„Für mich ist der ganze Musikbetrieb unfreiwillig komisch.“ Diese Äußerung Mauricio Kagels, der manschwer widersprechen kann, wenn man die Rituale auf und vor der Bühne unvoreingenommen betrachtet, beschreibt sehr schön Kagels Haltung als Komponist einer Musik, die stets auch das Drumherum der Darbietung mit reflektiert. Ein Konzert besteht eben nicht nur aus den akustischen Ereignissen der Musik, sondern schließt auch andere Dinge ein: die sichtbaren Aktionen der Musiker und des Dirigenten, das Sich-zur-Schau-stellen des Solisten, das Stimmen des Orchesters, die unterschiedlichen Reaktionen des Publikums, die nicht nur auf Musik bezogenen Gedanken der Zuhörer, der Applaus und die Verbeugungszeremonie u.v.m. Indem Kagel solche Aspekte in die Komposition einbezog und damit zum Erfinder des „instrumentalen Theaters“ wurde, lenkte er den Blick auf die Tatsache, dass musikalische Darbietungen seit jeher in einen speziellen sozialen Aktionsrahmen eingebettet sind, dessen Regeln viel über die Musik selbst aussagen. Ausgestellt und ihrer Selbstverständlichkeit beraubt, stellen sich diese vermeintlich „außermusikalischen“ Ereignisse der Kritik und offenbaren in der surrealen Isolierung ihre unfreiwillige Komik.
Mit einer solch „unreinen“ Kunst stand Mauricio Kagel (1931-2008) von Anfang an quer zum Mainstream der europäischen Avantgarde, als er 1957 von Buenos Aires nach Köln zog, einer der Hochburgen der seriellen Avantgarde. Allerdings geriet der strenge Serialismus spätestens mit dem Auftauchen von John Cage in Darmstadt ohnehin in eine Krise, und Kagels unverbrauchter und frecher Umgang mit den Kompositionstechniken, die in Dogmatismus zu erstarren drohten, fiel auf fruchtbaren Boden. Seine argentinische Herkunft, seine Vertrautheit mit einer ganz anderen Musiktradition, die vom Tango geprägt war, aber auch seine literarische Bildung, für die Schriftsteller wie Jorge Luis Borges und Witold Gombrowicz das Koordinatensystem definierten, prädestinierten ihn dazu, sich die seriellen Techniken anzueignen und sie gleichzeitig auf spielerisch-ironische Art zu hinterfragen und zu durchbrechen
Kooperation:
Nach „Cage under ground“ zum 100. Geburtstag von John Cage 2012, „Zwischen den Zeiten“ zu den Werken von Bernd Alois Zimmermann und „Planet Messiaen“ ist „Mauricio Kagel“ das vierte Gemeinschaftsprojekt von Staatsoper Hannover, HMTMH und Musik 21 Niedersachsen, in dem Ensembles und Institutionen des hannoverschen Musiklebens kooperieren.
Förderer und Partner:
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Landeshauptstadt Hannover Kulturbüro, Stiftung Niedersachsen, Musik 21 Niedersachsen, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, musik für heute e.V., Hannoversche Gesellschaft für Neue Musik, Blickpunkte e.V., Nord/LB Kulturstiftung, Nordstadt-Konzerte e.V., Region Hannover, Sprengel Museum Hannover, Kino im Künstlerhaus,
Calenberg-Grubenhagensche Landschaft
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Musik 21 Niedersachsen wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover fördert Musik 21 – NGNM e. V. und Musik für heute e.V. institutionell.
