Eine Anfang Jahr veröffentliche Studie zeigt, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz nach wie vor weit verbreitet ist. Rund ein Drittel der erwerbstätigen Frauen und zehn Prozent der erwerbstätigen Männer müssen sich „anzügliche Sprüche anhören, Obszönitäten gefallen lassen oder unerwünschte Körperkontakte erdulden“, ergab die Schweizer Studie, die auch festhält, dass die oft gehörte Gleichung „Männer = Täter und Frauen = Opfer“ nicht stimme.
Hier setzt „Oleanna – Ein Machtspiel“ an, das den verbal ausgetragenen Machtkampf zwischen einem Professor und einer Studentin schildert. Das Zwei-Personen-Stück wirft die Zuschauer in ständig wechselnde Allianzen für oder gegen eine der beiden Personen. Es ist ein Stück über zwei Menschen, deren Missverständnisse sich zu einem brutalen Machtkampf aufschaukeln, und ein Teststück für zwei Schauspieler, die sich darstellerisch nichts schenken dürfen.
„Oleanna“ ist ein längst zum modernen Klassiker avanciertes Stück, das im Niemandsland zwischen Missverständnis und sexueller Belästigung spielt. Mamet schildert den Machtkampf zwischen einem Professor und einer unterprivilegierten, nicht besonders begabten Studentin, der er zunächst helfen will, die aber seine Bemühungen missversteht und ihn der sexuellen Belästigung beschuldigt. Ein Machtspiel beginnt, bei dem am Ende nichts ist, wie es war: Der Professor verliert seinen Job; die Studentin hingegen hat sich zur selbstbewussten Frau gemausert.
David Mamet erweist sich als Meister der geschliffenen Dialoge. Mit „Oleanna“ hat er ein Lehrstück in Sachen Kommunikation geschrieben, ein packendes Kammerspiel über die Fallstricke doppeldeutiger und uneindeutiger verbaler und nonverbaler Kommunikation, das zeigt, wie sich Machtverhältnisse in ihr Gegenteil verkehren, wenn Missverständnisse eskalieren.
Inszenierung Jürgen Hartmann / Julia Holmes
Ausstattung Romy Springsguth
John Jürgen Hartmann
Carol Julia Holmes