Bachs Opera seria um den aus Athen verbannten und zum Tode verurteilten Feldherrn Themistokles, der bei seinem Erzfeind, dem Perserkönig Xerxes um Asyl bittet, war die erste Oper, die Kurfürst Carl Theodor 1772 zu seinem Namenstag bei Johann Christian Bach in Auftrag gegeben hat.
Die Episode um Aufstieg und Fall eines erfolgreichen Machtpolitikers zur Zeit der Perserkriege, der nach militärischem Erfolg aus dem eigenen Land vertrieben schließlich von dem von ihm geschlagenen Gegner aufgenommen wird und von diesem wiederum in den Krieg gegen sein Vaterland geschickt werden soll, wurde um ein Karussell von Liebeskonflikten im Widerspiel zwischen persönlichen und politischen Interessen erweitert und eignete sich für die obligate Bekehrung eines Herrschers zur Gnade im sogenannten »Fürstenspiegel«.
Für die reformorientierte Mannheimer Hofoper schrieben die Komponisten des 18. Jahrhunderts eine andere, »modernere« Musik als für die Metropolen London, Paris oder Neapel. So reagierte auch Bach mit seiner Oper auf die herausragende Stellung der Mannheimer Musikkultur mit ihrem hervorragenden Orchester und einem virtuosen Sängerensemble und vertonte ein Libretto von Pietro Metastasio, das vom Mannheimer Hofdichter Mattia Verazi stark im Sinne der Opernreform bearbeitet worden war: weniger Arien, mehr vom Orchester begleitete Rezitative und eine starke Konzentration auf die Haupthandlung. Die großartige Musik verrät, warum Mozart Bach zeit seines Lebens in großer Wertschätzung verbunden war.
Reinhard Goebel war Gründer und 33 Jahre lang Leiter des Ensembles Musica Antiqua Köln und ist ein international gefragter Dirigent und Vermittler seines enormen Wissens um die sogenannte historische Aufführungspraxis an moderne Sinfonie- und Kammerorchester. Er leitete viele namhafte Opern-, Sinfonie- und Rundfunkorchester und wurde für seine Aufnahmen und CD-Einspielungen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 2010 lehrt er als Professor für historische Aufführungspraxis am Mozarteum Salzburg.
Joachim Schlömer arbeitet spartenübergreifend auch als Opern- und Schauspielregisseur. So entstanden Produktionen wie la guerra d' amore am Theater Basel und die nervenwaage, ein Artaud-Abend für das Burgtheater Wien, außerdem Arbeiten für die Salzburger Festspiele, für das Theater Basel, Schauspielhaus Köln, Burgtheater Wien und San Francisco/Berkeley. Die Arbeit von Joachim Schlömer wurde mit dem Otto-Kasten-Preis, Förderpreis der Deutschen Intendanten und dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. In jüngster Zeit setzte er Les Troyens an der Staatsoper Stuttgart in Szene und inszenierte Glucks Alceste, Orfeo ed Euridice und Paride ed Elena im Rahmen einer Gluck-Trilogie am Konzerthaus Berlin. Am Nationaltheater Mannheim inszenierte er 2005 Passaggio/Tre Donne von Luciano Berio und 2009 Schumanns Das Paradies und die Peri. Er wurde an der Folkwang-Hochschule in Essen zum Tänzer und Choreografen ausgebildet. Nach der Gründung seiner eigenen Compagnie JOSCH übernahm er in Ulm, Weimar und Basel die Direktion des Tanztheaters und choreografierte darüber hinaus u. a. für das Ballet de l'Opera de Lyon, Singapore Dance Theatre und Baryshnikovs White Oak Project.
Horst Weber ist Professor für Musikwissenschaft an der Folkwang Hochschule in Essen. Er promovierte über Mozarts Musiktheater und ist neben seiner Lehrtätigkeit mit zahlreichen musikwissenschaftlichen Publikationen und Forschungsprojekten u. a. zur Musik in der Emigration und zur Wiener Moderne hervorgetreten.
Musikalische Leitung Reinhard Goebel
Inszenierung Joachim Schlömer
Bühne Joachim Schlömer
Kostüme Falk Bauer
Dramaturgie Christiane Plank-Baldauf
Serse
Lars Møller
Temistocle
Szabolcs Brickner
Lisimaco
Yuriy Mynenko
Aspasia
Cornelia Ptassek
Neocle
Netta Or
Prinzessin Rosanne
Iris Kupke
Schauspielchor
Sebastian Borucki / Roman Kimmich / Lorenz Kandzior / Daniel Mann / Benjamin Wendel
10. Juli 2012 - 19:30 Uhr
15. Juli 2012 - 17:00 Uhr
18. Juli 2012 - 19:30 Uhr
20. Juli 2012 - 19:30 Uhr