DIE FLEDERMAUS ist eine irrsinnige, betrunkene Verwechslungskomödie vor dem Hintergrund einer realen Wirtschaftskrise – 1874 wie heute aber auch der gesellschaftskritische Spiegel einer oberflächlichen Spassgesellschaft. Die Premiere findet am 7. März im THEATER CHUR statt.
Langeweile kann tödlich sein, vor allem, wenn man in einer Welt lebt, in der es laut Gesetz verboten ist, sich zu langweilen. Die Strafen sind hart: Wer auf einer Party beim Gähnen erwischt wird, wandert ins Gefängnis. Wer anderen den Spass verdirbt, wandert in die Todeszelle. Die Figuren aus «Die Fledermaus» leben in einer solchen Welt. Es ist die Welt der Operette, beherrscht von den Zwängen des Amüsements. Deswegen wird auch ständig gelacht, gesungen und gefeiert. Eine Party jagt die nächste, ein Clubbing das andere, alle stehen kurz vorm Spass-Burnout und fragen sich nur das eine: Werden wir uns je wieder stressfrei amüsieren? Die Antwort: Ja! Aber nur mit Einladung – einer Einladung zur ultimativen Party, zum Highlight der Saison, ausgerichtet von Prinz Orlofsky. Seine Partys sind legendär: die geilsten Drogen, die coolste Mucke, der schärfste Sex. Und immer hat der Gastgeber noch eine kleine Überraschung parat, mit der keiner gerechnet hat, nicht in seinen
schlimmsten Albträumen...
Ihr späterer Erfolg als Silvesterstück wurde der «Fledermaus» nicht bei der Premiere gesungen. 1874 war sie ein Flop, das Publikum ratlos. Ein Jahr zuvor, Wien, 1873: Im Mai kollabiert die Börse, ein Schwarzer Freitag treibt viele rechtschaffene Männer in den Selbstmord. Gerade waren sie noch reich, jetzt müssen sie sogar den Strick auf Pump kaufen, in den sie ihre Hälse stecken. Die erste Wiener Weltausstellung auf dem Pratergelände wird eröffnet: ein hochkarätiger Erlebnispark mit
hochkarätigen Investoren. Beim Fallen der letzten Herbstblätter schliessen sich die Pforten zur Weltausstellung und sie geht als finanzielles Debakel in die Geschichte ein. Keine Frage: Wir haben es in der «Fledermaus» mit einer Ökonomie der Verausgabung zu tun. Die Exzesse der Verstellung, das Anwachsen der Hinterlist, die ständig überhitzte erotische Begehrlichkeit – man fragt sich schon im ersten Akt, wie lange die Figuren das eigentlich noch durchhalten. Die Antwort: so lange es geht,
am besten bis zum Ende des Stücks, im Idealfall für immer. Wenn die Figuren am Ende des letzten Aktes in hysterischer Vorfreude auf die nächste Party die nächste Party besingen, dann machen sie keine Hehl daraus, was der eigentliche Motor ihrer unermüdlichen Spassarbeit ist: Angst.
theater konstellationen wurde 1999 von Jonas Knecht und Peter Nussbaumer als Produktionsplattform für freie Projekte im Bereich der darstellenden Künste gegründet. Die in Deutschland und in der Schweiz tätige Gruppe legt den Fokus ihrer Arbeit auf das Experimentieren mit vielfältigen theatralen Mitteln. Der Schwerpunkt dieses Experimentieres ist die im besten Sinn des Wortes eigenartige Kombination von Sprechtheater und Musik. So entstanden in den letzten Jahren Produktionen im
Grenzbereich zwischen Theater und Installation («In Grossmutters Haus», «ALPINARIUM_3», «CAN_YOU_HEAR_ME?»), Puppentheaterstücke verbunden mit Schauspiel («Heidi, das Original» / «Adam Geist» / «Hausneurose»), Live-Hörspiele («Vrenelis Gärtli», «Hätte klappen können»), sowie eigene Romanadaptionen in Form von Theaterstücken mit Musik («Quatemberkinder», «Vrenelis Gärtli»).
Mit: Eleni Haupt, Anja Tobler, Lou Elias Bihler, Markus Mathis
Musik: Simon Bauer, Fabian Kalker
Regie: Jonas Knecht
Text, Dramaturgie: Anita Augustin
Bühne, Kostüme: Matthias Koch
Video: Immanuel Heidrich
Choreografie: Sergiu Matis
Mitarbeit Ausstattung: Simone Müller
Licht, Technik: Roger Stieger
Produktionsleitung: Gabi Bernetta
Produktion: theater konstellationen
Koproduktion: Theater Chur, Sophiensaele Berlin, Fabriktheater Rote Fabrik Zürich,
Schlachthaus Theater Bern
Weitere Aufführungen 2012:
21. – 24. März 2012 Sophiensaele Berlin
19./21./25. – 27. April 2012 Fabriktheater Rote Fabrik Zürich
28./29. November 2012 Grabenhalle St. Gallen
13. – 15. Dezember 2012 Schlachthaus Theater Bern