Das Programm im Überblick:
Konzerte
Montag, 28. März 2016, 20.15 Uhr, Kommunales Kino im Künstlerhaus
Festival-Prolog
Film: Ludwig Van, Deutschland 1970, 91 Min. Regie: Mauricio Kagel
Musik: Mauricio Kagel: Mirum für Tuba
Ulrich Stamm (Tuba)
Veranstaltung des Kommunalen Kinos in Kooperation mit Musik 21 Niedersachsen
Sonntag, 3. April 2016, 16.15 Uhr, Opernplatz und Opernbalkon
Eröffnung open air
Mauricio Kagel: Eine Brise, Der Tribun
Steve Karier, Tribun
Ensemble S und Das Neue Ensemble
111 radfahrende Interessierte, Liebhaber oder Laienmusiker auf ihren Fahrrädern
Künstlerische Leitung: Stephan Meier
Veranstaltung von Musik für heute im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen
Sonntag, 03. April 2016, 17 Uhr / Montag, 04. April 2016, 19.30 Uhr, Opernhaus
6. Sinfoniekonzert
Mauricio Kagel: Études, Ein Brief, Les Idées fixes, Duodramen
Caroline Stein (Sopran), Mareike Morr (Mezzosopran), Nicolas Isherwood (Bariton)
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Dirigent: Jonathan Stockhammer
Sonntag, 3. April 2016, 20.30 Uhr, Opernhaus / Hinterbühne
Daneben – kein Schlagzeugkonzert
Mauricio Kagel: Semicolon, con voce, Bestiarium, Umzug
Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover und Bühnenarbeiter der Staatsoper
Veranstaltung der Niedersächsischen Staatsoper Hannover
Dienstag, 5. April 2016, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Kagels Spuren
Mauricio Kagel: 4 Märsche aus Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen, Match, Klangwölfe, Klaviertrio Nr. 2
und Werke von Carola Bauckholt, Thierry de Mey und Manos Tsangaris
Veranstaltung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Mittwoch, 6. April 2016, 11 Uhr und Donnerstag, 7. April 2016, 11 und 18 Uhr, Ballhof Eins
Why? – A Tribute to Grock the Clown
Szenisches Kinder- und Familienkonzert mit Werken von Mauricio Kagel (Atem, Rrrrrrr für Schlagzeug) u.a.
vision string quartet, Mikael Rudolfsson (Posaune), musica assoluta
Künstlerische Leitung: Thorsten Encke
Veranstaltung von musica assoluta
Donnerstag, 7. April 2016, 19 Uhr, Sprengel Museum Hannover
Memento Mauro
Mauricio Kagel: Pas de cinq, Rrrrrrr (5 Jazz-Stücke)
und Werke von Georg Katzer, Matthias Bauer, Leo Dick, Michael Heisch und Riccardo Castagnola
Ensemble Megaphon. Konzept: Bernhard König
Veranstaltung von Blickpunkte e.V. im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen
Freitag, 8. April 2016, 19.30 Uhr, Christuskirche
Nordstadt-Konzert
Mauricio Kagel: Der mündliche Verrat, ein Musikepos über den Teufel
Sprecher: Frank Schneiders, Volker Thies, Ylva Stenberg
Pro Artibus Hannover – Solisten, Regie: Charles Ebert
Dirigent: Hans-Christian Euler
Veranstaltung des Nordstadt-Konzerte e.V.
Samstag, 9. April 2016, 19 Uhr, Sprengel Museum Hannover
Zeitenlabyrinth
Mauricio Kagel: Kammermusik für Renaissance-Instrumente
sowie Werke von Ehsan Ebrahimi, Tatjana Prelevic, Claudio Monteverdi und Francesco Landini
Ensemble Mixtura: Katharina Bäuml (Schalmei) und Margit Kern (Akkordeon)
sowie Johannes Vogt (Theorbe, Laute, Gitarre) und Ehsan Ebrahimi (Elektronik) als Gäste
Veranstaltung der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik
Sonntag, 10. April 2016, 20.15 Uhr, Kommunales Kino im Künstlerhaus
Kagel reconstructed
Mauricio Kagel: Tactil, Unter Strom (in der Rekonstruktion von Luk Vaes)
MM51. – Ein Stück Filmmusik
O.E.M.Consort
Veranstaltung von Musik 21 Niedersachsen in Kooperation mit dem Kommunalen Kino
Freitag, 8. Bis Sonntag, 10. April 2016, ganztägig
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Werkstatt junger Komponisten
Mit Gordon Williamson, Marcus Aydintan, Benjamin Lang
Spielorte
Opernhaus: Opernplatz 1
Ballhof Eins: Ballhofplatz 5
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover: Emmichplatz 1
Christuskirche: Conrad-Wilhelm-Hase-Platz 1
Sprengel Museum Hannover: Kurt-Schwitters-Platz
Kommunales Kino im Künstlerhaus: Sophienstraße 2
Preise
Festival-Prolog: 12 €, erm. 10 €
Eröffnung Open Air: Eintritt frei für Stehplätze. Abonnenten und Inhaber von Sitzplatzkarten (20-10 €) von Musik 21 Niedersachsen erhalten ermäßigten Eintritt beim anschl. Sinfoniekonzert in der Oper.
