Freuen können sich Jugendliche ab 12 Jahren auf eine musikalische Stunde mit Werken von Bizet, Tschaikowsky und Maiwald. Dabei eignet sich das Konzert besonders gut für Schulklassen. Zu hören, zu erleben und zu bestaunen sind dabei die Musiker des Orchesters Sinfonia Varsovia, die bereits am Vorabend ein Klassikkon-zert für Erwachsene geben werden – gemeinsam mit dem Solisten Johannes Moser am Violoncello.
Im Einzelnen stehen auf dem Programm unter der Leitung von Volker Schmidt-Gertenbach:
Georges Bizet: Symphonie Nr. 1 C-dur -
Eine Oper ohne Worte
Bereits im Alter von neun Jahren bezog Georges Bizet 1847 das renommierte Con-servatoire in Paris: Zu jung, um offiziell als Student aufgenommen zu werden, aber derart begabt, dass man ihm gestattete, in die Klavierklasse des berühmten Pianis-ten Marmontel einzutreten. Rasch machte Bizet große Fortschritte, erhielt Unterricht von Charles Gounod und Fromental Halévy, und schrieb bereits als Siebzehnjähriger seine erste Symphonie, die merkwürdigerweise achtzig Jahre lang verschollen blieb. Erst 1935 wurde das Manuskript entdeckt, und bei der späten Uraufführung war man sich sogleich darüber klar, dass dies nicht nur eine Schülerarbeit war, sondern Zeug-nis eines früh entwickelten großen Talents. Mozart und Rossini treten als musikalische Vorbilder deutlich hervor.
Die Form des Werks ist konventionell, ein Allegro vivo als Kopfsatz, ein schnelles Scherzo (Allegro vivace) als dritter, ein rasches, geistvolles Finale als vierter Satz. Dazwischen steht an zweiter Stelle ein Adagio mit eigentümlichen Rhythmen, lang und schmachtend ausgesponnenen Melodien und mit einer Coda, in der sich über einem lang ausgehaltenen Orgelpunkt reiche Chromatik entfaltet: Techniken, die deutlich auf den dramatischen Stil des Opernkomponisten Bizet vorausweisen. Diese Symphonie vermochte das überkommene, ein wenig einseitige Bizet-Bild zu be-reichern. Denn der Schöpfer der Oper "Carmen" hatte es außerhalb seiner Heimat sehr schwer, sich auch mit seiner Instrumentalmusik durchzusetzen.
Figurations- und Charaktervariationen anhand von P.I. Tschaikowskys
Variationen über ein Rokoko-Thema A-dur op. 33
In dem schmalen Bestand der Literatur für Violoncello und Orchester nehmen Tschaikowskys Rokoko-Variationen neben den beiden Cellokonzerten Dvoráks und Schumanns einen ehrenvollen Platz ein. Tschaikowsky schrieb sie kurz vor der ent-scheidenden Begegnung seines Lebens mit Nadeshda von Meck, jener reichen Gönnerin, die sein Schaffen nicht nur materiell, sondern auch durch gelegentliche Kompositionsaufträge förderte. Dank ihrer Großzügigkeit war Tschaikowsky von 1877 an dreizehn Jahre hindurch finanziell unabhängig.
Das Variationsthema stammt nicht aus dem 18. Jahrhundert, wie es den Anschein haben könnte, sondern von Tschaikowskys eigener Hand. Er schrieb es in der Ver-ehrung der Kunst Mozarts, indessen Geist er sich auch in anderen Werken mu¬sikalisch zu versetzen suchte. Dass es dennoch Tschaikowskys ureigenste Musik ist, wird an allen Ecken und Enden deutlich – das harmonische Parfüm ist eine Spur zu raffiniert, das Gefühlsleben hat den ein klein wenig sentimentalen Touch, den es hundert Jahre zuvor noch nicht gegeben hatte.
Torben Maiwald: Abschied und Ankunft (2004)
Zeitgenössische Musik
Stirbt ein Mensch, so trauert man gewöhnlich. Wird ein Mensch geboren, ist man freudig. Dies ist die Sicht dessen, der außen steht und auf das Sterben oder das Ge-borenwerden blickt. Für den, der selbst stirbt oder geboren wird, mag sich das Bild ganz anders darstellen: als Sterbender nimmt man zwar Abschied vom Hier, erwartet aber die Ankunft im Dort. Der Geborenwerdende kommt dagegen hier an, muss aber dort Abschied nehmen.
