Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
KALLDEWEY, FARCE von Botho Strauss im Staatstheater MainzKALLDEWEY, FARCE von Botho Strauss im Staatstheater MainzKALLDEWEY, FARCE von...

KALLDEWEY, FARCE von Botho Strauss im Staatstheater Mainz

Premiere 11. April 2014, 19.30 Uhr, Kleines Haus. -----

„Kalldewey, Farce beschreibt die Zerstörtheit ehelicher und nicht-ehelicher Zweierbeziehungen, das Versatzstückhafte einer sich anti-bürgerlich gebenden Sprache“, begründete die Jury des Mülheimer Dramatikerpreises 1982 ihre Entscheidung für Strauß’ Stück.

Lynn und Hans – Musiker, elegisch und beherzt verkopft – versuchen den Abschied, kommen aber nicht voneinander los. Dann explodiert die Elegie in einer Orgie der Gewalt: Lynn hat zwei Emanzen angeheuert, mit deren mänadischer Hilfe sie ihren Mann zerfetzt und in die Waschmaschine stopft. Abrupter Szenenwechsel. Als Therapiegemeinschaft feiern alle, auch Hans, Lynns Geburtstag. Es erscheint – als Einziger mit Geschenk und ohne Ausrede – ein Mann, der die Gäste auf merkwürdige Weise zu intimen Geständnissen animiert.

 

Er heiße Kalldewey, sagt er, spricht sonst kaum, und wenn, dann nur in Herrenwitzen. Zu spät stellt sich heraus, dass keiner ihn kennt oder gar eingeladen hat. Als er aber so plötzlich, wie er kam, verschwindet, mutiert der Abwesende im Erinnern zur dionysischen „Führernatur“. Wieder sind Lynn und Hans mit sich allein, bis der letzte Akt sie in einen Büroflur katapultiert. Der Chef ist hier zugleich der Therapeut und lässt seine Angestellten in turbulenten Rollenspielen ihre Konflikte mit sich, Gott und der Welt ausagieren.

 

„Kalldewey, Farce“ beschreibt die Zerstörtheit ehelicher und nicht-ehelicher Zweierbeziehungen, die Scharlatanerie der zur Routine gewordenen Seelen- und Gruppentherapie, das Versatzstückhafte einer sich anti-bürgerlich gebenden Sprache“, begründete die Jury des Mülheimer Dramatikerpreises 1982 ihre Entscheidung für Strauß’ Stück. Zitatstrotzend schlägt die metaphysische Farce einen Bogen von der antiken Mythologie zum Heilsbegehren westlicher Wohlstandsmenschen. Selbstreflexive Elemente legen gleichzeitig offen, dass dieses Theater nichts anderes sein will als Theater. Oder, wie es im Stück heißt, „der letzte unserer magischen Versuche, die Angst uns auszutreiben“.

 

Inszenierung: Marcus Mislin

Bühne: Ines Alda

Kostüme: Jutta Delorme

Dramaturgie: Nadja Blank

 

Die Frau Nicole Kersten

Der Mann Gregor Trakis

Der zweite Mann (Kalldewey) Marcus Mislin/Lorenz Klee

M Lisa-Marie Gerl

K Andrea Quirbach

Der Kellner Banar Fadil

 

18. April 2014

26. April 2014

06. Mai 2014

19 Uhr: Einführung im Foyer

18. Mai 2014

20. Mai 2014

27. Mai 2014

31. Mai 2014

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhina de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