6. Sinfoniekonzert (So): 43–22,50 €, erm. 8 €
6. Sinfoniekonzert (Mo): 39–19,50 €, erm. 8 €
Daneben – Kein Schlagzeugkonzert: 14 €, erm. 8 €
Konzerte in der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover: 8 €, erm. 4 €
Musica assoluta: 19,50 €, erm. 8 €
Memento Mauro: 15 €, erm. 8 €
Nordstadt-Konzert: 15 €, erm. 8 €
Zeitenlabyrinth: 15 €, erm. 8 €
Kagel Reconstructed: 12 €, erm. 10 €
Vorverkauf
…für die Veranstaltungen im Opernhaus und im Ballhof unter www.oper-hannover.de sowie an den Kassen im Opernhaus und Schauspielhaus, Telefon (0511) 9999 1111
… für die Veranstaltungen der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, kartenvorverkauf@hmtm-hannover.de
…für das Nordstadt-Konzert in der Buchhandlung an der Marktkirche, www.nordstadt-konzerte.de
…für die Konzerte im Künstlerhaus (0511) 16841222, www.vvk-kuenstlerhaus.de
…für die Konzerte von Ensemble Megaphon und der HGNM im Sprengel Museum
Montag, 28. März 2016, 20.15 Uhr
Kommunales Kino im Künstlerhaus
Festival-Prolog
Film Ludwig Van. Deutschland 1970, 91 Min. (Regie: Mauricio Kagel)
Musik Mauricio Kagel: Mirum für Tuba
Ulrich Stamm, Tuba
Der 200. Geburtstag Beethovens, der landesweit als Feier eines nationalen Denkmals begangen wurde, war für Kagel Anlass, die kulturpolitische Funktionalisierung des Komponisten kritisch-ironisch zu hinterfragen. Entstanden ist eine einzigartige Filmcollage, die eine surreale Rekonstruktion der Beethovenschen Vita mit Bildern und Kommentaren zur kommerziellen Verwertung und pseudo-wissenschaftlichen Verklärung Beethovens kontrapunktiert.
Als Ouvertüre zum Film spielt Ulrich Stamm, Tubist des Niedersächsischen Staatsorchesters, das 1965 entstandene Stück Mirum für Tuba solo, in dem Kagel in Anspielung auf das Tuba mirum der lateinischen Messe den Versuch eines Instrumentalisten komponiert hat, dieses vermeintlich klobige Instrument zum Singen zu bringen.
Veranstaltung des Kommunalen Kinos in Kooperation mit Musik 21 Niedersachsen und der Staatsoper Hannover
Sonntag, 03. April 2016, 16.15 Uhr, Opernplatz und Opernbalkon
Eröffnung Open Air
Mauricio Kagel
Eine Brise – flüchtige Aktion für 111 Radfahrer (1996)
Der Tribun für einen politischen Redner, Marschklänge und Lautsprecher (1979)
inkl. der Märsche, den Sieg zu verfehlen Nr. V, VII und IV (1975)
Steve Karier, Tribun
Ensemble S und Das Neue Ensemble
Leitung: Stephan Meier
111 radfahrende Interessierte, Liebhaber oder Laienmusiker auf ihren Fahrrädern
Kagels flüchtige Klang-Aktion im öffentlichen Raum und seine sarkastisch-bös-humorvolle Karikatur eines Volks-Politikers setzen den Opernplatz in ein anderes Licht. Im Gegensatz zu dessen zur Schau gestellter Rhetorik äußert sich die fahrende Schar mit Allem ihr zu Gebote Stehenden. Radfahrende Interessierte, Liebhaber oder Laienmusiker auf ihren Fahrrädern – mit Klingel – sind zur Mitwirkung eingeladen, es gibt noch freie Plätze. Bitte melden Sie sich zu Aufführung und Generalprobe – am selben Tag vorher – an. Anmeldung bitte per E-Mail an Musik für heute e.V. • Alte Grammophonfabrik • Edwin-Oppler-Weg 5 • 30167 Hannover • Telefon: 0511-161 19 83 • E-Mail: musikfuerheute@t-online.de
Weitere Informationen unter www.dasneueensemble.de und www.musik21niedersachsen.de.
