Zauber und Schönheit des puren, neoklassischen Balletts in Balanchines Meisterwerk „Serenade“. Expressives, aber auch lyrisch-zartes Antanzen gegen das Ende in Paul Lightfoots und Sol Leóns „Signing Off“. Und schließlich der zweifelnde Mensch, hin- und hergeworfen zwischen Selbstbehauptung und Ausgeliefertsein, ringend um Liebe und Erkenntnis in Martin Schläpfers „Reformationssymphonie“. Musikalisch stehen sich Werke von Peter I. Tschaikowsky, Philip Glass und Felix Mendelssohn Bartholdy gegenüber, die Generalmusikdirektor Axel Kober mit den Düsseldorfer Symphonikern zum Klingen bringt.
Trotz seiner Gegensätze lädt der Abend dazu ein, Zusammenhänge zu entdecken: Es sei „ein clever austarierter Abend zu Tod und Transzendenz, dem es gelingt, den größten Fragen die klarste Form, zu geben“, sagt Nicole Strecker (WDR 3) über Martin Schläpfers Komposition des Abends. „Seinen fulminanten Auftakt setzt er fort“, schreibt Ananda Milz in der Rheinischen Post: „Auch der dritte Tanzabend gerät zum Ereignis und zeichnet fast 100 Jahre Tanzgeschichte nach. Das Publikum dankt mit Ovationen.“
„Serenade“
Musik: Serenade für Streicher C-Dur op.48 von Peter I. Tschaikowsky
Choreographie: George Balanchine // Kostüme: nach Karinska // Einstudierung: Nanette Glushak
Auf geradezu magische Weise öffnet sich die Tür in die Welt des klassischen Balletts mit einer äußerst simplen Aktion: 17 bewegungslos in sich versunkene Tänzerinnen in hellblauen, dreiviertellangen Tutus nehmen unisono die Erste Position des klassischen Kanons ein …
George Balanchine (1904–1983) zählt zu den bedeutendsten Choreographen des 20. Jahrhunderts. Bis heute ist es für jedes Ensemble eine große Auszeichnung und Herausforderung, ein Ballett aus seinem insgesamt 425 Werke umfassenden OEuvre präsentieren zu können. Verwurzelt in der St. Petersburger Tradition Marius Petipas und in Paris als Choreograph für Diaghilews Ballets Russes zur Avantgarde der 20er Jahre gehörend, gelang es Balanchine nach seiner Übersiedelung 1934 in die USA wie keinem anderen, den akademischen Tanz für das 20. Jahrhundert weiterzudenken. Mit seinem Ballett „Serenade“ schuf er auf Peter Tschaikowskys gleichnamige Komposition sein erstes amerikanisches Meisterwerk: Mit unerschöpflichem Erfindungsreichtum und einer klaren, von allem äußerlichen Beiwerk befreiten Bewegungssprache entfalten sich der Zauber, die Schönheit und die Romantik des puren klassischen Tanzes.
„Signing Off“
Musik: 1. und 2. Satz aus dem Konzert für Violine und Orchester von Philip Glass
Choreographie, Bühne und Kostüme: Paul Lightfoot und Sol León // Licht: Tom Bevoort
Einstudierung: Anders Hellström und Shirley Esseboom // Solo-Violine: Tai Murray / Natasha Korsakova
Schwarz-weiß ist die Welt. Musik von Philip Glass zieht uns mit ihren kreisenden Bewegungen immer tiefer hinein in die Strudel nur scheinbar friedlicher Trancezustände. Ein Todesbote wandelt einsam vor sich hin. Zwei
Tänzerinnen werden auf schaurig-schöne Weise von Wasserfällen aus wallender Seide verschlungen: ein expressives, aber auch lyrisch-zartes Antanzen gegen das Ende, ein melancholisches Abschiednehmen.
