Das Leben der Lilli Jahn ist beispielhaft für die deutsch-jüdische Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dem jüdischen bildungsbürgerlichen Milieu in Köln entstammend, entschließt sich Lilli Schlüchterer, gegen Widerstände des Elternhauses den protestantischen Arzt Ernst Jahn zu heiraten. Die große Familie mit fünf Kindern lebt in Frieden in Immenhausen bei Kassel, bis die Auswirkungen der nationalsozialistischen rassistischen Politik das Leben der Jahns grundlegend verändern. Der Riss zwischen Deutschen und Juden geht mitten durch die Familie. Ernst Jahn lässt sich von seiner Frau scheiden und liefert sie dadurch schutzlos der nationalsozialistischen Verfolgung aus. 1943 wird Lilli Jahn in ein Arbeitserziehungslager gebracht und beginnt dort eine lange, intensive Korrespondenz mit ihren Kindern.
Die Überlieferung der Briefe grenzt an ein Wunder: Es gelang Lilli Jahn, sie vor der Deportation nach Auschwitz einer Aufseherin anzuvertrauen, die sie wiederum den Kindern übergab. 1998, als der Sohn von Lilli Jahn, Gerhard Jahn, Bundesjustizminister im Kabinett Willy Brandts, starb, fand die Familie den kompletten Briefwechsel in seinem Nachlass. Der Enkel Martin Doerry hat aus den über 500 Briefen eine Auswahl getroffen und sie mit zeitgeschichtlichen Hintergrundinformationen zu einem großen Lebensporträt zusammengestellt.
Karten zu 8/erm. 6 Euro können für die Lesung, die in Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft Bochum erfolgt, an der Theaterkasse telefonisch unter 0234/3333-5555 oder über den Monatsspielplan unter www.schauspielhausbochum.de bestellt werden.
„Die Beachtung, die das Buch findet, ist beträchtlich. Man vergleicht es mit Anne Franks Tagebuch, mit den Diarien von Victor Klemperer. Das Buch ist eine Geschichte über die Mutterliebe in den Zeiten des Hasses.“ Aspekte
Martin Doerry, geboren 1955, ein Enkel Lilli Jahns, studierte Germanistik und Geschichte in Tübingen und Zürich und promovierte in Neuerer Geschichte. Seit 1987 arbeitet er für den Spiegel, seit 1998 ist er stellvertretender Chefredakteur.
Susanne Barth ist seit 1985 Ensemblemitglied am Schauspiel Köln, wo sie derzeit als Mutter in George Taboris „Mutters Courage“ (Regie Torsten Fischer) zu sehen ist.
Claude De Demo geboren 1980 in Luxemburg, absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Ein Gastengagement führte sie über das Nationaltheater Mannheim an das Schauspiel Köln, wo sie 2003 festes Ensemblemitglied wurde. Seit der Spielzeit 2005/06 ist sie am Schauspielhaus Bochum engagiert, wo sie u.a. die Titelrolle in „Miss Sara Sampson“ und Miss Mabel Chiltern in „Ein idealer Gatte“ spielt.
Kasse
Tel.: 0234/33 33-5555
Fax: 0234/33 33-5512
Eintritt 8/ erm. 6 Euro