Veranstaltung von Musik für heute e.V. im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen und in Zusammenarbeit mit der Staatsoper Hannover
Sonntag, 03. April 2016, 17 Uhr / Montag, 04. April 2016, 19.30 Uhr, Opernhaus
6. Sinfoniekonzert
Mauricio Kagel Études, Ein Brief, Les Idées fixes, Duodramen
Solisten: Caroline Stein (Sopran), Mareike Morr (Mezzosopran), Nicolas Isherwood (Bariton)
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Dirigent: Jonathan Stockhammer
Das 6. Sinfoniekonzert präsentiert vier Orchesterwerke aus den 1980er-und 90er-Jahren, also aus Kagels Spätphase, die gekennzeichnet ist durch den ironisch gebrochenen Blick auf die europäische Musikgeschichte. Mögen die Stücke zunächst auch konventioneller erscheinen als Kagels experimentelle Werke der 1960er-Jahre, so haben sie dennoch einen mindestens doppelten Boden. Zwar verweisen Werktitel wie Études oder Les Idées fixes auf musikalische Traditionen. Doch Kagel setzt diese Traditionen nicht einfach fort, sondern macht sie zum »Thema« eines Komponierens über Traditionen, wobei die für seine früheren Werke typischen Kompositionsverfahren, wie Collage, die Vermischung der Stile oder die Einbeziehung szenischer Ele¬mente, weiterhin wirksam sind, allerdings integriert in einen ten¬denziell klassischen Orchestersatz. So lösen sich in dem Orchesterrondo Les Idées fixes, das Kagel seinen – familiären oder künstlerischen? – »Vorfahren« gewidmet hat, Choräle, Ragtimes, jüdische Folklore mit Vokabeln klassisch-romantischer und moderner Konzert¬musik ab. Bei Werken wie Ein Brief und den Duodramen wiederum handelt es sich um surreale vokalinstrumentale Szenen, in denen einerseits der affektive Gehalt eines Liebesbriefs jenseits konkreter Wortbedeutungen hör- und sichtbar gemacht wird, andererseits Figuren aus den verschiedensten Epochen der Weltgeschichte in absurden Begegnungen aufeinandertreffen.
Weil Musik zu hören, wie Kagel sagte, »eine der extravagantesten Arten ist, sein Geld auszugeben«, darf man bei seiner Musik auch Spaß haben.
