Leider ist deren Vater Knemon ein mürrischer Misanthrop, dessen manischer Menschenhass nicht einmal vor der eigenen Familie Halt macht. Bevor die beiden Liebenden sich jedoch in die Arme schließen können, ist nicht nur der griesgrämige Vater der Braut umzustimmen. Auch die Mutter des Sostratos muss zunächst ihren Dünkel gegenüber der bäuerlichen Herkunft ihrer Schwiegertochter ablegen. Mit gesundem Pragmatismus führen die dienstbaren Geister beider Familien, nämlich die Haussklaven, ein Koch und die Amme des Mädchens, die Handlung zu ihrem glücklichen Ende.
Bei der dritten Balletturaufführung der aktuellen Spielzeit präsentiert Choreografin Anna Vita eine spritzige, temperamentvolle und unterhaltsame tänzerische Interpretation des Menaders „Dyskolos“, die auch mit starken lyrischen Momenten glänzt. Kristopher Kempfs Kostüme aus Gummiband sowie die Bühne von Stella Kasparek kontrastieren durch ihre Abstraktion mit der ca. 2600 Jahre alten Geschichte. Die Musik von Peteris Vask und Béla Bartók unterstreicht die komödiantische Leichtigkeit des Abends, betont aber gleichzeitig die tiefgründigen Momente der Handlung.
Der athenische Komödiendichter Menander gilt als prominentester Vertreter der so genannten „Neuen Komödie“, die ausschließlich das Alltagsleber der athenischen Bevölkerung thematisiert. Die Komödien des Menander stehen damit im Gegensatz zu den die Tagespolitik kommentierenden Komödien des Aristophanes. „Dyskolos“ ist die einzige vollständig erhaltene Komödie des Menander und wurde 317 v. Chr. bei dionysischen Festspielen in Athen aufgeführt wo sie den ersten Preis im Komödienwettbewerb gewann.
Choreografie: Anna Vita
Bühne: Stella Kasparek
Kostüme: Kristopher Kempf
Dramaturgie: Ulrich Sinn
Gott Pan: Aleksey Zagorulko
2 Nymphen: Cara Hopkins, Anastasia Stojko
Knemon, der Menschenfeind: Ivan Alboresi
Tochter des Knemon: Zoya Ionkina
Simiche, Sklavin des Knemon: Ako Nakanome
Gorgias, Halbbruder der Tochter: Manuel Wahlen
Sostratos: Felipe Soares Cavalcante
Mutter des Sostratos: Caroline Matthiesson
Pyrrhias, Sklave des Sostratos: Eun Kyung Chung
Sikon, ein Koch: Yoshimasa Samos