Interviews mit in Berlin lebenden Osteuropäern waren Ausgangsmaterial dieses Spektakels, das Lebens-, Aktions- und Kunsträume im Rahmen einer großangelegte Collage präsentiert. Der KOMMUNALKA-Besucher ist Teil der Okkupation und wird in den Sog verschiedenster Künste, Sujets und Geschichten osteuropäischer Sehnsüchte, Visionen und Alltagsrituale gezogen. Hierbei ist das Ballhaus-Ost Areal – im Freien wie im Haus selbst – Bühne und Wohnraum zugleich, simultan begeh- und erfahrbar:
So gibt es unter anderem das Zimmer des bulgarischen Opernsängers, den Salon des polnischen Literaten, das KOMMUNALKA-Kino, die ukrainische Friseurstube, den Ort des tschechischen Installationskünstlers, das KOMMUNALKA-Kasino oder den polnischen Metzgerladen; ein russisches Orchester wird das Haus akustisch verändern, eine polnische bildende Künstlerin Räume thematisch gestalten, Radioaktivisten einen eigenen Radiosender bespielen oder eine KOMMUNALKA-Soap im Theatersaal die Herzen erweichen und zerstören … Und was wäre eine KOMMUNALKA ohne ihre Küche …? Also wird gekocht und getrunken bis spät in die Nacht und getanzt bis in den nächsten Morgen hinein.
mit TATJANA GOLA, REX JOSWIG, TOBIAS KILIAN, LAURA PARKER, IRINA PLATON, JULIA REZNIK, PETER TRABNER, IVAN VRGOC, sowie GUIDO PLONSKI und PIT SCHULTZ (HERBSTRADIO), KRZYSTOF NIEWRZEDA (LITERAT), LUDEK PESEK PACHL (REBELART), SKAZKA ORCHESTRA, CHOR und ANDEREN AKTIVISTEN
Leitung RALF GRUNWALD, JÜRGEN SCHULTZ Räume HENDRIK SCHEEL Kleider DARIA KORNYSHEVA Autor HANS HENNER HESS
Das Projekt
Das interdisziplinäre Kunst- und Kulturprojekt setzt sich mit den Biografien und der Lebenswirklichkeit der in Berlin lebenden Einwanderer aus Osteuropa auseinander. Auf der Basis von 40 mit osteuropäischen Immigranten geführten Interviews transformiert das Projektteam vom 3. bis 5. Juni das Ausgangsmaterial in künstlerische Darbietungsformen: Musik, Theater, Radio, Film, Performance, Installation, Kochen. Hierzu wird das Ballhaus Ost regelrecht besetzt und im gesamten Theater und seiner Peripherie die KOMMUNALKA – eine in Russland (vor allem der Ex-Sowjetunion) vorkommende Wohnform einer Gemeinschaftswohnung, in der viele Menschen auf engem Raum leben – künstlerisch erfahrbar gemacht!
Neben den inszenierten und installierten Aktionen im Theatersaal wird es auch originäre und spontane Situationen geben. So werden viele Freunde und Sympathisanten aus Osteuropa und Berlin während der ganzen Veranstaltungszeit zugegegen sein, und als Ansprechpartner oder Informanten zur Verfügung stehen. Einige werden auch Lebens- oder Aktionsräume im Ballhaus Ost etablieren, in denen sie während der Zeit wohnen und arbeiten. Auf den einzelnen Etagen des gesamten Hauses werden in verschieden Zimmern und Räumen, im Treppenhaus und in den Gängen, zusätzliche Aktionen und Performances stattfinden. Hierfür konnten Künstler (Bildende Künstler, Musiker, Sänger, Schauspieler, Akrobaten etc.) gewonnen werden, die teilweise bereits zu den interviewten Personen der Recherchephase zählten und mit denen man dabei näher in Kontakt kam.
So wird es beispielsweise das Zimmer des bulgarischen Opernsängers, den Salon des polnischen Literaten, den russischen Friseursaloon, den Ort des tschechischen Installationskünstlers, das KOMMUNALAKA-Kasino oder den polnischen Metzgerladen geben; ein russischer Musiker wird einen Ort akustisch verändern, eine polnische bildende Künstlerin Räume thematisch gestalten, eine KOMMUNALKA-Soap im Theatersaal stattfinden und darüber hinaus Geschichten erzählt, Musik gespielt, gedichtet und natürlich auch gekocht und getrunken werden – denn was wäre eine KOMMUNALKA ohne seine Küche …
Der Zuschauer wird selbst Teil des Spektakels und das Ballhaus Ost eine einzige große KOMMUNALKA! Durch Aktionen im öffentlichen Raum und die temporäre Einrichtung einer Radiostation werden über die Hausgrenzen hinaus die Inhalte des Projekts in den angrenzenden Kiez und ganz Berlin kommuniziert. Ziel des Projekts ist es, osteuropäisches Leben, osteuropäische Atmosphäre, Kunst und Kultur in konzentrierter Form vorzustellen.
Das Team und sein Anliegen
Das KOMMUNALKA-Team um die beiden Initiatoren Jürgen Schultz und Ralf Grunwald arbeitet gemeinsam seit Anfang 2007 und der gemeinnützige Verein „KOMMUNALKA e.V.“ ist im März 2008 gegründet worden.
Das KOMMUNALKA-Team entwickelt interdisziplinäre Kunst- und Kulturprojekte, deren Grundlage und programmatisches Material Migration und Migrationsprozesse in Berlin sind. Hierfür begibt sich das Team in das städtische Leben, auf der Suche nach Menschen, Orten und ihren Geschichten. Aus dieser Recherchearbeit heraus entwickelt „KOMMUNALKA e.V.“ authentische und lebensnahe Kunst. Berliner bzw. in Berlin lebende Zuwanderer aus verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens werden in die künstlerischen Vorhaben eingebunden. Im Resultat dieser Zusammenarbeit entstehen Veranstaltungen, die Chancen und Herausforderungen von Migration fokussieren. Ziel ist es einen jungen, stadtkulturellen, multinationalen, unprätentiösen und nachhaltigen Ansatz der Auseinandersetzung mit Migration zu finden.