Weitere Informationen unter: www.staatstheater-hannover.de/oper
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
Sonntag, 03. April 2016, 20.30 Uhr, Opernhaus/Hinterbühne
Daneben – Kein Schlagzeugkonzert
Mauricio Kagel Semicolon, con voce, Bestiarium, Umzug
Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
Dienstag, 5. April 2016, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Richard Jakoby Saal
Kagels Spuren
Manos Tsangaris Viscum Album – Übergangsstücke für Akkordeon
Mauricio Kagel Nr. 1, 2, 9 und 4 aus 10 Märsche, um den Sieg zu verfehlen für variable Besetzung
Carola Bauckholt Zugvögel für Oboe, Klarinette, Altsaxophon, Bassklarinette und Fagott
Mauricio Kagel Match für drei Spieler
Mauricio Kagel Klangwölfe für Violine und Klavier
Thierry de Mey Musique de Tables für drei Schlagzeuger
Mauricio Kagel 2. Trio in einem Satz für Violine, Violoncello und Klavier
Studierende und Lehrende der HMTMH
Künstlerische Leitung: Gordon Williamson
Einführung um 18:30 Uhr in Hörsaal 202 mit Manos Tsangaris
Das Programm kombiniert vier Kammermusikwerke Kagels mit der Musik seiner Schülerin Carola Bauckholt und seines Schülers Manos Tsangaris sowie des belgischen Komponisten Thierry de Mey. Von Kagel erklingen das bahnbrechende Stück des „Instrumentalen Musiktheaters“ Match, sein humorvolles Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen, aber auch seine späteren Stücke im Bereich der absoluten Musik wie Klangwölfe und das 2. Trio in einem Satz. Carola Bauckholt und Manos Tsangaris gelten heute als führende Stimmen der zeitgenössischen Musikszene in Deutschland. Während Carola Bauckholt ihr scharfes Gespür für musikalischen Humor in einem Stück der absoluten Kammermusik offenbart, erweitert Manos Tsangaris in seinem Schaffen Kagels theatralische Seite. Die visuelle Arbeit von Thierry de Mey ist die eines Choreografen, die aber mit Kagels Streben nach einem integrierten akustischen und visuellen musikalischen Werk verbunden bleibt. Es spielen Studierende der künstlerischen Ausbildungsklassen der HMTMH unter der künstlerischen Leitung von Gordon Williamson, Incontri – Institut für neue Musik.
Weitere Informationen unter: www.hmtm-hannover.de
Veranstaltung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Mittwoch, 6. April 2016, 11 Uhr
Donnerstag, 7. April 2016, 11 + 18 Uhr, Ballhof Eins
Why? – A Tribute to Grock the Clown / vier gewinnt
Kinder- und Familienkonzert für Menschen ab 7 Jahren
Mauricio Kagel „Rrrrrrr....:" (1981/82) für zwei Schlagzeuger
Railroad Drama
Rigaudon
Ruf
Rutscher
„vier gewinnt“ Musiktheater mit dem vision string quartet
Musik von Alberto Ginastera, Felix Mendelssohn Bartholdy, Esa-Peka Salonen, Harvey Schmidt, Claude Debussy, Franz Schubert sowie Arrangements des vision string quartet
Antonio Ruiz-Gimenez (Schlagzeug), Jorge Renés López (Schlagzeug)
vision string quartet:
Jakob Encke (Violine ), Daniel Stoll (Violine), Sander Stuart (Viola ), Leonard Disselhorst (Violoncello)
Was haben Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Claude Debussy und Alberto Ginastera, vier junge Streicher und ein furioses Bühnenspiel um „vier gewinnt“ mit Mauricio Kagel zu tun? – Ziemlich viel: Im musikalischen Kosmos von Mauricio Kagel spielt der theatralische Aspekt des Musizierens eine wichtige Rolle. Im szenischen Familien- und Kinderkonzert „vier gewinnt“ zeigen zwei Schlagzeuger und ein Streichquartett mit großem Impetus und erfrischend absurder Komik, worum es beim Musikmachen geht. Mauricio Kagels Werkgruppe „Rrrrrrr......“ besteht aus insgesamt 41 selbständigen Kompositionen für unterschiedliche Besetzung, von denen hier die Schlagzeugduos gespielt werden. Allen Stücken gemeinsam ist der mit dem Buchstaben R beginnende Titel, denn jedes Stück widmet sich einem bestimmten Eintrag eines Musiklexikons.
Weitere Informationen unter: www.musica-assoluta.de
Eine Veranstaltung von musica assoluta. „vier gewinnt" ist eine Produktion von PODIUM Esslingen in Koproduktion mit der Philharmonie Luxembourg.
