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Juni-Premieren im Staatstheater Kassel

Samstag, 10. Juni, 20.15 Uhr, tif:

"Sandkasten" von Michal Walczak, aus dem Polnischen von Karolina Wikont

Inszenierung/Bühne/Musik: Jegor Wyssozkij

Empfohlen ab 12 Jahren.

ER spielt mit Autos und Batman-Figuren im Sandkasten; SIE kommt mit ihrer Puppe und möchte mitspielen. ER zieht Grenzen; SIE stellt die Gebietsansprüche in Frage. Sie spielen, für eine kurze Weile, miteinander, aber wer darf dabei die Regeln bestimmen?

In der Spielwelt des Sandkastens durchmischen sich lustvoll, konkret und skurril die Zeiten und Bedingungen: Die scheu-spielerische Annäherung zweier Kinder mündet in schroff-verletzlicher Abgrenzung beziehungsgeschädigter Erwachsener. Die harmonischen Zeiten des »Backe, backe Kuchen« sind längst Nostalgie. Sandkastenspiele finden nicht nur auf öffentlichen Spielplätzen statt. Generalstäbe nutzen dieses handfest-virtuelle Trainingsgelände, um ideale Schlachten zu schlagen, Wirklichkeit zu simulieren und nicht nur die eigenen, sondern auch die Aktivitäten des Gegners zu bestimmen. Sandkastenspiele sind aber auch das Kennwort für unreifes Verhalten erwachsener Menschen mit mangelnder Sozialkompetenz.

Sandkasten ist das erste Theaterstück des jungen polnischen Autors

Michal Walczak. Er hat hier eine außergewöhnliche, sehr komische, oft tieftraurige Metapher für die Spiele der Geschlechter gefunden; eine ebenso heitere wie tiefgründige Beziehungsparabel. Kein Kinderstück, kein Jugendstück, überhaupt kein »Spezialstück« – Theater für alle, die den Sandkasten überstanden haben.

Donnerstag, 22. Juni, 20.30 Uhr, Turnierplatz an der Löwenburg:

"Cyrano de Bergerac" von Edmond Rostand

Open-Air-Aufführung, Inszenierung: Lorenzo Fioroni.

Das Sommertheater führt wieder zur Löwenburg, in diesem Jahr auf den Turnierplatz, der an die Burg angrenzt und bestens geeignet ist für Rostands Schauspiel um den furchtlosen Kämpfer und wortgewandten Dichter Cyrano de Bergerac. Französisches Flair im Kasseler Bergpark gibt den Hintergrund für eine der faszinierendsten Liebesgeschichten der Weltliteratur: Cyrano leidet unter seiner unglücklichen Liebe. Unvorstellbar scheint es ihm, dass die schöne Roxane ihn, den die Natur mit einem Prachtexemplar von hässlicher Nase versehen hat, erhören könnte. Da erfährt er, dass sie ihrerseits verliebt ist in den hübschen, jungen Christian und schlägt seinem Rivalen einen höchst ungewöhnlichen Deal vor. Christian besitzt zwar die Schönheit, die Cyrano fehlt, doch besonders gescheit ist er nicht. Zusammen aber sind sie, wie Cyrano rasch begreift, „ein ganzer Liebesheld“. Das einzigartige Dreieck funktioniert eine Weile, bis der Krieg die Beteiligten auseinander reißt. Die Gelegenheit zum täglichen Briefeschreiben an die Angebetete jenseits der Front lässt Cyrano sich nicht entgehen – mit unerwarteten Folgen.

Sonntag, 25. Juni, 19.30 Uhr, Kuppeltheater:

"Ariadne auf Naxos",Oper von Richard Strauss

Musikalische Leitung: Roberto Paternostro

Inszenierung: Immo Karaman.

Ein junger Komponist hat das große Glück, dass ein Mäzen die Uraufführung seiner anspruchsvollen Oper „Ariadne auf Naxos“ finanziert. Das ehrgeizige Werk erzählt auf neue Weise die aus der griechischen Mythologie bekannte Geschichte von Ariadne, der Tochter des Königs von Kreta. Sie hatte aus Liebe dem athenischen Prinzen Theseus geholfen, den Minotaurus zu besiegen. Damit war sie an Eltern und Heimat schuldig geworden, und so flohen die beiden. Theseus aber verließ sie heimlich auf der Insel Naxos. Trotzdem will Ariadne ihrer Liebe treu bleiben und erwartet von ihrem Schicksal nur noch den Tod. Doch statt des Todesboten, den sie ersehnt, wird sie dem blutjungen Bacchus begegnen und mit ihm in ein neues Leben gehen.

Das poetisch-symbolische Musikdrama eines jungen ambitionierten Künstlers, so könnte man annehmen, darf sich hier unter besten professionellen Bedingungen bewähren, getragen vom Kunstverständnis eines großzügigen Geldgebers. Nun hat der Mäzen aber, wohl erschrocken über seine eigene Kunstcourage, eine Komödiantentruppe mit ihrem Stegreifstück »Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber« dazu engagiert – ohne die Ariadne-Truppe einzuweihen. Erst soll die Farce nach der Oper die Zuschauer von der ernsten Kunst erlösen, doch dann sollen plötzlich beide Stücke gleichzeitig stattfinden, weil sonst das ganze »Theater« zu lang wird. „Improvisieren!“ lautet der Befehl. Das unberechenbare Diktat desjenigen, der zahlt, stellt beide Seiten vor eine unlösbare Aufgabe. Die nachfolgende Oper „Ariadne auf Naxos“ ist aber nur scheinbar das

Ergebnis dieser »Improvisation«, sondern im Gegenteil eine wohldurchdachte Tragikomödie, die beide »Truppen«, die ernst-mythische und die keck-komödiantische, einen hinreißenden Diskurs führen lässt über die Wahrheit von Gefühlen und über das Recht der Gegenwart über die Vergangenheit.

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