Das Choreographen-Duo Paul Lightfoot und Sol León zählt zu den erfolgreichsten Partnern der zeitgenössischen Tanzszene. Nach ihren Ausbildungen an der Royal Ballet School London und der Ballettakademie Madrid fanden die beiden Choreographen ihre künstlerische Heimat am Nederlands Dans Theater Den Haag, wo sie nicht nur selbst in zahlreichen Balletten von Kylián, van Manen, Ek, Duato und Naharin tanzten, sondern seit 1991 auch über 30 gemeinsame Werke schufen. Für ihr 2003 für das NDT I entstandenes Ballett „Signing Off “ wurden Paul Lightfoot und Sol León 2004 mit dem renommierten Prix Benois de la Danse im Moskauer Bolschoi Theater
ausgezeichnet.
„Sol Leóns und Paul Lightfoots preisgekröntes „Signing Off“ ist ein bewegendes Werk über die Vergänglichkeit, die Tragik des Menschen. Sie ist jede Sekunde spürbar in Philip Glass’ dramatisch pulsierendem Violinkonzert.“
(Bettina Trouwborst, Westdeutsche Zeitung)
„Reformationssymphonie“
Musik: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 („Reformationssymphonie“) von Felix Mendelssohn Bartholdy
Choreographie: Martin Schläpfer // Kostüme: Marie-Thérèse Jossen // Licht: Franz-Xaver Schaffer
Hart wie Stahl sind die Körper gespannt, das Ensemble formiert sich wie zu einer Schlacht. Mit gefährlicher Aggressivität werden die schwarzen Spitzenschuhe der Tänzerinnen in den Boden gerammt oder dieser mit
wildem, erdigem Stampfen getreten. Doch auch die luftigen Höhen kennt die Welt dieses Tanzstücks auf Felix Mendelssohn Bartholdys 5. Sinfonie: in den hohen Beinen der Frauen auf Spitze, den extremen, von aller Erdenschwere befreiten Sprüngen der Männer, der verletzlichen Sehnsucht, Fragilität und berückend-schönen Schwerelosigkeit vieler Passagen.
Martin Schläpfers „Reformationssymphonie“ ist mehr als ein Ballett. Es ist die eindringliche Frage nach dem Tanzen an sich, nach der Bewegung und mehr: nach dem, was hinter dieser liegt. Im Zentrum steht ein zweifelnder Mensch, hin und her geworfen zwischen Selbstbehauptung und dem Gefühl des Ausgeliefertseins, ringend um Liebe und Erkenntnis. – „Ein großer Wurf (…), triumphal“, urteilte Jochen Schmidt in der WELT über die Uraufführung im Februar 2008.
Bettina Trouwborst (Westdeutsche Zeitung) sieht Schläpfers Choreographie „eine kongeniale Arbeit, die ganz in der Musik aufgeht, sie kontrapunktiert, kritisch befragt. Die Suche nach Orientierung und Erkenntnis lässt die
Frauen wütend ihre Spitzenschuhe in den Boden rammen, veranlasst die Männer zu virtuosen, nie gesehenen Sprungvariationen, treibt Paare verzweifelt zueinander.“ Für Michael-Georg Müller (NRZ) ist es „ein symphonisch fließender Tanz mit theologischem Tiefgang: Er zeigt, wie schwer es ist, an seinem Glauben festzuhalten.“
Nach der euphorisch gefeierten Premiere in Duisburg präsentiert das von Martin Schläpfer geleitete Ballett am Rhein den dritten Ballettabend „b.03“ erstmals im Opernhaus Düsseldorf.
Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf:
So 21.02.10 – 18.30 Uhr (Premiere in Düsseldorf) / Fr 26.02. – 19.30 Uhr / Sa 27.02. – 19.30 Uhr / Mi 03.03. – 19.30 Uhr / Sa 06.03. – 19.30 Uhr / Fr 19.03. 19.30 Uhr / So 04.04. –18.30 Uhr
Karten in den Opernshops Düsseldorf und Duisburg, Telefon 0211.89 25 211, und online über
www.operamrhein.de.