Sein Gegenüber wird keine Straße mehr betreten. Oder wenn, dann als ein anderer, als ein zerstörter Mensch. Nicolas arbeitet im Auftrag seiner Regierung. Diese Regierung verfügt über Soldaten, es sind »Soldaten Gottes«, sie kämpfen für eine hohe Macht. In Etappen nimmt sich Nicolas eine kleine Familie vor. Vater, Mutter, Kind. Und während er die Konversation am Laufen hält, den Trinkspruch wiederholt, wird Leben zerstört. Die Konvention eines Gesprächs wandelt sich – von der Befragung zum Verhör und schließlich zur Folter. Eine Aggression aus Andeutung, Drohung und Verbindlichkeit.
Nicolas liebt den Ausdruck in den Augen der Opfer. Darin sieht er ihre ‚Seele
durchschimmern’ … Am Ende wird das Opfer so lapidar präsentiert wie das nächste Glas, das man nun in Ruhe trinken kann – for the road – auf der man weiter geht.
Pinter, Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2005, hat „One for the road – Noch einen Letzten“ selbst 1984 im Studio des Lyric Hammersmith Theatre London zur Uraufführung gebracht. (DE 1986 am Staatstheater Stuttgart.) Das zentrale Thema des Autors – das Verhältnis von Demokratie und Terror in unserer Gegenwart – wird in „One for the road“ in einer Modellanordnung vorgeführt. In äußerst knappen, lakonisch wirkenden Dialogen zieht er ein Netz um seine vier Figuren – eine kleine Familie und ihr Folterer - verstrickt er Opfer und Täter in eine elementare Anspannung. Die Folter wird als Prüfstein der Rechtsstaatlichkeit verstanden, aber auch als Ausdruck eines schwelenden Irrsinns, der womöglich mehrheitsfähig ist.
Regie Volker Hesse Bühne Hyun Chu Kostüme Hanne Günther
Mit: Michael Wenninger (Nicolas), Rosa Enskat (Gila), Prodromos Antoniadis (Victor)
und Paul Cybulska/Ben Meerwein (Nicky)
Vorstellungen am 24., 28. und 30. Mai, 2., 12., 15. und zum letzten Mal am 17. Juni.