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MEIN NAME SEI GANTENBEIN nach dem Roman von Max Frisch im Schauspielhaus Zürich

Premiere: Donnerstag, 16.1.2014, 20 Uhr, Pfauen. -----

1964 veröffentlicht Max Frisch mit MEIN NAME SEI GANTENBEIN seinen letzten Roman als Sammlung von „Entwürfen zu einem Ich“, als ein Panorama des Möglichen mit dem Versuch, die eigene Position literarisch und künstlerisch einzukreisen und zu definieren.

Ein Mann sitzt in seiner Wohnung. Allein. Seine Frau hat ihn verlassen. Er fragt sich: Wie ist es dazu gekommen? Er steigt aus seiner Geschichte aus und gibt sich eine neue. Nicht nur eine. „Er probiert Geschichten an wie Kleider“ – jede Erfahrung eine neue Identität, eine neue Rolle, neues Personal, neuer Schauplatz. Keine Geschichte von Anfang bis Ende, stattdessen ein Kaleidoskop von Erfahrungen, Erlebnissen, Entwürfen – ein Leben im Konjunktiv, wie gemacht für die Bühne.

 

50 Jahre nach dem Erscheinen wird MEIN NAME SEI GANTENBEIN ab dem 16. Januar auf der Pfauenbühne zu sehen sein. In einem fiktiven Interview mit dem Titel „Ich schreibe für Leser“ berichtete Max Frisch, wie er auf die Idee zu MEIN NAME SEI GANTENBEIN gekommen war: Durch einen Autounfall. Während Frisch unverletzt am Strassenrand wartete, begann er zu überlegen, was im Extremfall hätte geschehen können und stellte sich einen Mann vor, der aufgrund des

Verkehrsunfalles vorgibt, blind zu sein. Das war die Geburtsstunde von MEIN NAME SEI GANTENBEIN.

 

Der Titel gibt die Art der Versuchsanordnung vor: Ein Erzähler schlüpft in die Rollen verschiedener männlicher Figuren und wechselt die Geschichten, indem er sie „anprobiert wie Kleider“. Diese Geschichten werden nicht nacheinander, sondern in einer assoziativen Montagetechnik in 91 Abschnitten erzählt, ein Erleben, das der Erzähler selbst wie folgt beschreibt: „Ein Mann hat eine Erfahrung gemacht, jetzt sucht er die Geschichte seiner Erfahrung.“ Max Frisch selbst schrieb in dem Text „Unsere Gier nach Geschichten“, der zu einem programmatischen Entwurf für seinen im Herbst 1964 veröffentlichten Roman wurde, dass man Wahrheit nicht erzählen könne: „Alle Geschichten sind erfunden, Spiele der Einbildung, Entwürfe der Erfahrung, Bilder, wahr nur als Bilder. Jeder Mensch, nicht nur der Dichter, erfindet seine Geschichten – nur dass er sie, im Gegensatz zum Dichter, für sein Leben hält – anders bekommen wir unsere Erlebnismuster, unsere Ich-Erfahrung nicht zu Gesicht.“

 

Dušan David Pařízek wurde 1971 im tschechischen Brünn geboren. Nach seinem Studium der Komparatistik und Theaterwissenschaften an der Universität München sowie Schauspiel und Regie an der Akademie für Darstellende Künste in Prag leitete er von 1998 bis 2012 das Ensemble „Prager Kammertheater“, das er gegründet hatte und das seit 2002 im „Divadlo Komedie“ in der Prager Innenstadt beheimatet war. Neben Uraufführungen tschechischer Dramatiker zeigte diese in Tschechien

mehrfach als „Theater des Jahres“ ausgezeichnete Bühne vor allem Werke zeitgenössischer österreichischer und deutscher Autoren, die in neuen Übersetzungen oder Bearbeitungen gespielt wurden. Seit 2002 führt Pařízek regelmässig in Deutschland Regie, so am Deutschen Theater

Berlin, am Staatstheater Dresden, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg sowie am Düsseldorfer Schauspielhaus. Am Schauspielhaus Zürich waren zuletzt seine Arbeiten „Faust 1–3“ von Goethe mit dem Sekundärdrama „FaustIn and out“ von Elfriede Jelinek (Uraufführung, eingeladen zu den Autorentheatertagen Berlin 2012 und den Mülheimer Theatertagen 2013) und Schillers „Wilhelm Tell“ zu sehen.

 

Fassung von Dušan David Pařízek und Roland Koberg

 

Regie/Bühne Dušan David Pařízek

Kostüme Kamila Polívková

Licht Ginster Eheberg

Dramaturgie Gwendolyne Melchinger

 

Mit:

Lukas Holzhausen

Miriam Maertens

Michael Neuenschwander

Siggi Schwientek

 

Weitere Vorstellungen im Pfauen

21./ 24./ 25./ 29./ 30./ 31. Januar, jeweils 20 Uhr

7./ 8./ 17./ 21./ 26. Februar, jeweils 20 Uhr

5. März, 20 Uhr

 

Weitere Vorstellungen sind in Planung.

 

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