Trauer und Freude sind in jedem Fall beisammen; Abschied auf der einen und An-kunft auf der anderen Seite runden sich zum Ganzen. Erst im Zusammenschluss beider wird das Bild vollständig.
Des Menschen Seele ï gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, ï Zum Him-mel steigt es, ï Und wieder nieder zur Erde muß es, Ewig wechselnd
(Goethe, Gesang der Geister über den Wassern)
So ist Abschied und Ankunft eine Musik, die das Werden des Menschen in diesem doppelten Sinne begleiten soll - ursprünglich entstanden aus dem Gedanken, ein "umgekehrtes Requiem" als Begrüßungsmusik für einen neu geborenen Menschen zu komponieren.
Von welcher Seite aus man beim Hören auch innerlich blicken möchte - man wird sich innerhalb eines Prozesses finden können, in dem man in das Neue hinein und aus dem Alten heraus wächst. Alt und Neu bleiben jedoch nicht getrennt, sondern finden sich im jeweils anderen - verwandelt - wieder.
(Auch im Alten ist schon das Neue anwesend.)
Sinfonia Varsovia
Aufbauend auf dem international anerkannten Polnischen Kammerorchester, das sich in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die Festivals und Musikzentren der Welt erobert hat, wurde 1984 durch Hinzuziehung von herausragenden jungen Blä-sersolisten das Orchester Sinfonia Varsovia gegründet, das seitdem nahtlos an die überragenden Erfolge seines Vorgängerensembles anknüpft.
Bereits das erste Konzert des neu entstandenen Orchesters wurde von Funk und Fernsehen übertragen und vom Publikum und von der Kritik mit überschwänglicher Begeisterung gefeiert.
Kurz darauf wurde das neue Orchester bereits von Columbia Artists Management zu einer Tournée in die Vereinigten Staaten von Amerika und durch Kanada eingeladen. Weitere Einladungen nach Großbritannien, in die Bundesrepublik Deutschland, Ita-lien, Spanien, Finnland folgten. Auch beim Menuhin Festival in Gstaad ist das Or-chester aufgetreten. Es erfolgte ebenso eine Verpflichtung, unter der Leitung von Mstislav Rostropovich an einer Mittelmeer-Tournée teilzunehmen.
Das Orchester wird gebildet aus jungen, vielseitigen und virtuosen Mitgliedern, es verfügt über einen einheitlichen Klang und hat ein fast unbegrenztes Repertoire, das es mit bedeutenden Dirigenten aufführt, wie zum Beispiel Jerzy Maksymiuk, Mstislav Rostropovich, Krzysztof Penderecki, Rafael Frühbeck de Burgos, Jerzy Swoboda, Jean Bernard Pommier, Muhai Tang, Jacek Kasprzyk, Volker Schmidt-Gertenbach, Charles Dutoit, Wojciech Michniewski, Leopold Hager, Bruno Weil, Oleg Caetani, Hans Graf, Emmanuel Krivine.
Künstler wie Mstislav Rostropovich, Bruno Leonardo Gelber, Anne Sophie Mutter, Frank-Peter Zimmermann, Sabine Meyer, Justus Frantz, Gidon Kremer, James Gal-way, Christian Zacharias, Maurice André, Michala Petri, Teresa Berganza, Kiri Te Kanawa, Shlomo Mintz, Augustin Dumay, Mischa Maisky, Salvatore Accardo, Elisa-beth Leonskaya, Dmitri Sgouros und Radu Lupu waren bereits solistische Partner des Orchester.
Die zahlreichen CD – Aufnahmen für Pathe Marconi – EMI, Virgin Classics, Decca, Denon Nippon, Sony, Columbia, Aperto, Polskie Nagrania, CD Accord behaupten sich erfolgreich auf dem internationalen Tonträgermarkt und wurden vielfach ausge-zeichnet, u.a. mit dem „Grand Prix du Disque“ und dem „Diapason d´Or“
Das Orchester zählt zu den weltbesten Ensembles seiner Art. Das belegen nicht nur die ausgezeichneten Kritiken der bekanntesten Musikkritiker, sondern auch seine häufigen Auftritte in den bedeutendsten Konzertsälen auf allen vier Kontinenten.
Karten sind erhältlich für 4,85 Euro im Internet unter www.stadeum.de, telefonisch unter 04141/409140 sowie bei allen STADEUM-Vorverkaufsstellen