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" La Cenerentola" (Aschenputtel) von Gioacchino Rossini, Städtische Theater Chemnitz

Premiere: 29. November 2014, 19.30 Uhr im Opernhaus Chemnitz. -----

Angelina, genannt „Aschenputtel“, lebt bei ihrem geldgierigen, hartherzigen Stiefvater Don Magnifico gemeinsam mit ihren beiden selbstgefälligen Stiefschwestern Clorinda und Tisbe. Auf der Suche nach einer passenden Frau taucht eines Tages Prinz Ramiro mit seinem Diener Dandini auf.

 

Allerdings haben beide die Kleider getauscht, weil der Prinz möchte, dass ihn seine Zukünftige ohne Ansehen der Person liebt. Der Prinz lädt alle zum Ball ein. Angespornt von Don Magnifico ziehen Clorinda und Tisbe alle Register ihrer Verschönerungskunst. Obwohl Don Magnifico es ihr verboten hat, erscheint auch Angelina zum Ball – bezaubernd schön und anmutig. Der Prinz (noch immer in der Verkleidung seines Dieners) verliebt sich sofort in sie, doch Angelina verlangt, er solle erst herausbekommen, wer sie wirklich sei …

 

Gioacchino Rossini wurde am 29. Februar 1792 in Pesaro an der mittelitalienischen Adriaküste als Sohn eines Hornisten und einer Sängerin geboren. Schon sehr früh erhielt er musikalischen Unterricht und führte im Alter von zwölf Jahren seine erste Komposition, eine „Cavatina“, öffentlich auf. Keine Frage, dass er sich professionell der Musik widmen wollte. Er studierte in Bologna, wobei sich bald herausstellte, dass seine große Liebe vor allem dem Theater galt. Gleich sein erstes Bühnenwerk, der Einakter „La cambiale di matrimonio“ (Der Heiratswechsel), der 1810 in Venedig uraufgeführt wurde, erregte durch seine Originalität Aufmerksamkeit beim Publikum. In den folgenden Jahren arbeitete er für Theaterunternehmer in Bologna, Venedig, Ferrara, Mailand und Rom. Heute verbindet sich sein Name vor allem mit der „Opera buffa“, der heiteren italienischen Oper. Auch er sah auf diesem Gebiet seine größte Begabung, wenngleich er sich immer wünschte, mit seinen ernsten Werken genauso anerkannt zu werden.

 

Seine Lebensart war geprägt von Heiterkeit und Optimismus, und er war ein unglaublich schöpferischer Mensch. Als ihn der einflussreiche Impresario Domenico Barbaja 1815 mit der Leitung der beiden königlichen Theater in Neapel betraute und ihn verpflichtete, jährlich zwei neue Opern zu komponieren, sah Rossini kein Problem darin – im Gegenteil: Zusätzlich nahm er noch Aufträge anderer Theater an. So entstanden u. a. für Rom 1816 „Il barbiere di Siviglia“ und ein Jahr später „La Cenerentola“. Mitte der 1820er Jahre übersiedelte Rossini in die Musikmetropole Paris, wo er zunächst die Opéra-Italien leitete und bald darauf zum Hofkomponisten des französischen Königs Karl X. avancierte. Als dieser im Zuge der französischen Juli-Revolution 1830 abgesetzt wurde, verlor auch Rossini all seine Ämter. Die folgenden Jahre verbrachte er in der italienischen Heimat, kehrte aber schließlich nach Paris zurück, wo er am 13. November 1868 starb.

 

Das Märchen von der ungeliebten Stieftochter, die tagein, tagaus putzen, kochen, waschen und den bösen Stiefschwestern dienen muss, kennt man auf der ganzen Welt. Im deutschsprachigen Raum heißt es „Aschenputtel“, in England „Cinderella“, in Frankreich „Cendrillon“ und in Italien „Cenerentola“.

Zu Rossinis Zeit kannte fast jeder die gut hundert Jahre zuvor veröffentlichte Version des Franzosen Charles Perrault „Cendrillon ou la petite pantoufle de verre“ (Aschenputtel oder Das gläserne Pantöffelchen). Diese nutzten eine Reihe von Komponisten als Vorlage für Opern und Ballette, so auch 1810 der Franzose Nicolo Isouard und 1814 der Italiener Stefano Pavesi. Die Libretti dieser beiden Bühnenwerke dienten Rossinis Librettist Jacopo Ferretti als Vorlage.

 

Gleich nach der Uraufführung von „Il barbiere di Siviglia“ erhielt Gioacchino Rossini vom römischen Teatro Valle den nächsten Kompositionsauftrag. Wie damals üblich stand der Librettist vor der schwierigen Aufgabe, einen theaterwirksamen Stoff zu finden, der die Kriterien der strengen kirchlichen Zensur erfüllte. Etliche Sujets wurden aus den unterschiedlichsten Gründen verworfen, bis man sich mit der Geschichte vom Aschenputtel einig wurde. Dann ging alles sehr schnell: Nur knapp vier Wochen brauchten Ferretti und Rossini, um „La Cenerentola“ zu Papier zu bringen. Entstanden ist die wohl erfolgreichste Opernfassung des Aschenputtel-Stoffes – und vermutlich die temporeichste. Rossini spickte seine Musik mit atemberaubenden Koloraturen, rasanten Parlando-Arien, lautmalerischen Wortspielen und aberwitzigen Ensembles und verband gekonnt tragische und komische Elemente der Handlung miteinander.

 

Die Chemnitzer Produktion

„La Cenerentola“ gehörte im 19. Jahrhundert neben „Il barbiere di Siviglia“ zu den meistgespielten Rossini-Opern. Ob es eine Aufführung in Chemnitz gegeben hat, ist leider nicht eindeutig nachweisbar, da Theaterprogramme regelmäßig erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts gesammelt werden. Zumindest seit Eröffnung des Opernhauses 1909 stand „La Cenerentola“ nicht auf dem Spielplan.

 

Regisseur Kobie van Rensburg ist mit seinem Team Steven Koop (Bühnenbild) und Kristopher Kempf (Kostüme) erstmalig in Chemnitz zu Gast. Kobie van Rensburg ist fasziniert von Rossinis „Gute-Laune-Musik“, die in der Originalsprache gesungen wird. Damit die Zuschauer die rasante Handlung gut verfolgen können, ohne den Blick unablässig zwischen Übertiteln und Bühnengeschehen hin- und herhetzen zu müssen, lässt der südafrikanische Regisseur den deutschen Text per Videotrick mitten ins Bühnenbild projizieren – seit seiner Zeit als weltweit gefeierter Tenor ist ihm Textverständlichkeit ein besonderes Anliegen.

 

Ihr Chemnitzer Debüt geben auch die beiden Darsteller des Ramiro, der Amerikaner Randall Bills und der Südafrikaner Levy Sekgapane, sowie die beiden neuen Solistinnen des Chemnitzer Opernensembles Cordelia Katharina Weil und Franziska Krötenheerdt.

 

Libretto von Jacopo Ferretti

(Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)

 

Musikalische Leitung: Felix Bender

Inszenierung: Kobie van Rensburg

Choreografische Mitarbeit: Sabrina Sadowska

Bühne: Steven Koop

Kostüme: Kristopher Kempf

Chor: Simon Zimmermann

 

Mit: Randall Bills / Levy Sekgapane (Don Ramiro), Andreas Kindschuh (Dandini), Matthias Winter (Don Magnifico), Franziska Krötenheerdt (Clorinda), Tiina Penttinen (Tisbe), Cordelia Katharina Weil (Angelina), Kouta Räsänen (Alidoro)

 

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