Während der Kompositionszeit von La Straniera erlebte Bellini angeblich die leidenschaftlichste Liebesaffäre seines Lebens mit der 25-jährigen Giuditta Turina, die bereits im zarten Alter von 16 Jahren mit dem wohlhabenden, weitaus älteren Seidenfabrikanten Ferdinando Turina verheiratet worden war …
Basierend auf dem Roman L’Etrangère des französischen Schriftstellers Charles-Victor Prévost d’Arlincourt ringen die Protagonisten in einer verschlungenen Handlungskonstruktion, die auf der bigamistischen Geschichte des französischen Königs Ende des 12. Jahrhunderts basiert, mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ebenso wie mit sich selbst und ihren unbändigen Leidenschaften. Fatale Missverständnisse und schicksalhafte, todbringende Verstrickungen führen dazu, dass ein Liebesglück am Ende auf tragischste Weise unerfüllt bleibt.
Kontrastreich und ausdrucksstark wechselt geheimnisvoll Melodisches mit elegisch Anrührendem; furios-exaltierte Raserei erklingt neben verinnerlichter Sinnlichkeit. Die Melodien sind oftmals von einer fast asketisch anmutenden Schlichtheit, lassen stellenweise aber auch bereits jene ersten weitgespannten Bögen erkennen, die Bellini später so berühmt machen sollten. Eine immer wieder auftauchende bemerkenswerte Farbigkeit in der Harmonik wie Instrumentierung erstaunt und verleiht der Komposition ebenso wie die impulsive Direktheit und ausdrucksstarke Unmittelbarkeit der arios durchsetzten Rezitative ihre besondere, charakteristische Klangqualität.
Fokussiert auf die von ihm immer wieder geforderten „affetti e situazione“ – neuartige, spannende Momente – vermochte es Bellini, aus dem Schatten des übermächtigen Rossini herauszutreten und ein durchaus singuläres und als innovativ zu wertendes Werk mit einer Vorbildwirkung für die Entwicklung der Romantik in Italien zu schaffen.
La Straniera ist wohl die ungewöhnlichste Oper Bellinis und eine selten gespielte Rarität, die nun erstmalig in Essen zu erleben sein wird. In der Inszenierung des in Essen geborenen, international erfolgreichen Regisseurs Christof Loy werden sich die narrativen Verwicklungen der Handlung und die klanglichen Komplexitäten der Partitur zu einem packenden Abend verbinden.
Christof Loy ist einer der international erfolgreichsten Regisseure und inszeniert jetzt zum ersten Mal in seiner Heimatstadt Essen: Christof Loy bringt Vincenzo Bellinis Belcanto-Frühwerk „La Straniera“ auf die Bühne des Aalto-Theaters. In den Hauptrollen sind die von Salzburg bis New York gefragte Sopranistin Marlis Petersen als Alaide sowie Alexey Sayapin als Arturo zu erleben, der als Mitglied des Aalto-Ensembles bereits in „Macbeth“ begeistern konnte.
Nach der Premiere steht die Oper innerhalb weniger Wochen noch neun Mal auf dem Spielplan des Aalto-Theaters, bevor die Koproduktion in der kommenden Spielzeit nach Wien wandert. „La Straniera“ wird zum ersten Mal am Aalto-Theater gezeigt.
Melodrama in zwei Akten von Vincenzo Bellini
Dichtung von Felice Romani nach Charles-Victor Prévost d’Arlincourt
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Josep Caballé Domenech
Inszenierung: Christof Loy
Bühne: Annette Kurz
Kostüme: Ursula Renzenbrink
Licht: Franck Evin
Chor: Alexander Eberle
Dramaturgie: Thomas Jonigk, Kathrin Brunner
Weitere Vorstellungen: 4., 6., 9., 15., 19., 21. März; 9., 11., 13. April 2014, Aalto-Theater
Koproduktion mit der Oper Zürich und dem Theater an der Wien.