Aus über 500 Vorschlägen wurde Andreas Kriegenburgs »Orpheus und Eurydike« (Musikalische Leitung: Alexander Steinitz, Bühne: Harald Thor, Kostüme: Andrea Schraad, Choreografie: Zenta Haerter) in der Kategorie »Beste Regie im Musiktheater« neben Dietrich Hilsdorfs Inszenierung »Jephta« (Theater der Stadt Bonn) und »Doktor Faustus« in der Regie von Jossi Wieler (Staatsoper Stuttgart) ausgewählt.
Die Nominierung folgt einer durchweg positiven Aufnahme der Inszenierung beim Publikum und in den Feuilletons der überregionalen Presse nach der Premiere im Januar dieses Jahres. »Man lebt, um zu sterben. Man stirbt, weil man lebt. Kriegenburg erzählt das mit einer Liebe zum Leben, dass es einem über den Rücken fährt, mit schmerzender Intensität. (...) Ein fantastischer Abend«, schrieb die Fachzeitung »opernwelt«. Die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« beschrieb den Abend als »Kammerspiel der Gefühle – und vor allem Ulrike Mayer als Orpheus setzt das eindrucksvoll um. Sie ist ein schlaksiger, verzweifelter Orpheus, der sich nicht nur an seiner Trauer berauscht. Die Inszenierung arbeitet stimmungsstark mit Verdoppelungen, mit Masken und mit Puppen (...) einhelliger Beifall für alle Beteiligten und für eine Aufführung, die über Magdeburg hinaus Aufmerksamkeit verdient.«
Am Grab seiner jungen Frau Eurydike beklagt der Sänger Orpheus ihren Tod und fordert die Geliebte von den Göttern zurück. Diese senden Amor mit der frohen Botschaft, dass seine Treue sie gerührt habe und Orpheus in die Unterwelt hinabsteigen und Eurydike zurückholen könne – vorausgesetzt, er blicke sie dabei nicht an. Orpheus übersteht alle Gefahren der Unterwelt durch die Kraft seiner Musik, aber als er Eurydike in die Oberwelt zurückführt, versteht sie nicht, warum er sie dabei nicht ansieht …
Der Orpheus-Mythos ist einer der beliebtesten Opernstoffe überhaupt – er lag schon der ersten Oper aus dem Jahre 1600 zu Grunde. Deshalb verwundert es nicht, dass der große Opernreformer Gluck 1762 für die erste Oper, mit der er sich aus den althergebrachten starren Formen der Opera seria befreite, diesen Stoff um die Macht der Liebe und der Musik wählte: »Ich setze mir vor, alle Missbräuche zu vermeiden, die in die italienische Oper durch die falsch angebrachte Eitelkeit der Sänger und die allzu große Nachgiebigkeit der Komponisten eingedrungen sind und die das schönste und prächtigste Schauspiel zur Lächerlichkeit herabgewürdigt haben«, leitete sein Partner, der Librettist Cal-zabigi, diese wohl grundlegendste Reform in der Geschichte der Oper ein. Frei von strengen höfischen Formeln und handlungshemmenden Balletten kann sich das musikalisch-szenische Geschehen nun ganz auf die großartige Liebesgeschichte, die Ängste und die Hoffnungen der beiden Protagonisten konzentrieren.
Musikalische Leitung Alexander Steinitz Regie Andreas Kriegenburg Bühne Harald Thor Kostüme Andrea Schraad Choreografie Zenta Haerter
Premiere 28. 01. 2006 Spielort opernhaus