›Zigeuner‹baron« an der Komischen Oper BerlinJohann Strauss’ »Der ›Zigeuner‹baron« an der Komischen Oper BerlinJohann Strauss’ »Der...

Johann Strauss’ »Der ›Zigeuner‹baron« an der Komischen Oper Berlin

Premiere 6. Juni 2021, 19:00

Schon der Titel bietet ausreichend Anlass für kontrovers geführte Debatten: Für seine Rückkehr an die Komische Oper Berlin hat sich Tobias Kratzer Der »Zigeuner«baron von Johann Strauss ausgesucht – ein Werk, an dem ihn nicht nur die musikalische Qualität reizt, sondern auch die Fragen, die Titel und Libretto unweigerlich aufwerfen. In seiner Neufassung verdichtet der Regisseur das Werk auf seine musikalische Essenz und die zeitlosen Themen, die es behandelt:

 

Copyright: Monika Rittershaus

Ausgrenzung und Integration, Heimatlosigkeit und Entwurzelung und das Auffinden einer neuen Heimat – und die zerstörerische und doch auf fatale Weise einheitsstiftende Wirkung von Krieg. Für Tobias Kratzer, der 2017 mit Zoroastre am Haus debütierte, bietet das Stück »eine hervorragende Folie für das, was Theater auch sein kann: Es werden einem auf der Bühne exemplarisch verschiedene Konfliktsituationen vorgeführt, mit denen man sich auch in der eigenen Gesellschaft auseinanderzusetzen hat.«

Eine explosive Mischung am Vorabend eines gesellschaftlichen Umbruchs bildet den Hintergrund für zwei (vermeintlich) interkulturelle bzw. klassenübergreifende Liebesgeschichten: Ein mittelloser, junger Emigrant, der in seine Heimat zurückkehrt und den elterlichen Besitz nur mehr als Ruine vorfindet; ein großtuerischer, reicher Schweinezüchter, der sich eben dieses Besitzes bemächtigt hat; ein Adliger, der sich als konservativer Sittenwächter geriert und sich dabei auf »die gute alte Zeit« beruft, und eine von der Gemeinschaft ausgeschlossene Minderheit, die von der privilegierten Schicht kollektiv als »Zigeuner« bezeichnet wird, die aber gemeinsam mit den Herrschenden in den Krieg zieht und ihn letztlich für diese gewinnt. Indem Tobias Kratzer die Handlung der Operette aus der Sicht des in der Vergangenheit verhafteten k.u.k-Offiziers Graf Homonay perspektiviert, fordert er das Publikum zugleich auf, eine eigene Perspektive auf das Werk auf einzunehmen.

Musikalische Leitung
Stefan Soltesz
Inszenierung
Tobias Kratzer
Bühnenbild und Kostüme
Rainer Sellmaier
Videodesign
Manuel Braun
Dramaturgie
Ulrich Lenz
Chöre
David Cavelius
Licht
Bernd Purkrabek


Graf Peter Homonay
Dominik Köninger
Sándor Barinkay
Thomas Blondelle
Kálmán Zsupán, ein reicher Schweinezüchter
Philipp Meierhöfer
Arsena, seine Tochter
Alma Sadé
Mirabella, ihre Erzieherin
Helene Schneiderman
Ottokar, ihr Sohn
Alexander Fedorov
Saffi
Nadja Mchantaf
Czipra
Jasmin Etezadzadeh
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin u. a.
Es spielt das Orchester der Komischen Oper Berlin.

Zu welchen Rahmenbedingungen die Premiere sowie die Folgevorstellungen stattfinden können, richtet sich nach den Auflagen der zuletzt gültigen SARS-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung Verordnung zum Infektionsschutz.

Vorstellungen: 26. und 28. Juni sowie 1. Juli 2021
Weitere Vorstellungen am 26. und 28. Juni sowie 1. Juli 2021. Zu welchen Rahmenbedingungen die Premiere sowie die Folgevorstellungen stattfinden können, richtet sich nach den Auflagen der zuletzt gültigen SARS-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung.

Zur Neuproduktion ist ein Begleitprogramm geplant, das die Fragen, die unter anderem der Titel des Werks aufwirft, kritisch zur Diskussion stellt.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