Eine zweite Version kam 1929 am Grand Théâtre de la Monnaie in Brüssel heraus.
In Prokofjews Werk wird man „klassische“ Arien und Ensembles vergeblich suchen, vielmehr herrscht durchgängig ein Deklamationsstil vor, der die dialogische Struktur des Romans kongenial in Klang umsetzt. Auf der anderen Seite ist es aber auch die Musik, die – besonders in der zentralen Rouletteszene im vierten Akt in Form eines Rondos – die Handlung kommentierend ergänzt.
Nun kehrt mit der Frankfurter Erstaufführung Dostojewskis Stoff in Form von Prokofjews Vertonung sozusagen zu seinen geographischen Ursprüngen zurück: Der russische Schriftsteller, selbst ein begeisterter Glücksspieler, hatte seinerzeit im nahen Wiesbadener Kasino hohe Beträge verloren. Daher wurde schon oft bemerkt, dass mit dem fiktiven Ort Roulettenburg, in dem die Handlung spielt, die Kurstädte des Rhein-Main-Gebietes – neben Wiesbaden auch Bad Homburg – gemeint sind.
Der General ist bankrott, umwirbt aber dennoch die junge Blanche, die jedoch – in Unkenntnis der Tatsachen – nur hinter dem Geld des Alten her ist. Wie der General hat auch dessen Stieftochter Polina Schulden beim Marquis, der sich als Konkurrent des Hauslehrers Alexej um die Liebe Polinas entpuppt. Die gesamte Gesellschaft wartet auf das Ableben der reichen Großmutter, deren Geld alle Probleme – nicht nur der Erben – lösen würde. Als die alte Dame im Hotel erscheint, um – anstatt es ihren Erben zu überlassen – ihr Vermögen lieber selbst im Spiel einzusetzen, fallen die Masken der Protagonisten: Blanche verlässt den General, und am Ende bricht auch Polina mit Alexej, den ein unerwarteter Gewinn am Roulettetisch immer tiefer in die Spielleidenschaft treibt.
Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Sebastian Weigle. Für die Inszenierung kehrt nach Pfitzners Palestrina (2009) und Berlioz’ Fausts Verdammnis (2010) Regiemeister Harry Kupfer an den Main zurück. Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem britischen Bassisten Clive Bayley (General), der hier kürzlich als Dosifej in Mussorgskis Chowanschtschina erfolgreich war, und vor allem der bedeutenden Sing-Schauspielerin Anja Silja (Großmutter), die an der Oper Frankfurt im Laufe ihrer langen Karriere große Erfolge feiern konnte. Zur übrigen, sehr umfangreichen Besetzung gehören neben Mitgliedern des Ensembles der Oper Frankfurt auch Stipendiaten des Operstudios, Chorsolisten der Oper Frankfurt und Gäste.
Oper in vier Akten (sechs Bildern) von Sergej S. Prokofjew
Text vom Komponisten nach dem Roman Igrok (1866) von Fjodor M. Dostojewski
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle
Inszenierung: Harry Kupfer
Bühnenbild: Hans Schavernoch
Kostüme: Yan Tax
Licht: Joachim Klein
Choreografie: Doris Marlis
Dramaturgie: Malte Krasting
Video: Thomas Reimer
General a.D.: Clive Bayley
Polina, Stieftochter des Generals: Barbara Zechmeister
Alexej, Hauslehrer der Kinder des Generals: Frank van Aken
Großmutter: Anja Silja
Der Marquis: Martin Mitterrutzner
Mr. Astley: Sungkon Kim
Blanche: Claudia Mahnke
u.v.a.m.
Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Weitere Vorstellungen: 18., 20. Januar, 15., 17., 22., 24. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von
Kindern zwischen 3 und 9 Jahren) Februar 2013
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Karten sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, im Telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 oder online unter www.oper-frankfurt.de erhältlich. Bei Buchung von Vorstellungen bis 4 Wochen vor dem Aufführungstermin gibt es einen Frühbucherrabatt von 10% auf die oben angegebenen Preise, die Premiere ausgenommen.