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Rimskij-Korssakows ZARENBRAUT im Theater Osnabrück

Premiere 13.06.2009, 19.30 Uhr, Theater am Domhof

Nikolaj Rimskij-Korssakow zeichnet in dieser Oper bei größter Kantabilität seiner kunstvollen Arien und Ensembles ein abgründiges Gesellschaftsbild. Ein verhängnisvolles Ineinander von Macht, Liebe, Eifersucht und Giftmord vergiften das Leben und die Liebe aller.

Von der Willkür eines Einzigen, dem Zaren Iwan IV hängt alles ab. Er hat die Macht und eine gnadenlose, Schrecken verbreitende Leingarde, die Opritschniki eingesetzt, um überall seinen Willen durchzusetzen. Die Opritschniki wähnen sich im Recht und im Dienst für das russische Reich und holen sich mit Gewalt auch das, was ihnen nicht zusteht.

Als Iwan IV, auch der Schreckliche genannt, nach dem Tod seiner zweiten Frau eine dritte Ehefrau sucht, wird eine riesige Brautschau im ganzen Land veranstaltet. An alle Väter von schönen und tugendhaften Mädchen erging die Aufforderung. Schließlich waren über 2000 Mädchen aus reichen und angesehenen Familien zusammen gesucht. Zwölf von ihnen wählte Iwan aus und übergab sie zu genauerer Untersuchung seinem Arzt und älteren Hofdamen. Iwan entschied sich für Marfa, die schöne Tochter des reichen Nowgoroder Kaufherrn Sobakin. Die große Liebe zwischen Marfa und dem jungen Lykow wird zerstört. Noch während der Hochzeit wird Marfa von ihrem Bräutigam Lykow weggeholt und als Zarenbraut an die Seite des Mächtigen gezwungen. Weder ihr Vater noch ihr Bräutigam vermögen es, sich dem Willen des Zaren zu widersetzen. Doch kaum erwählt, beginnt Marfa dahinzusiechen, soweit erzählt es die Historie.

Ein zweiter Erzählstrang kommt in der Oper zum Tragen. Nicht nur der Zar hatte die schöne Marfa erwählt, auch einer seiner obersten Gefolgsleute, der Opritschnik Grigori Grjasnoi hatte sich in die schöne junge Frau verliebt. Für Ljubascha, bis dahin Grjasnois Geliebte eine existenzielle Katastrophe. Einst bei einem der Raubzüge der Opritschniki gefangen genommen und Grjasnoi als Beute zugefallen, hat Ljubascha in einer Art Stockholm-Syndrom eine tiefe Liebe und Abhängigkeit zu Grjasnoi entwickelt. In ihrer Verzweiflung beschafft sich Ljubascha ein langsam wirkendes Gift, das die Gesundheit und Schönheit der Konkurrentin Marfa zerstört. Außer der großen Liebesgeschichte, die für Marfa, die Zarenbraut in Wahnsinn und Tod endet, hat Rimskij-Korssakow in berührenden Melodien und mit einem phantastischen musikalischen Ideenreichtum das Bild einer Gesellschaft gezeichnet, das beschreibt, was es bedeutet, wenn in einem Überwachungsstatt nur noch Gewalt, Terror und Intrige herrschen.

in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Inszenierung: Kay Kuntze

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