Er selbst steht in der Schuld des muslimischen Regenten Saladin, der ihn überraschenderweise begnadigt hatte. Vorurteile und Ängste herrschen zwischen den Vertretern der verschiedenen Glaubensrichtungen, man nähert sich mit Argwohn, wittert Hinterlist und Verrat. Als Sultan Saladin in Finanznöte gerät, erhofft er sich vom reichen Nathan Unterstützung und stellt ihn mit der Frage nach der „wahren Religion“ auf die Probe. Nathan antwortet mit der weisen Ringparabel, die für Gleichberechtigung und Toleranz der Religionen wirbt. Nun ist der Weg für eine Versöhnung geebnet, mehr noch, trotz Intrigen und Entzweiungsversuchen werden alle Beteiligten ungeachtet ihres Glaubens zu einer großen Familie – nicht nur im übertragenen Sinn.
Lessing hat 1779 mit „Nathan der Weise“ ein Theaterstück verfasst, das mit dem abschließenden Utopiegedanken, der Ringparabel und der Figur des weisen Nathan, der Toleranz statt Rache nicht nur predigt, sondern auch lebt, nahezu zeitlos ist. Der Kampf um Überzeugung und Glaube, um die „wahre“ Religion, ist so alt wie die Menschheit und hat angesichts des 11. Septembers 2001, aber auch im Hinblick auf anhaltende Konflikte im Nahen Osten, nichts an Aktualität verloren. Wie ist der Jude Nathan, dessen Kinder und Ehefrau von Christen brutal ermordet wurden, zu seinem humanistischen Menschenbild gelangt? Wie ist es ihm gelungen, Toleranz und Vergebung aktiv zu leben?
Inszenierung Tilman Gersch
Bühne und Kostüme Ariane Salzbrunn
Musik Bernd Jestram
Video Rainer Schwarz
Dramaturgie Carola Hannusch
Mit: Hanns Jörg Krumpholz (Nathan), Jörg Zirnstein (Tempelherr), Stephan Baumecker (Sultan Saladin), Alexandra Finder (Recha), Hanna Jürgens (Daja), Eva-Maria Damasko (Sittah), Michael Birnbaum (Klosterbruder), Benjamin Krämer-Jenster (Al-Hafi), Lars Wellings (Der Patriarch)
Weitere Termine: So, 23.09., So, 30.09., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus