Doch dass Kreneks Oper Jonny spielt auf nach ihrer Uraufführung 1927 in Leipzig schlagartig zu einem der populärsten Werke der Weimarer Republik werden sollte, verdankt sie wohl einer anderen Figur: dem Titelhelden Jonny, der als afro-ameri- kanischer Jazz-Musiker die klassische Konstellation vielfach aufmischt. Er stiehlt dem Geiger Daniello die Violine und mogelt sie, als die Polizei dahinter kommt, dem Komponisten Max unter; er ist mit der Französin Yvonne liiert und verkörpert überhaupt das Fremde, das mit seiner Lebensenergie und seiner völlig anderen Musik in die Welt der Europäer einbricht. Am Ende – da ist Daniello bereits unter die Räder eines Zuges geraten – wird er Max und der Sängerin Anita zur Flucht verhelfen, die ein Aufbruch ist in eine neue Zukunft. Jonny bleibt zurück mit der Geige, auf der er der Menge die mitreißende Musik der Neuen Welt vorspielt.
Krenek hatte sich ein paar Spielzeiten lang im Theater anstellen lassen, um dessen Möglichkeiten kennenzulernen. Dann nutzte er das „prächtige Spielzeug“, wie er die moderne Bühne nannte, lustvoll aus. Eisenbahn und Radio, das Tempo der oft überraschenden Handlung, Spielorte, die vom Gletscher über den Hotelkorridor bis zum Bahnsteig das unbehauste Lebensgefühl der Gegenwart vermitteln – das alles sind typische Elemente der Zeitoper, die der wachsenden Präsenz von Medien und Maschinen Rechnung trug.
Dass Jonny spielt auf sofort als Jazz-Oper tituliert wurde und sich als solche rasant über die Bühnen im In- und Ausland verbreitete, sah der Komponist mit zwiespältigen Empfindungen. Die Aufführungszahlen, die sogar die der Brecht/Weill‘schen Dreigroschenoper überrundeten, verschafften ihm zwar ein sehr gutes Einkommen, aber die Reduktion auf die Jazz-Elemente bekümmerte ihn. Die Schublade war ihm dann doch zu klein für eine Komposition, in der er mit vielfältigen Mitteln arbeitete. Mit der jazzigen Musik charakterisiert er Jonny und dessen Welt, für die anderen Figuren orientierte er sich, so seine eigene Beschreibung, an einem „frühromantischen Idiom... gelegentlich mit ein wenig dissonantem Gewürz“.
Oper in zwei Teilen von Ernst Krenek
Libretto vom Komponisten
Musikalische Leitung Florian Ludwig
Inszenierung Roman Hovenbitzer
Bühne Jan Bammes
Chor Wolfgang Müller-Salow Malte Kühn
Choreographie Alfonso Palencia
Dramaturgie Dorothee Hannappel
Regieassistenz / Abendspielleitung Rahel Schwarz
Inspizienz Svenja Wessing
Max, Komponis tHans-Georg Priese, Mathias Schulz
Anita, Sängerin Edith Haller
Jonny, Jazzband-Geiger Kenneth Mattice
Daniello, Violinvirtuose Andrew Finden
Yvonne, Stubenmädchen Maria Klier
Manager Rainer Zaun
Hoteldirektor Kejia Xiong
1. Polizist Matthew Overmeyer
2. Polizist Tae-Hoon Jung, Paul Jadach
3. Polizist Sebastian Joest. Egidijus Urbonas
Tänzerinnen Alma Edelstein Feinsilber, Nathalie Gehrmann, Julia Karnysh