Eine Veränderung – menschlich wie politisch – ist nicht in Sicht. Im Haus des Chemikers Pavel ziehen sich die „Kinder der Sonne“ wie Moleküle an und stoßen sich wieder von einander ab: Tierarzt Boris liebt Pavels Schwester Liza, der Künstler Dimitrij liebt Pavels Frau Elena, Boris’ Schwester Melanja liebt Pavel, Pavel kennt nur seine Arbeit. So drehen sie sich im Kreis, philosophieren über sich und das
Mensch-Sein, über das Schöne und das Hässliche, über Ängste und Freiheit, über das Leid der Welt und das, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Dabei suchen sie doch alle nur ihr persönliches Glück, ein erfüllteres, wertvolleres Leben. Und können es in all ihrer Ich-Fixierung nicht finden. Verzweifelt wollen sie raus aus ihrer Haut und bleiben doch Gefangene ihrer selbst, eingesponnen in ihren komisch-melancholischen Kokons.
In Kinder der Sonne beschreibt Maxim Gorki einen Tanz auf dem Vulkan, der nicht zum Ausbruch kommt. Die Revolution findet (noch) nicht statt. Geschrieben in Festungshaft, wohin er 1905, nach der Teilnahme an den Protesten gegen die Militäraktion des sogenannten „Petersburger Blutsonntags“ gelangt war, ist Kinder der Sonne die düsterkomische Vorahnung einer noch zu erwartenden, radikaleren Umwälzung überkommener Herrschaftsstrukturen.
Inszenierung Michael Helle
Bühne und Kostüme Achim Römer
Mit
Karin Klein Jelena Nikolajewna,
Ronja Losert Fima,
Margit Schulte-Tigges Antonowna,
Barbara Stollhans Melanija,
Diana Wolf Lisa
Matthias Kleinert Jegor,
Simon Köslich Mischa,
Andreas Manz-Kozár Boris Nikolajewitsch Tschepurnoj,
Hubert Schlemmer Jakow Troschin,
Andreas Vögler Dmitrij Sergejewitsch Wagin,
Gerd K. Wölfle Nasar Awdejewitsch,
Uwe Zerwer Pawel Fjodorowitsch Protassow