Donnerstag, 7. April 2016, 19 Uhr, Sprengel Museum Hannover
Memento Mauro. Hommage mit Kagel
SEHEN LERNEN für Publikum, Blindenführer und Instrumente
OEUVRE für Werktitelrezitator und Begleitensemble
ANTIANTITHESE für Filmzuspielung mit verkagelten und entkagelten Klängen
AUS DEM NACHLASS (II). Stand-up-Comedy für sieben Spieler/innen
SCHATTENKLANGSCHATTEN für Bassklarinette und Abschattung
QUARTETT ZU DRITT. Fernbeziehung für Filmprojektionen, Orchestrion, fremdbestimmtes Schlagzeug, Bassklarinette, Strohgeige und Elektronik
FABRIKATION für musikalische Arbeiter und fallende Noten
GEHEN LERNEN. Abschied für Bleibende
NACH DEM AUSLASS: Gespräch mit den Musikern
Zwischen den Programmpunkten:
KAGELFABELN. Die ganze Wahrheit über M.K. für Erzähler und Begleitensemble
ENSEMBLE MEGAPHON
Mauricio Kagel ist längst selbst zu einem Klassiker geworden. In Memento Mauro („Mauro“ war, als Kurzform von Mauricio, der Kosename, mit dem Kagels Freunde ihn ansprachen) soll Kagel Respekt gezollt werden, indem er und sein Werk – auf textlicher wie auf musikalischer Ebene – mit jener Respektlosigkeit bedacht werden, die er seinerseits den Heroen der Musikgeschichte entgegenbrachte. Mit anderen Worten: Kagel wird „verkagelt“. Die inhaltlichen Grundmotive: der überbordende Einfallsreichtum seines Werkes, seine (mit tiefer Moralität gepaarte) Freude am Blasphemischen und Diabolischen, sein (manchmal verbissener) Arbeitseifer – und dazu jene einzigartige Mischung aus heiligem Ernst und kindlicher Verspieltheit. Auf musikalischer Ebene wurde weitgehend vermieden, für dieses Programm eine eigene Musik oder feststehende Dramaturgie zu erfinden. Stattdessen entstand das Programm in einem dialogischen Prozess der gemeinsamen Auseinandersetzung mit Kagelmaterialien, -anekdoten und –fundstücken. Die Musikerinnen und Musiker improvisieren über Motive aus seinem Werk und haben eigene Szenen, Aktionen und Motive erfunden, die zusammengenommen eine weitere, quasi-serielle Skala ergeben: Von „recht nah am Original“ bis hin zur vollständigen, allen Intentionen des Meisters zuwiderlaufenden „Entkagelung“.
Veranstaltung von Blickpunkte e.V. im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen
Freitag, 8. April 2016, 19.30 Uhr, Christuskirche
NORDSTADT-KONZERTE
Mauricio Kagel Der Mündliche Verrat
Ein Musikepos über den Teufel für drei Sprecher und sieben Instrumentalisten
Sprecher: Frank Schneiders, Volker Thies, Ylva Stenberg
Regie: Charles Ebert
Pro Artibus Hannover – Solisten
Dirigent: Hans-Christian Euler
Thema dieser Komposition aus Sprache und Musik ist die Figur des Teufels, seine Eigenschaften und Mythologien, Erscheinungen und Verwandlungskünste, wie sie in Legenden, Märchen, Fabeln und Sprichwörtern, in Zauberformeln und alten Liedern des Volksgutes zu finden sind. Aus den verschiedenen Textquellen stelle ich eine ineinandergreifende Erzählung zusammen, ein episches Kontinuum an Bruchstücken, hauptsächlich unter Verwendung des Sammelbandes Les Evangiles du Diable, selon la croyance populaire, herausgegeben von Claude Seignolle 1964 in Paris.
In der vorliegenden Übertragung des französischen Textes entschied sich der Übersetzter Thomas Körner für einen einheitlichen Stil: die gezielte Vermittlung von Atmosphäre und Inhalt durch eine poetische Sprache. Dies wurde bedingt durch die disparate Herkunft und Vielfalt der Originalquellen (die Sammlung reicht von etwa 1650 bis 1920 und vereinigt unter anderem Dokumente, Berichte, Erzählungen und Redensarten aus verschiedenen Regionen Frankreichs).
Infolge dieser Entscheidung wurden Namen und Orte eingedeutscht, um die Figur des Teufels – dessen Abstraktionsgrad ebenso konkret ist wie universell seine Gegenwärtigkeit – nicht als fremdes, fast folkloristisches Phänomen erscheinen zu lassen, sondern als authentisches Produkt der verschiedenen Landstriche.
Mauricio Kagel
Veranstaltung des Nordstadt-Konzerte e.V.
Samstag, 9. April 2016, 19 Uhr, Sprengel Museum Hannover
Zeitenlabyrinth
Mauricio Kagel Kammermusik für Renaissance-Instrumente (1966)
Ehsan Ebrahimi Auftragswerk (UA)
Tatjana Prelevic Triptychon (2016)
Claudio Monteverdi „Chiome d’oro“, „Follia Leggera“, „Pur ti miro“ instrumental arrangiert,“...e Monteverdi“ Improvisation
Francesco Landini “Deh! Dimmi tu ...”, „Ecco la primavera“, „Questa fanciull’ amor“, „Fa metter bando“
Mixtura: Katharina Bäuml (Schalmei) und Margit Kern (Akkordeon) sowie Johannes Vogt (Theorbe, Laute, Gitarre) und Ehsan Ebrahimi (Elektronik) als Gäste.
Als visuelles Präludium wird der für diese Veranstaltung von dem iranischen Videokünstler Mani Ghodratnama und dem Komponisten Shahrokh Khajenouri geschaffene Film “Kagel in Teheran” gezeigt. Er spielt auf Kagels Film “Ludwig van” (1969) an.
Ausgangspunktpunkt dieses Konzerts ist Kagels Kammermusik für Renaissance-Instrumente. Auszüge aus diesem Werk für flexible Besetzung kommen zu Gehör. Hinzu tritt eine Neukompostion von Ehsan Ebrahimi (einem breiteren Publikum bekannt geworden durch seine Neuvertonung von Nosferatu bei den KunstFestSpielen 2014), die auf Kagels Werk Bezug nimmt. Hier werden Materialien mit Hilfe der Elektronik verwoben und in neue Bezüge gesetzt. Kagels Kammermusik für Renaissance-Instrumente ist dem Andenken Claudio Monteverdis gewidmet. Dies legt nahe, Kagels Widmungsträger in vier Werken in dafür eigens erstellten Transkriptionen ebenfalls hörbar werden zu lassen. Monteverdis Rückgriff auf Francesco Landini wird wiederum von der aus Serbien stammenden und in Hannover lebenden Komponistin Tatjana Prelevic aufgenommen und in einem kürzlich bei dem Festival Ultraschall erfolgreich uraufgeführtem Werk in ein Triptychon transformiert.
Veranstaltung der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik
Sonntag, 10. April 2016, 20.15 Uhr, Kommunales Kino im Künstlerhaus
Kagel Reconstructed
Mauricio Kagel
Le Chien Andalou (1982)
Vertonung des Stummfilms von Luis Buñuel und Salvador Dalí (1928)
MM 51 (1976/83)
Filmfassung mit Elementen aus F. W. Murnaus Nosferatu (1922)
Unter Strom (1969) in der Rekonstruktion von Luk Vaes (2012)
Tactil (1970) in der Rekonstruktion von Luk Vaes (2012)
O.E.M Consort (Gent, Antwerpen, Berlin)
Luk Vaes (Klavier/Performance), Seth Josel und Jona Kesteleyn (Gitarre/Performance)
Mauricio Kagel schrieb mit Unter Strom und Tactil zwei Meisterwerke des »Instrumentalen Theaters«, die von Kagel selbst uraufgeführt wurden, für die aber keine Partituren überliefert sind. Nach Kagels Tod verblieb nur eine adäquate Möglichkeit, die Stücke aufzuführen: durch Rekonstruktion, ausgehend von den Quellen und in Zusammenarbeit mit den noch lebenden Beteiligten der Uraufführungen. Der Pianist und Kagel-Spezialist Luk Vaes (B) hat sich zusammen mit Jona Kesteleyn (B) und Seth Josel (US/D) auf eine abenteuerliche Reise begeben. Flankiert werden ihre Ergebnisse durch zwei Filmarbeiten Kagels.
Weitere Informationen unter www.dasneueensemble.de und www.musik21niedersachsen.de.
Veranstaltung von Musik 21 Niedersachsen in Kooperation mit dem Kommunalen Kino